Für ihr Engagement in Peiting: Pankratia Holl wird Bürgermedaille überreicht
Ihr Leben lang hat sich Pankratia Holl für das Miteinander in der Marktgemeinde Peiting eingesetzt. Am Dienstag bekommt sie die Bürgermedaille verliehen.
Peiting – Die Augen von Pankratia Holl leuchten, wenn sie über all die Aufgaben spricht, die sie in ihrem Leben so gemeistert hat. In der Kommunalpolitik, in der sie jahrzehntelang aktiv war, auf dem Peitinger Bauernmarkt, den sie seit über 30 Jahren mitorganisiert, auf den Fahrten nach Calvi. „Ich hab’ immer alles gern gemacht“, sagt die Peitingerin. Am Dienstag bekommt sie die Bürgermedaille verliehen, einen Tag vor ihrem 80. Geburtstag. Beim Gedanken daran schüttelt sie ungläubig den Kopf. „Ich weiß gar nicht, wofür.“
Pankratia Holl hat sich auf die Eckbank in der Küche ihres alten Bauernhauses gesetzt. Da ist ihr Lieblingsplatz, sagt sie, abends trinkt sie hier gern mal ein Glas Wein. So wie sie es früher oft mit ihrem Mann gemacht hat, mit dem sie über 50 Jahre lang verheiratet war und fünf Kinder hat. Auch dann noch, als er bereits an den Rollstuhl gefesselt war und nicht mehr sprechen konnte. Hans Holl erlitt mehrere Schlaganfälle. Heute lächelt er seiner Frau von einem Foto auf dem Tisch entgegen.
Pankratia Holl bekommt Bürgermedaille der Marktgemeinde Peiting
„Fünf Jahre saß mein Mann im Rollstuhl, das letzte Ein-dreivierteljahr war er auf volle Pflege angewiesen“, erzählt die 79-Jährige. Die Pflege übernahm sie selbst. „Er hat mir immer den Rücken frei gehalten. Damit konnte ich was zurückgeben.“ Nur für ein paar Tage im Jahr, wenn die Peitingerin mit nach Calvi fuhr, kam eine Pflegerin ins Haus.
Die Fahrten in die italienische Partnergemeinde ließ sich Holl nicht nehmen, auch weil sie wusste, dass ihr Hans das nicht gewollt hätte. „Er ist nie mitgefahren, aber er hat mich immer gelassen“, sagt sie. Bis heute steigt die langjährige Ortsbäuerin voller Vorfreude in den Bus, der die Mitglieder des Freundeskreises Peiting-Calvi jeden Sommer nach Umbrien bringt.
1988 ging es für Pankratia Holl zum ersten Mal in das italienische Städtchen. Von der Herzlichkeit der Menschen überwältigt, lud sie die Calvesen kurzerhand zum Lechgautrachtenfest nach Peiting ein. Ein Jahr später wurde der Freundschaftsvertrag geschlossen. „Calvi hat mein Leben lang bereichert“, sagt Holl.
36 Jahre im Marktgemeinderat, 24 Jahre im Kreistag
Genau wie die Arbeit als Lokalpolitikerin. 36 Jahre saß sie für die CSU-Fraktion im Peitinger Marktgemeinderat, 24 Jahre im Kreistag. „Ich hab’ das gern gemacht, das war ein Ausgleich zur körperlichen Arbeit auf dem Bauernhof.“ Die war nicht leicht, auch finanziell gesehen. Die Holls hatten zwischen 35 und 40 Milchkühe, mit Jungvieh standen etwa 80 Tiere im Stall. „Für den Haupterwerb zu wenig, für den Nebenerwerb zu viel“ bringt es Holl auf den Punk.
Ihre Stimme in der Politik habe sie daher immer genutzt, um sich für die Landwirte stark zu machen. Zum Beispiel, indem sie sich unter dem damaligen Bürgermeister Michael Asam gegen die Anhebung der Grundsteuer für land- und forstwirtschaftliche Grundstücke in Peiting einsetzte. Obwohl Asam der SPD angehört, sei er auf ihre Argumente eingegangen und habe sich davon überzeugen lassen. „Damals ging es noch mehr um die Sache“, findet die 79-Jährige.
Bauernmarkt „mache ich so lange, wie Gott will“
Vor knapp vier Jahren hörte Holl als Kommunalpolitikerin auf. In die öffentlichen Sitzungen als Zuhörerin setzt sie sich heute aber nicht, das fände sie seltsam. „Da würde ich mir wie eine Aufpasserin vorkommen“, meint sie und lacht. Alles habe seine Zeit, und die im Gemeinderat sei nun eben vorbei.
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Die auf dem Bauernmarkt dafür lange noch nicht, wenn es nach ihr geht. „Das mache ich so lange, wie Gott will“, sagt Holl. Angefangen hat sie mit dem Markt, auf dem es jeden ersten Freitag im Monat lokale Erzeugnisse gibt und der zu einem wichtigen Treffpunkt geworden ist, vor über 30 Jahren mit dem ehemaligen CSU-Gemeinderat Herwig Skalitza. Er kümmert sich viel um Organisatorisches, sie ist vor allem im Verkaufsgeschehen.
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Wenn Bauernmarkt ist, steht Pankratia Holl spätestens um 2 Uhr morgens auf. Die Bäuerin will sich nicht hetzen müssen, wenn sie ihre Teiglinge vorbereitet, sagt sie. Die Kiachal, die die Peitingerin immer frisch vor Ort herausbackt, gehören zu den Besucherlieblingen auf dem Markt. Holls Herz hängt am Bauernmarkt. Sie hofft, dass sie eine Nachfolgerin findet, wenn sie selbst irgendwann keine Schmalznudeln mehr backen kann.