Müll und Schlamm: Auch die Allershausener räumen Hochwasser-Chaos auf

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Haufenweise Müll: Am Volksfestplatz laden die Bürger ihren Unrat ab. Per Bagger wird dann alles in Container geladen. © Bauer

Nach dem Hochwasser ist auch in Allershausen noch einiges zu tun. Doch die Hilfsbereitschaft im Ort ist groß, wie ein Wirt am eigenen Leib erfuhr.

Allershausen – Allershausen war bereits vom Hochwasser 1994 und 2014 stark betroffen. „Doch dieses Jahr haben wir alle Pegelstände getoppt“, sagt Bürgermeister Martin Vaas im FT-Gespräch. Die aktuelle Situation mit dem Ausmaß an Schäden scheint einen neuen Tiefpunkt für die Gemeinde darzustellen. „Es ist das Schlimmste, was wir bisher hatten.“

Er und die Verwaltung seien aktuell noch voll im Krisenmanagement, etwa bei der Unterbringung von Allershausenern, die wegen des Wasserpegels oder Sachschäden nicht in ihre Wohnungen können. Darunter auch eine Familie mit Säugling und einem 19-jährigen Sohn, der im Rollstuhl sitzt. Die vierköpfige Familie wohnt derzeit in einem Hotel in Tüntenhausen. Mit einem Aufruf über Antenne Bayern erhofft sich Vaas aktuell eine neue Bleibe. „Es haben sich bereits zwei gemeldet, die die Familie gerne aufgenommen hätten, aber die Wohnungen waren einfach nicht behindertengerecht genug“, schildert Vaas. Heißt: Die Suche nach einer geeigneten Unterbringung geht weiter.

Erfolg beim Aufruf für Ladekran-Lkw

Der Aufruf für einen Lkw mit Ladekran war dagegen erfolgreich. „Wir haben jemanden gesucht, der den ganzen Müll vom Straßenrand und von den ausgeräumten Kellern abholen kann“, erklärt Vaas. Beim Radiosender hat sich Andi Heinziger aus Reichertshausen gemeldet, der dann wiederum von der Gemeinde kontaktiert wurde. „Er fährt heute und morgen für uns kostenlos alles ab und nimmt den Müll mit“, so Vaas. Und das ist eine Menge: Sperrmüll, defekte Kühltruhen, Kühlschränke, Trockner, Waschmaschinen, Holz und anderes, „was man halt so im Keller stehen hat“, staple sich derzeit in der Gemeinde.

Wahlsonntag nicht in Gefahr

Auch „riesige Schäden“ im Kindergarten und im Rathaus verzeichnet die Gemeinde (wir haben berichtet). „Am schlimmsten sieht es in der Schule aus“, weiß Vaas. Strom gab es am Mittwochmittwoch in vielen Teilen von Allershausen immer noch nicht – auch nicht im Rathaus. E-Mails empfangen oder telefonieren sei schwierig. Er sei quasi abgeschottet von außen, so Vaas. „Ich habe mein Büro jetzt in mein Auto verlegt.“ So fahre er für wichtige Telefonate dahin, wo er gerade Empfang habe.

(Der Live-Ticker des Freisinger Tagblatt bietet laufend aktuelle Informationen zu den weiteren Entwicklungen des Hochwassers.)

Die Situation vor Ort hat auch Auswirkungen auf den Wahlsonntag. „Statt in der Grundschule wird jetzt die Ampertalhalle als Wahllokal dienen“, informiert der Rathauschef. Der Hauptserver der Gemeindeverwaltung wird außerdem vom Allershausener Rathaus nach Paunzhausen verlegt, damit von dort gearbeitet werden kann. „Das kriegen wir schon hin“, zeigt sich Vaas zuversichtlich.

Riesige Hilfsbereitschaft

Freilich kämpft nicht nur die Gemeinde mit Schäden, auch Unternehmen wie das Hotel Fuchswirt und Edeka stehen wörtlich vor Trümmern. „Seit zwei Tagen räumen die den Edeka leer“, weiß Vaas. Die Scheiben seien zerbrochen und der Laden komplett überschwemmt gewesen. Bis dieser wieder öffnen kann, werde es noch einige Zeit dauern, vermutet der Bürgermeister.

Im beliebten Partyraum mit Holzbar des Fuchswirt in Allershausen stand das Wasser 1,50 Meter hoch.
Im beliebten Partyraum mit Holzbar des Fuchswirt in Allershausen stand das Wasser 1,50 Meter hoch. © Bauer

Ähnlich sieht es beim Hotel und Restaurant Zum Fuchswirt aus. Oliver Solsbach startete auf sozialen Netzwerken einen Aufruf für Mithilfe zum Ausräumen seines Kellers. „2100 Quadratmeter waren auf zwei Meter Höhe komplett geflutet“, schildert er dem Tagblatt. Die Feuerwehr habe fünf Stunden lang abgepumpt.

Fast 40 Bürger kamen Solsbachs Aufruf nach und halfen am Dienstag schließlich fleißig mit. „Innerhalb von fünf Stunden war alles komplett leergeräumt“, berichtet der Wirt. In der Bar im Keller habe einiges rausgemusst. „Mobiliar, die Bar selbst, Dekor, Catering-Equipment, Sanitäranlagen, Servietten. Von A bis Z ist alles hinüber“, zählt Solsbach auf. Auch die Elektrik sei betroffen, die das gesamte Haus, also auch Hotel und Restaurant mit Strom versorgt. Doch Solsbach ist begeistert von der Hilfsbereitschaft. „Die Mithilfe von Mitbürgern ist gewaltig, es ist Wahnsinn, was sich da aktuell für eine Gemeinschaft zusammentut“, zeigt er sich dankbar. Nicht nur Allershausener hätten ihm geholfen, auch Personen aus Kranzberg beispielsweise. „Am Ende haben wir Brotzeit gemacht und was getrunken. Das war wirklich schön.“

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