Neue Betreuungsgruppe für Demenzkranke in Penzberg

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Hereinspaziert bei der neuen Betreuungsgruppe für Demenzkranke: (v.l.) Katharina Klora, Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige bei der Alzheimer-Gesellschaft Pfaffenwinkel-Werdenfels, ehrenamtliche Helferin Ingrid Stockhammer und Barbara Gerstl-Scherl, Leiterin der Betreuungsgruppe. Pläne für Angehörigen-Treffs © wos

Seit Januar gibt es in Penzberg eine Betreuungsgruppe für Demenzkranke. Zwei Treffen fanden seither im Treff Casa an der Bahnhofstraße statt. Noch ist der Kreis sehr klein, dabei wäre Platz für jeweils bis zu acht Gäste. Das Hauptziel ist, die pflegenden Angehörigen für ein paar Stunden zu entlasten.

Penzberg – Am Tisch im Casa sitzen an einem Mittwoch im Februar zwei ältere Männer. Sie haben Demenz. Es gibt Kaffee und Kuchen. Die Sozialpädagogin Barbara Gerstl-Scherl, Leiterin der Betreuungsgruppe, liest das Märchen „Schneewittchen“ vor. Bei den Worten „Spieglein, Spieglein an der Wand“ sprechen alle mit. Am Tisch sitzt auch Ingrid Stockhammer als ehrenamtliche Helferin. Später schneiden sie Herzen aus einem roten Karton aus und befestigen sie an Schnüren, zum Aufhängen. Es ist Valentinstag.

Noch ist die Betreuungsgruppe für Demenzkranke in Penzberg ganz neu und noch ist sie recht klein. Ins Leben gerufen wurde sie von der Alzheimer-Gesellschaft Pfaffenwinkel-Werdenfels, die in Weilheim vier solcher Gruppen hat. In Penzberg ist die Gesellschaft seit November mit einer Beratung für Angehörige vertreten.

Dringend nötige Entlastung für einige Stunden

Das Hauptziel der Betreuungsgruppe sei, dass die Angehörigen „auch mal Zeit für sich haben und Verantwortung abgeben können, sagt Katharina Klora, Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige bei der Alzheimer-Gesellschaft. 70 Prozent der Demenzkranken würden von ihren gesunden Partnern gepflegt, erklärt sie. Dies könne sehr belastend sein, wenn mit der schleichenden Demenzerkrankung der gesunde Partner immer mehr Verantwortung übernehmen muss. Entlastung für einige Stunden soll die Betreuungsgruppe deshalb bieten.

Andererseits hat Katharina Klora die Erfahrung gemacht, dass Angehörige oft sagen, so eine Betreuungsgruppe sei nichts für den demenzkranken Partner, den Vater oder die Mutter. Dabei spielen Ängste eine Rolle. Tatsächlich ziehen sich Menschen mit Demenz immer mehr zurück, sie werden orientierungslos, haben Angst in ungewohnter Umgebung und fühlen sich daheim am sichersten. Die Skepsis hat Katharina Klora erst vor kurzem bei einem Angehörigen erlebt. Sie versuchten es trotzdem, der Demenzkranke besuchte die Gruppe „und er genießt es“, erzählt sie.

2700 Demenzkranke leben im Landkreis

Katharina Klora hofft, dass künftig mehr Menschen das Angebot in Penzberg wahrnehmen. Bedarf wäre vorhanden, glaubt sie. Immerhin würden im Landkreis 2700 Menschen mit Demenz leben. Wahrscheinlich liegt es daran, dass das Angebot noch nicht so bekannt ist.

Erst möglich wurde es, weil die Alzheimer-Gesellschaft mit Barbara Gerstl-Scherl eine Fachkraft fand, die die Gruppe leitet, und sich ehrenamtliche Helfer meldeten, die eigens eine Schulung als Alltagsbegleiter absolvierten, In Penzberg sind es mittlerweile fünf Ehrenamtliche, die sich abwechseln.

Sozialpädagogin Barbara Gerstl-Scherl war schon immer im sozialen Bereich tätig, ob bei der Familienhilfe, im Kindergarten und im Vorschulbereich. „Es jetzt bin ich in Rente, ich wollte noch einmal eine neue Herausforderung“, erzählt sie. Und: „Es macht Spaß.“ Es sei mit den demenzkranken Gästen auch viel mehr möglich, als man denkt.

„Wir geben unseren Gästen, aber sie geben uns auch etwas zurück“

Eine der ehrenamtlichen Helferinnen ist Ingrid Stockhammer. Als die Kauffrau in Rente ging, wollte sie ein Ehrenamt übernehmen, vorrangig mit älteren Menschen. So kam sie zur Betreuungsgruppe für Demenzkranke. „Es macht Riesenspaß“, sagt auch sie. „Wir geben unseren Gästen, aber sie geben uns auch etwas zurück. Wir lachen zusammen, und wenn sie glücklich sind, sind wir es auch.“ Was sie besonders schätzt: Demenzkranke seien ehrlich, sie würden einen nicht anlügen und gegeneinander ausspielen.

Das Programm in der Gruppe werde flexibel danach gestaltet, was die Gäste noch können, erklärt Katharina Klora. Man ratscht miteinander und erzählt Geschichten, vollendet beim Gedächtnistraining alte Sprichwörter, was das Selbstwertgefühl steigert, man bastelt und malt. Auch Koordinationsübungen gibt es. Das Wichtigste sei das Singen, sagt sie. Dies wecke Emotionen. Die Texte alter Volkslieder würden die meisten können. Denn das Langzeitgedächtnis funktioniert noch, während sich die Menschen an die letzte Woche oder den letzten Tag nicht mehr erinnern.

Neben der Betreuungsgruppe für Demenzkranke soll es künftig in Penzberg auch Treffen für Angehörige geben. Sozialpädagogin Katharina Klora wird sie leiten. Der Start ist für 27. März geplant. Die Angehörigen, sagt sie, sollen sich dort austauschen können, gegenseitig Tipps geben und so das Gefühl haben, nicht allein zu sein. „Das entlastet die Seele.“

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