Sie war einst Passagierschiff, dann Partyboot und Bar. Jetzt ist die frühere MS Bad Wiessee, die vor dem ehemaligen Restaurant Villa am See im Wasser liegt, nur noch ein Schrotthaufen, kurz vor dem Kentern und Untergehen. Die Eigentümer wurden nun vom Landratsamt verpflichtet, das Holzboot zu entsorgen.
Tegernsee - Die MS Bad Wiessee, als Holzboot einst im Dienst der Bayerischen Seenschifffahrt auf dem Tegernsee unterwegs, ist ein Schrotthaufen – zumal einer, der auf Grund liegt. Seit Jahren ist er der Stadt Tegernsee ein Dorn im Auge. Anlieger, Spaziergänger, Wassersportler und Gäste des Tals wundern sich, wie man so etwas dulden kann. Das einstige Partyschiff, in dem Unternehmer Klaus Hurler eine Bar für sein Hotel mit Restaurant Villa am See untergebracht hatte, liegt an exponierter Stelle – ein Schandfleck am Seeufer in Tegernsee-Süd.
„Die Wiessee geht unter, der Wasserstand des Sees überspült schon das Schiffsdeck“, ärgerte sich kürzlich der Tegernseer CSU-Stadtrat Andreas Feichtner. „Das Boot ist ein Totalschaden und wird kentern.“ Er wollte von Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) wissen, ob die Stadt beim neuen Besitzer schon was erreichen konnte.
Das ehemalige Eybhof-Gelände mitsamt dem dort liegenden Schiff hatte 2018 die Münchner De Lago GmbH von Hurler gekauft. Deren Geschäftsführer ist in der Vergangenheit in Zusammenhang mit diversen Immobiliengeschäften in München in Erscheinung getreten. Aber weder auf die Anfrage 2022 von Anton Stetter, der die MS Bad Wiessee als Whiskey-Lager nutzen wollte, noch auf die Nachfragen der Stadt oder unserer Zeitung gab es eine Antwort.
MS Bad Wiessee in Schieflage: Tauchschule zeigte sich Interesse daran
Hagn berichtete, dass sich eine Tauchschule darum beworben hätte. Sie wollte das Schiff an tieferer Stelle im See versenken, um dort Wrack-Tauchkurse anbieten zu können. Mit Verweis auf den privaten Eigentümer erteilte Hagn der Tauchschule eine Absage. Das Schiff sei einfach zu kaputt. Wahrscheinlich würde es auseinanderbrechen, wenn man es bewegt. „Man muss es entfernen“, sagte der Bürgermeister knapp.
Doch die Zuständigkeiten, wer den Eigentümer verpflichten kann, das Schiff zu entfernen, sind nicht so eindeutig. „Ob ein Schiff an einem Steg im Tegernsee rechtmäßig anliegen oder in anderer Weise genutzt werden kann, richtet sich primär nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften, insbesondere des Bau-, Wasser- und Naturschutzrechts. Für deren Vollzug ist das Landratsamt zuständig“, heißt es etwa von der Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
Marode MS Bad Wiessee: Einstiges Partyschiff muss entsorgt werden
Vom Landratsamt Miesbach kommt die Antwort, dass nach der Anlagenverordnung für wassergefährdende Stoffe ein gezieltes Versenken der MS Bad Wiessee kritisch zu betrachten sei. Grundsätzlich sei ein solcher Schritt nicht ohne weiteres möglich, da umfangreiche Vorarbeiten, etwa zur Entfernung sämtlicher wassergefährdender Stoffe sowie zur Prüfung wasser- und naturschutzrechtlicher Aspekte, erforderlich wären.
Nicht nur damit ist die letzte Chance des alten Schiffs dahin, einem halbwegs sinnvollen Zweck zugeführt zu werden. Der Besitzer der MS Bad Wiessee wurde vom Landratsamt aufgefordert, das Schiff bis zum 3. Oktober zu entsorgen. Man darf gespannt sein, ob der Anordnung in den kommenden Wochen Folge geleistet wird.