Reaktionen auf die Schließung des Weichser Klosters: „Ich erlebe große Betroffenheit und Trauer“

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Diese Aufnahme stammt aus den 80er-Jahren, als noch viele Schwestern im Weichser Kloster daheim waren. © nef

Die Auflösung des Klosters der Armen Schulschwestern in Weichs hat viele Menschen, nicht nur die Weichser, betroffen gemacht. Die Heimatzeitung hat dazu Stimmen gesammelt.

Weichs – Das Weichser Kloster wird aufgelöst. Diese Nachricht kam für viele Menschen im Ort mehr als überraschend. Dekan Peter Dietz hatte am vergangenen Dienstag mitgeteilt, dass das Kloster der Armen Schulschwestern in Weichs im 171. Jahr seines Bestehens zum 31. August wegen Nachwuchsmangels aufgelöst werde.

Wohin die drei noch dort ansässigen Ordensfrauen kommen, steht noch nicht fest. Was aus dem alten Klostergebäude, dem ehemaligen Benifitiatenhaus, wird, dafür gibt es nach Aussage von Provinzoberin Schwester Monika Schmidt, die ihren Sitz im Mutterhaus in München hat, noch keine festen Pläne. Das im Besitz des Ordens befindliche Gebäude soll aber nicht leer bleiben. Vorab steht für die Ordensleitung leider die Auflösung des Weichser Klosters im Vordergrund, so die Provinzoberin. Deshalb kann man auch nichts darüber sagen, was aus dem Klosterwald und dem noch vorhandenen Grund wird.

Auf alle Fälle wird mit der Schließung des Klosters in Weichs eine außergewöhnliche Ära zu Ende gehen. Die Schwestern haben in der Vergangenheit entscheidend bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen sowohl in schulischer, als auch menschlicher Hinsicht mitgewirkt. Auch aus dem Pfarreileben waren sie nicht wegzudenken. So mancher Gottesdienst oder andere Feste wurde von ihnen mitgestaltet. Auch wenn etwa Familien in Not waren, konnte man auf die Hilfe aus dem Kloster zählen.

Die Dachauer Nachrichten hörten sich in Weichs bei Menschen um, die mehr oder weniger viel mit den Schwestern zu tun hatten.

Anita Aumüller-Menz, Rektorin der Erzbischöflichen Theresia-Gerhardinger-Realschule

„Als ich als sehr junge Lehrkraft vor knapp 40 Jahren an die damalige Mädchenrealschule der Armen Schulschwestern kam, war ich sofort begeistert von dieser besonderen Schulatmosphäre. Auf der einen Seite die große Fürsorge für die Mädchen und andererseits die extrem offene und fortschrittliche Einstellung der Schwestern. Man bot den Mädchen nicht nur modernen Unterricht, indem die ersten Computer angeschafft wurden. Nicht nur das Lernen stand im Vordergrund, sondern auch ein abwechslungsreiches Schulleben: Die Mädchen durften schon damals zur Winterwoche in die Berge fahren, die Skilehrerinnen waren Schwestern der Schule. Es gab legendäre Schulfaschingsfeste, ein schulisches Oktoberfest, Theateraufführungen, Abschlussfahrten nach London und vieles mehr. Bevor ich an die Realschule in Weichs kam, hätte ich nie gedacht, dass es so eine besondere Schule gibt.

So erinnere ich mich gerne an diese guten alten Zeiten. 171 Jahre lang haben die Schwestern in Weichs gewirkt und deutliche Spuren in Schule und Ort hinterlassen. Wenngleich die Auflösung der Filiale Weichs zu erwarten war, wurden wir von der Nachricht der baldigen Schließung aber doch überrascht. Erst zum September 2023 konnte ich mit Schwester Karolina die Schulgeschichte anhand von fünf riesigen Tafeln veranschaulichen. Gut, dass wir dieses Werk noch rechtzeitig gemeinsam vollenden konnten! Nun bin ich sehr traurig, dass dieses Kapitel der Schulgeschichte bald endgültig geschlossen sein wird.“

Max Nefzger, Pfarrgemeinderats-vorsitzender

„Es war abzusehen, dass in naher Zukunft das Kloster aufgelöst wird. Aber dass es jetzt so schnell ging, hat uns alle überrascht. Für mich persönlich ist Weichs ohne Schwestern momentan noch nicht vorstellbar. Weichs wurde insbesondere auch durch unser Kloster weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. Es wird eine große Lücke in unserer Pfarrei entstehen. Sicher werden die Weichser Schwestern nicht nur für mich stets in besonderer Erinnerung bleiben.

Unsere Familie hat nicht nur durch die Nachbarschaft immer ein besonders vertrauensvolles und freundschaftliches Verhältnis zu den Schwestern gepflegt. Die Zusammenarbeit mit ihnen in der Kirche und im Pfarrgemeinderat wird mir sehr fehlen.“

Traudi Pögl, Rentnerin, die viele Jahre mit Schwester Gunda im Weichser Kirchenchor sang

„Ich war erschüttert, als ich die Nachricht aus der Zeitung erfahren habe. Es gäbe so viel darüber zu sagen und zu danken, was die Schwestern in unserem Kloster leisteten. Ich dachte dabei gleich auch an meine ältere Tochter und weitere Mädchen, die in den 70er-Jahren in der Mädchengrundschule von den Schwestern sehr gefördert und auch empfohlen wurden, damit sie in das Gymnasium vom Angerkloster in München aufgenommen wurden.“

Daniela Loderer, Lehrerin an einem Förderzentrum

„Die Schließung ist ein großer Verlust für Weichs, ich bedaure das sehr. Ich bin in Weichs aufgewachsen und kenne das Kloster und die Schwestern seit kleinauf, war selbst im Kindergarten unter der Leitung von Schwester Hermine und bekam im Grundschulalter Blockflötenunterricht bei Schwester Anastasia. Die Schwestern waren im Dorfleben immer präsent: bei Gottesdiensten, Sternsingeraktionen, Pfarrfesten und so weiter.

Meine Kinder waren beziehungsweise sind bei Schwester Gunda in der Gruppe. Ich war mehrere Jahre im Elternbeirat im Kindergarten, da haben wir immer sehr gut mit Schwester Gunda zusammengearbeitet und viele schöne Aktionen für die Kinder gestaltet. In Erinnerung bleibt bei mir auch der Klosterladen, den werde ich sehr vermissen, ich hoffe, es gibt dann einen Online-Shop.“

Elisabeth Gilliar, Gemeindereferentin im Pfarrverband mit Aufgabenschwerpunkt in der Pfarrei Weichs

„Es war uns schon längere Zeit bewusst, dass dieser Zeitpunkt kommen wird und die Niederlassung der Schulschwestern in Weichs aufgelöst wird. Trotzdem ist es für alle, die Schulschwestern selbst, die Pfarreimitglieder, die Familien unseres Kindergartens, besonders auch das Kindergartenteam und schließlich unser Seelsorgeteam ein schwerer Schritt. Ich erlebe große Betroffenheit und Trauer. Es ist eine Ära, die zu Ende geht, aber zugleich ist es eben viel mehr.

Viele Generationen wurden durch unsere Ordensschwestern in ihrem Leben begleitet und geprägt. Daher besteht eine große emotionale Bindung. Die Schwestern, die in der Schule tätig waren, engagierten sich oft weit über ihren Unterricht hinaus. So ist mir die verstorbene Schwester Dolorata in Erinnerung. Sie gab bis zu ihrem Tod hoch motiviert Nachhilfeunterricht und hoffte und bangte mit ihren Schülern. Sie nahm auch stets mit großem Interesse Anteil am Leben der Pfarrei. Ich erinnere mich an manchen Anruf, in dem sie Lob und Wertschätzung äußerte.

Zu unseren verbliebenen drei Schulschwestern besteht eine sehr lebendige Beziehung. Ihr vielseitiges Engagement ist ein gelebtes Glaubenszeugnis. In Erinnerung wird mir daher auch die schöne Kapelle im Kloster bleiben, in der wir erst kürzlich, zu Beginn des neuen Jahres, gemeinsam mit den Schwestern und unseren Pfarrgemeinderäten, wieder eine besondere Gebetszeit hatten.“ Heinz Nefzger

Bürgermeister Harald Mundl im Interview: „Ich war geschockt, als ich über die Aufgabe des Weichser Klosters informiert wurde!“

Herr Mundl, was sagen Sie dazu, dass das Kloster der Armen Schulschwestern in Weichs wegen Nachwuchsmangel aufgelöst wird?

Harald Mundl: Ich war ehrlich gesagt geschockt, als ich über die Aufgabe des Weichser Klosters informiert wurde. Das Kloster gehört zu Weichs und Weichs zum Kloster. Ich kann mir unsere Gemeinde ohne die Schulschwestern gar nicht vorstellen. Natürlich besteht immer die Gefahr, wenn es keinen Schwesternnachwuchs gibt, dass Klöster aufgegeben werden. Nachdem der Kindergarten St. Martin mit seiner Leitung Schwester Gunda auf Dauer im Weichser Kinderhaus untergekommen ist, dachte ich, dass die Schulschwestern zumindest bis zur Berentung von Schwester Gunda in Weichs bleiben. Dies war wohl nur ein frommer Wunsch von mir, der leider nicht in Erfüllung geht.

Fällt Ihnen zum Kloster und seinen Schwestern eine nette Geschichte ein?

Die Klosterschwestern verkaufen in ihrem Lädchen selbst gemachten Klosterlikör. Als es mir mal gesundheitlich nicht so gut ging, bekam ich von den Schwestern einen Klosterlikör geschenkt mit dem Hinweis, ich soll jeden Abend ein Stamperl trinken, dann geht´s mir sicher bald besser. Seit dieser Zeit kaufte ich öfters mal einen Klosterlikör ein. Irgendwie hilft er mir heute noch über manche Schwäche hinweg.

Was wird für Sie vom Weichser Kloster nach der Schließung in besonderer Erinnerung bleiben?

Ich lernte im Laufe meiner Amtszeit viele Klosterschwestern kennen und alle waren immer so liebevoll und herzlich. Da ich mit Schwester Gunda aufgrund ihrer Tätigkeit als Leiterin des Kindergartens öfters zu tun hatte und wir ein sehr freundschaftliches Verhältnis pflegen, habe ich mich getraut, ihr das „Du“ anzubieten, was sie gern angenommen hat mit den Worten: „Du kannst schon ,Du’ zu mir sagen, aber das Schwester Gunda bleibt!“ Ich werde unsere Schulschwestern sehr vermissen. Ein Stück Geschichte in Weichs geht leider zu Ende.

Interview: nef

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