„Felßner sucht immer einen Mittelweg“: Kreisobmann bedauert Entschluss von BBV-Chef

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Kreisobmann Josef Huber bedauert den Entschluss des BBV-Präsidenten zum Ministerposten. © THOMAS PLETTENBERG

Nachdem BBV-Präsident Günther Felßner einen Posten als Bundeslandwirtschaftsminister für sich ausgeschlossen hat, meldet sich Kreisobmann Josef Huber zu Wort. Er hat eine klare Meinung.

Valley – Der Valleyer Landwirt (55) kritisiert im Interview mit Redakteur Jonas Napiletzki den Umgang mit Felßner und bedauert dessen Entscheidung. Wie im überregionalen Teil berichtet, hatten Aktivisten der Organisation „Animal Rebellion“ auf Felßners Hof rauchende Pyrotechnik gezündet und waren mit Leitern aufs Dach gestiegen, von wo sie ein Banner herabließen. Mit Verweis auf eine Gefährdung seiner Familie entschied sich der Mittelfranke anschließend gegen einen möglichen Ministerposten.

Herr Huber, wäre Günther Felßner aus Ihrer Sicht geeignet für den Ministerposten gewesen?

Ich glaube, dass er eine große Chance für die Landwirtschaft gewesen wäre. Als Kreisobmann kenne ich Felßner auch als Menschen gut. Er ist trotz seiner Karriere Landwirt geblieben, ein lösungsorientierter Praktiker. Mir ist klar, dass vielleicht nicht alles im Landkreis ankommt, wenn er bundesweit Interessen vertreten muss. Aber gerade für die kleinstrukturierte Landwirtschaft wäre er von Vorteil gewesen.

Kritiker haben Felßner genau das zum Vorwurf gemacht: Er vertrete einseitige Interessen.

Ich sehe das genau andersherum. Wenn ich jemanden habe, der sich auskennt, sollte ich gerade ihn als Minister nehmen. Er sieht die Dinge, die auf ihn einprasseln, aus einer praktischen Perspektive und kann sie besser einordnen als jemand, der nur theoretisches Wissen über die Landwirtschaft hat. Und es ist nicht so, dass ein solcher Minister neu wäre. Josef Ertl von 1969 bis 1983 und sein Nachfolger Ignaz Kiechle bis 1993 kamen auch aus der Landwirtschaft.

Hätte der BBV-Präsident auch die ökologische Perspektive mitgebracht?

Bei den Kreisobmänner-Tagungen treffen Vertreter von verschiedenen Strukturen in Bayern aufeinander. Da gibt‘s auch intern einen Diskurs über Ökologie, genauso wie über günstige Lebensmittel. Bei Felßner habe ich noch nie gesehen, dass er sich der biologischen Landwirtschaft versperrt hätte. Er sucht immer einen Mittelweg. Deshalb stehe ich auf seiner Seite.

Und deshalb bedauern
Sie seinen Rückzug.

Einerseits ja, andererseits bin ich froh, dass er uns als Bauernpräsident erhalten bleibt. Vielleicht kann er da sogar mehr bewirken. Insgesamt sehe ich aber die Debatte kritisch, in der die Aktivisten mit den Bauern an der Fähre mit Habeck verglichen werden. Gerade als Tierschützer sollte man wissen, welche Panik Rauch bei Tieren auslöst. Aufs Dach zu steigen, ist auch eine andere Hausnummer. Das hat für mich etwas vom Haberfeldtreiben, was zum Glück verboten wurde.

Können Sie Felßners Entscheidung verstehen?

Absolut. Wir haben das auch in der Familie diskutiert. Wenn ich als Kreisobmann in eine solche Lage käme, wäre für mich auf jeden Fall Schluss.

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