Die kontroverse Debatte um einen asphaltierten Radweg von Wildbad Kreuth bis zum Achenpass hat zum Teil tiefe Gräben in der Gemeinde hinterlassen. Mit der Alternativroute, die Rathauschef Josef Bierschneider bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend erstmals präsentiert hat, zeichnet sich nun eine realisierbare Lösung ab.
Kreuth - Das Schützenhaus war rappelvoll, das Interesse der Bürger riesig. Alle, Gegner und Befürworter, wollten erfahren, wie es weitergeht mit dem Thema „Asphaltierung Radweg“. Dass bisher nicht immer sachlich, sondern emotional diskutiert worden sei, tue ihm leid, bedauerte Bürgermeister Josef Bierschneider zu Beginn des knapp zweistündigen Infoabends.
Der hätte schon im Frühjahr stattfinden sollen. Doch nach Ortsterminen sowie Gesprächen mit Behörden und Grundstückseigentümern hatte sich eine Alternative zum Ausbau und zur Asphaltierung des bereits von Wanderern und Radlern viel genutzten Kieswegs durch die Natur ergeben. Dass das Vorhaben bereits im staatlichen Radwegeausbauprogramm 2025 bis 2030 aufgenommen ist, der Bund Baulastträger wäre und das Projekt komplett finanzieren würde, steht fest.
So sieht die Alternative aus: Anstatt über den bisher anvisierten Wanderweg geht‘s ab der Brücke Wildbad Kreuth – und damit im Anschluss an ein erst im Juli eingeweihtes, asphaltiertes Teilstück – über Wildbad Kreuth und die Fischzucht zur Gernbergbrücke. Bis zur Klamm und weiter bis zum Salzstadel in Bayerwald könnte ein Radweg entlang der B307 angelegt werden. Ab dort bis zum Haus Hubertus in Glashütte müsste der mindestens drei Meter breite Weg, der eine sieben Zentimeter dicke Tragschicht sowie eine drei Zentimeter dicke Verschleißschicht bekommen würde, auf der früheren Ortsstraße und damit identisch zur bisher geplanten Route verlaufen, ebenso bis Stuben.
Alltagstauglicher Radweg von Kreuth zum Achenpass: Zwei Querungshilfen gibt‘s dazu
Ehe Bierschneider die Debatte eröffnete, verbunden mit der Bitte, man möge sachlich diskutieren, fasste er Pro und Contra zusammen. Für die Variante sprächen nicht nur alle Vorteile eines alltagstauglichen Wegs inklusive einer Reduzierung von Behinderungen auf der Bundesstraße durch bisherige Rad- und Rennradfahrer, die Anbindung an bestehende und neu geplante Radwege in der Region, die Kostenübernahme durch den Bund inklusive aller sanierungsbedürftigen Brücken und Durchlässe sowie einer siebenstelligen Ablösesumme für den künftigen Unterhalt, sondern auch der Bau von zwei Querungshilfen in Glashütte und Stuben, „den wir uns nicht leisten könnten“, so Bierschneider.
Gegenargumente wie eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes oder der Vorwurf, dass ein Asphaltweg nicht zum Bergsteigerdorf passen würde, versuchte Matthias Kreuz vom Staatlichen Bauamt Rosenheim zu entkräften. Die Untere Naturschutzbehörde und die Staatsforsten würden die Trasse mitgehen, sagte Kreuz. Er wies darauf hin, dass es auch im Bergsteigerdorf Sachrang einen Asphaltweg gebe.
Wir verkaufen nicht unsere Seele gegen Kohle
Die präsentierte Alternative schien zu überzeugen, etwa FWG-Gemeinderat Markus Wrba. Er sei anfangs dagegen gewesen, sah angesichts klammer Gemeindekassen aber finanzielle Vorteile und gestand, dass er den straßenbegleitenden Weg ganz klar dem „jetzigen Rumpelweg“ vorziehe. „Wir verkaufen nicht unsere Seele gegen Kohle“, fügte er an.
Asphaltierter Radweg: Kritiker sorgen sich ums Bergsteigerdorf
Gegner blieben bei ihrer Kritik an Neuversiegelung oder zweifelten generell am Bedarf. Ein Weg nach Rottach-Egern sei ebenso wichtig. Klaus Altmann mahnte, weiter auf die Vorzüge des Bergsteigerdorfs zu setzen – „und nicht auf Radler“. Angeregt wurde, auch bei Wildbad Kreuth eine Trasse an der B307 zu prüfen. Diesem Vorschlag will man noch nachgehen. Befürchtungen bezüglich ungewisser Kosten, die auf künftige Generationen zukommen könnten, hielt Kreuz entgegen: Ablösesummen, die Kreuth für den Unterhalt der Trasse abseits der B307 erhalte, seien auf 80 bis 100 Jahre berechnet. „Sie kriegen die Erneuerung Ihrer maroden Brücken und die Querungshilfen geschenkt“, rief Kreuz in den Saal. „So ein Vorhaben wie in Kreuth macht der Bund flächendeckend.“
Den Appell der Behindertenbeauftragten Christine Göttfried griff Bierschneider am Ende auf: „Wir müssen Kompromisse machen, wieder zusammenfinden und Gräben zuschütten.“ Auf seine Frage, ob sich die Kreuther die Alternative vorstellen könnten, bekam er Applaus und ein lautes Ja. Die Gemeinderäte werden sich im Oktober damit befassen und entscheiden.