„Traue mich abends nicht mehr raus“: Sextäter von Ottobrunn noch nicht gefasst – Polizei zeigt mehr Präsenz
Vier sexuelle Übergriffe auf Frauen in Ottobrunn und Hohenbrunn sorgen nach wie vor für Verunsicherung. Zwar zeigt die Polizei verstärkt Präsenz. Doch vor allem Frauen berichten, dass sich abends nicht mehr vor die Tür trauen.
Eine Serie von sexuellen Übergriffen zwischen 14. und 16. August hat die Bürger in Ottobrunn und Hohenbrunn erschüttert. Der Täter ist nach wie vor nicht gefasst. Um in diesem brisanten Fall Präsenz zu zeigen und über sonstige Themen präventiv aufzuklären, war die Polizeiinspektion Ottobrunn jetzt mit einem Infostand am Ottobrunner Wochenmarkt vor Ort.
Vier Frauen sind binnen weniger Tage überfallen worden, der Täter ist unerkannt entkommen. Der Tathergang ähnelt sich in allen vier Fällen, sodass der Verdacht nahe liegt, dass es um ein- und denselben Täter handeln könnte: Jeweils zwischen 21 und 22 Uhr näherte sich der Mann den Opfern von hinten, begrapschte sie und versuchte sie zu Fall zu bringen. Den angegriffenen Frauen – die jüngste war jugendlich, die älteste 49 Jahre alt – gelang es jeweils den Täter durch Widerstand und lautes Schreien zu vertreiben.
Bürger teilweise verunsichert
Beim Infostand am Wochenmarkt in Ottobrunn zeigte sich die Polizei präsent und als Ansprechpartner für Fragen der Bürger. Ein Team aus Jugendbeamten, sowie Beamte des Kommissariats 105 für Prävention und Opferschutz und des Ottobrunner Ordnungsamtes waren vor Ort. Gabi Schulze aus Hohenbrunn, eine Passantin am Wochenmarkt, lobte das Engagement: „Es ist toll, dass die Polizei das Thema direkt aufgreift.“ Sichtlich beunruhigt spricht sie mit dem Münchner Merkur über die aktuelle Situation: „Leider muss nur immer erst etwas passieren.“ Die Vorfälle beeinflussen den Alltag der Hohenbrunnerin, sie fährt gerne mit dem Rad. „Ich werde abends erstmal nicht mehr alleine unterwegs sein“, sagt sie.

Auch Elisabeth Hawel aus Höhenkirchen ist verunsichert. „Das ist schon schrecklich. Ich möchte abends nicht mehr gerne rausgehen, ich traue mich nicht“, sagt sie. Für den Fall habe sie sich ein Pfefferspray zugelegt. Monika Schwab von der PI Ottobrunn hat vollstes Verständnis für jede Art von Angst oder Maßnahme zum Selbstschutz. Sie ist jedoch der Meinung, „so beängstigend die Lage auch ist, sich jetzt im Alltag einschränken zu lassen, ist das falsche Signal“.
Mehr Einsatzfahrzeuge sorgen für besseres Gefühl
Die Ermittlungen im Hintergrund laufen auf Hochtouren, die Polizeipräsenz im Umkreis wurde erhöht. „Ich sehe mehr Polizeiautos auf den Straßen, das gibt mir trotz der Umstände ein gutes Gefühl“, sagt Anastasia Vasilevska. Die Ottobrunnerin möchte sich im Alltag nicht beeinflussen lassen. Von der Anschaffung eines Pfeffersprays zum Selbstschutz rät die Polizei hingegen eher ab. Oberkommissarin Melanie Wunsch erklärt, dass es im Ernstfall eher zu Komplikationen führen kann, als dass man sich damit einen Gefallen zu tut. „Die wenigsten sind mit der Benutzung vertraut. Im schlimmsten Fall verletzt man sich in der Hektik selbst oder der Angreifer bekommt es in die Finger“, sagt sie. Stattdessen empfiehlt sie eine Pfeife oder Ähnliches.
Zeugen weiterhin gesucht
Die Täterbeschreibungen der betroffenen Frauen: 1,75 Meter groß, etwa 40 Jahre alt, Bart, dunkle Augen, osteuropäisches Erscheinungsbild, schwarze Sportjacke, rot/weiß/braun-kariertes Hemd, dunklere kurze Hose, dunkle Schuhe, ungepflegte Erscheinung; 1,80 Meter groß, etwa 30 Jahre, kräftige Statur, hellere Hautfarbe, kurze Haare, Bart ohne Konturen, bekleidet mit Cap, T-Shirt, Sneaker; 1,75 Meter groß, etwa 30 Jahre alt, rotes Cap. Zeugen, die Hinweise geben können, sollen sich bitte beim Polizeipräsidium München, Kommissariat 15, unter Tel. 089/291 00 melden.
Tipps für Opfer und Helfer
Neben Achtsamkeit und Vorsicht – ohne sich im Alltag einschränken zu lassen – verweist die Polizei auf ihr umfangreiches Infomaterial zu sinnvollem Helfer- und Opferverhalten, sowie diversen Kursen, Schulungen und Beratungsangeboten. Das Team vor Ort leistete darüber hinaus auch Aufklärungsarbeit für Jugendliche und Senioren in diversen Themen, wie einerseits den Umgang mit Drogen und Gewalt und andererseits die Sicherung der eigenen Person sowie der Wohnung bei Überfällen und Einbrüchen.
Opfer sollen versuchen, die Gefahrensituation frühzeitig zu erkennen und die Situation, wenn möglich, zu verlassen. Falls es zur Interaktion kommt: den Täter immer siezen, ihn weder anfassen noch provozieren und Öffentlichkeit herstellen durch Ansprechen anderer Personen oder Lärm. Als Helfer sollte man sich selbst nie in Gefahr begeben. Durch Ansprechen der Opfer kann man Überzahl herstellen und das Opfer so aus der Situation herausholen. Darüber hinaus gilt Hilfe holen und den Notruf oder dergleichen betätigen. Sowohl die Polizei als auch das Kommissariat für Prävention und Opferschutz stehen in solchen Fällen beratend zur Seite und bieten Kurse an. Beratungstelefon 089/29 10 44 44, Kursangebote 089/29 10 44 61.