Spekulationen über eine neue Bewaffnung für F-16-Kampfjets sind aufgekommen. Doch für den Einsatz gegen Putins Truppen müsste die USA ein Tabu brechen.
Washington D.C. – Nach den F-16-Kampfjets-Lieferungen an die Ukraine haben die Niederlande weitere wichtige Waffenhilfe gegen Putins Luftangriffe zugesichert. Nun könnten auch die USA, die der Kampfjet-Koalition zwar angehören, aber bisher keine eigenen F-16 geliefert haben, einen wichtigen Beitrag für Kiews Kampf gegen Russland und im Ukraine-Krieg leisten.
F-16-Kampfjets im Einsatz: Westliche Jets bestehen bei russischem Luftangriff erste offizielle Feuertaufe
Die massiven Luftangriffe Russlands der vergangenen Tage haben nicht nur in Kiew für Empörung gesorgt. Die Kampfflugzeuge des Typs F-16 wurden nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj für die Abwehr eines großen russischen Luftangriffs eingesetzt. „Schon im Rahmen dieses riesigen Raketenangriffs schossen wir mithilfe von F-16 einige Raketen ab“, sagte er bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Selenskyj dankte den Partnern der Ukraine für die Lieferung dieser Flugzeuge und betonte, dass ihre Zahl nicht ausreiche. „Wir haben nicht viele davon und die Piloten müssen noch ausgebildet werden“, so der Staatschef.
Neue Raketen für die Ukraine-F-16-Kampfjets: Lieferung von Marschflugkörpern im Kampf gegen Putin steht im Raum
Während die Ukraine zuvor mit Vergeltung drohte und dabei auch den Einsatz von F-16-Kampfjets gegen Putins Truppen nicht ausschloss, könnte es in den USA zu einem weiteren Umdenken bei der Waffenhilfe im Ukraine-Krieg kommen. Darüber spekuliert zumindest die Kyiv Post.
Unter anderem ist in den Gedankenspielen von einer Lieferung von JASSM-Marschflugkörpern die Rede. Sollte die Administration von US-Präsident Joe Biden der Ukraine diese Raketen für den Einsatz der F-16-Kampfjets zur Verfügung stellen, würden sich die taktischen Fähigkeiten der bereits gelieferten Kampfflugzeuge erheblich erweitern.
Marschflugkörper für F-16-Kampfjets: Nächste Waffenlieferung könnte Putin vor Probleme stellen
Sollte aus den bisherigen Spekulationen in naher Zukunft Realität werden, würde sich für Wladimir Putin und seine Streitkräfte ein ganz neues Problem ergeben. Denn mit einer Lieferung der Marschflugkörper aus US-Produktion könnte die Ukraine die Möglichkeit einer neuen F-16-Strategie erhalten. Derzeit dürften die Maschinen nur dafür eingesetzt werden, um die Luftüberlegenheit von Putins Luftwaffe etwas auszugleichen und bei massiven Raketenangriffen die Luftverteidigung zu stärken. Die neuen Raketen würden die F-16 hingegen in die Lage versetzen, verheerende Schläge auf russische Bodenziele im Ukraine-Krieg und möglicherweise auch in Russland durchzuzuführen.
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Die JASSM (Joint Air-to-Surface Standoff Missile) ist nämlich ein konventioneller, luftgestützter Marschflugkörper, der vor allem für Bodenangriffe konzipiert ist. Während die Rakete normalerweise zur Bewaffnung von Langstrecken-Bombern wie dem B-1 zählt, könnten aber auch F-16-Kampfjets unter jeder Tragfläche eine dieser Rakete transportieren.
„Der Flugzeugrumpf selbst kann als eckig beschrieben werden, ähnlich dem Taurus KEPD 350, allerdings runder und fließender“, schreibt der Thinktank Center for Strategic and International Studies CSIS über die mögliche neue Raketen für die F-16-Kampfjets.
Kommen die Marschflugkörper-Raketen für die F-16-Kampfjets der Ukraine überhaupt?
Am Ende bleibt abzuwarten, ob es zu einer Wende in der Waffenhilfe der USA kommt und nach den Sidewinders überhaupt die Marschflugkörper-Raketen für die F-16-Kampfjets an die Ukraine geliefert werden. Die Hürden sind vielfältig. Zum einen sind die Bestände begrenzt und zum anderen hat die Biden-Regierung bisher immer einen Einsatz von US-Waffen auf russischem Gebiet strikt abgelehnt. Doch genau hier würden die JASSM-Raketen ihre größte Wirkung entfalten.
Darüber hinaus belaufen sich derzeit die Schätzungen darauf, dass nur vier bis sechs Maschinen überhaupt im Einsatz sind, da es an ausgebildeten F-16-Personal im Cockpit mangelt, weil der Ukraine noch immer die F-16-Piloten fehlen. Ein Umstand, der den begrenzten Beständen zugutekommen würde, aber der Effektivität keineswegs zuträglich wäre.
„Amputierte“ F-16-Kampfjets im Kampf gegen Putins Streitkräfte: Alle Auflagen sollten „fallen“
Der ehemalige Generalleutnant und Ex-Nato-Kommandierende Erhard Bühler kritisierte jüngst die in ihrer Effektivität bisher offenbar „amputierten F-16-Kampfjets“ im Kampf gegen Putins Streitkräfte. Auf die Aussage von MDR-Journalist Tim Deisinger, dass die Ukraine selbst mit Abstandswaffen keine potenziell feuernden russischen Maschinen über russischem Kernland angreifen dürfe, sagte Bühler: „Die Art der Auflagen ist, drücken wir das mal höflich aus, unübersichtlich.“ Das beträfe die Systeme, die eingesetzt werden sollen, das beträfe genauso die Munition, die mittels dieser Systeme verschossen werde, das beträfe die Räume, in denen sie eingesetzt werden dürften und den Zweck.
Stattdessen sprach er unlängst eine deutliche Empfehlung für den Einsatz von westlichen Waffen im Ukraine-Krieg und auf russischem Boden aus. „Ich meine, im Idealfall – aus operativer Sicht – sollten alle Auflagen fallen.“