Stadtwerke steigen in Geothermie-Planungen ein: Ein Wärmeschatz für viele Nutzer
Mit Geothermie, also heißem Wasser aus dem Boden, soll in ein paar Jahren ein Großteil der Dachauer Haushalte umweltfreundlich mit Wärme versorgt werden. Die Stadtwerke sind bereits in die Planungen eingestiegen, andere Landkreisgemeinden wollen mitmachen. Einziges Problem: Der Bund als wichtiger Förderer hat sich zurückgezogen.
Dachau – Der Großraum München sitzt auf einem Schatz. Im Untergrund befinden sich zwar weder Goldadern, noch seltene Erden, aber dafür jede Menge heißes Wasser. Und dieses Wasser ist in Zeiten der Energiewende ungemein wertvoll, da es sich für eine umweltfreundliche Wärmegewinnung nutzen lässt.
Unter den Energieversorgern der Region hat entsprechend ein Wettrennen eingesetzt. Die Stadtwerke Dachau sind darin nun eingestiegen – vergleichsweise spät, aber umso entschlossener. Im Rathaus sowie in der Zentrale der Stadtwerke hält man sich zu den konkreten Plänen noch bedeckt. Stadtwerke-Chef Robert Haimerl erklärt nur: Ja, man habe im Herbst beim bayerischen Wirtschaftsministerium einen Antrag auf Aufsuchungserlaubnis in einem Gebiet im Norden der Großen Kreisstadt, das auch die Gemeinden Hebertshausen und Haimhausen tangiert, gestellt. Und ja, man wolle mittels dieser unterirdischen Fernwärme langfristig Dachauer Haushalte versorgen.
Als erste Schritte dorthin seien nun eine geologische Machbarkeitsstudie und eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung geplant. Die geologischen Daten der Studie könnten so aufbereitet werden, dass eine Probebohrung laut Haimerl „entbehrlich“ würde. Überhaupt wäre eine Probebohrung „viel zu teuer“.
Grundsätzlich aber gelte: „Zu einer Bohrung ist es noch ein langer Weg.“ Aktuell seien die Stadtwerke noch in der „Phase der Antragstellung“. Die gute Nachricht: Außer dem bayerischen Wirtschaftsministerium muss in der Sache niemand gefragt werden. Laut Bundesberggesetz ist das heiße Wasser ein sogenannter bergfreier Bodenschatz, für dessen Nutzung der Staat befristete Konzessionen erteilt.
Bei den Nachbargemeinden haben die Pläne bereits großes Interesse geweckt. Wie berichtet, will die Gemeinde Hebertshausen die Erdwärme ebenfalls für ihre Bürger nutzen – als gleichberechtigte Partner mit den Stadtwerken, wie zuletzt im Gemeinderat betont wurde.
Auch Haimhausen wäre nach den Worten seines Bürgermeisters Peter Felbermeier sehr interessiert. Das Thema Geothermie ist dort nämlich nichts Neues. In der Vergangenheit hatte die Gemeinde bereits zweimal die Optionen für diese Energie aus der Tiefe untersuchen lassen. 2002 und 2014 wurden Machbarkeitsstudien zu Geothermie durchgeführt. Die Ergebnisse waren erfreulich, die Situation von der aufgefundenen Wassermenge, -temperatur sowie Bohrtiefe „an sich sehr günstig“, so Felbermeier. „Trotzdem haben wir das Thema wieder zu den Akten gelegt.“ Denn alleine kann die Gemeinde ein Geothermie-Projekt nicht auf die Beine stellen. In Haimhausen mit überwiegend Einfamilienhäusern fehle die passende Verbraucherstruktur, so der Rathauschef. „Ein Kilometer Leitung im Ort kostet 1,5 Millionen Euro.“ Damit die Wärme aus der Tiefe wirtschaftlich sinnvoll funktioniere, brauche es größere Abnehmer, die auch im Sommer Energie benötigen. In Dachau gebe es erstens viel dichter und auch höher bebaute Wohngebiete. Und zudem sicher Unternehmen, die ganzjährige Prozesswärme oder -kälte benötigten, davon ist Felbermeier überzeugt. „Eine Kooperation finde ich daher richtig gut!“
Der Haimhauser Gemeinderat hat zur interkommunalen Kooperation – anders als Hebertshausen – noch keine Beschlüsse gefasst. Die Gemeinde, so Felbermeier, werde jetzt in der ersten Phase auch nicht finanziell einsteigen. Aber man werde die beiden früheren Machbarkeitsstudien mit allen Daten zur Verfügung stellen. „Das ist unser Beitrag.“
In Röhrmoos freut sich Bürgermeister Dieter Kugler, „wenn unsere zwei Nachbargemeinden Hebertshausen und Haimhausen da einsteigen und das Projekt mit den Stadtwerken Dachau auf die Beine stellen.“ In Röhrmoos liege nur der Ortsteil Arzbach in der Nähe des vorgesehenen Aufsuchungsgebiets. Daher, und auch weil es von den Gemeindefinanzen her gar nicht darstellbar sei, werde Röhrmoos nicht als Teilhaber mit Kapital in eine interkommunale Kooperation einsteigen. Aber, so Rathauschef Kugler: Wenn das Geothermie-Projekt kommen sollte, „wollen wir schauen, dass für unseren Ortsteil eine Versorgung möglich ist“.
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Stadtwerke-Chef Haimerl gibt sich „immer offen“ bezüglich einer interkommunalen Kooperation. Bedingung aber sei, dass „die Interessen beider Seiten ausreichend und gleichgewichtet berücksichtigt werden. Das gilt für Hebertshausen genauso wie für andere Gemeinden“. Die konkrete Ausgestaltung der Kooperation müsste mithilfe einer entsprechenden Kooperationsvereinbarung festgeschrieben werden.
Dass der Bund seine Förderung für effiziente Wärmenetze (BEW) zuletzt aufgrund der Haushaltskrise auf Eis gelegt hatte, sieht Haimerl – noch – nicht als Problem. Aktuell sei man ja erst in der Antragsphase für eine Aufsuchungserlaubnis. Erst nach einem positiven Bescheid des Wirtschaftsministeriums sei über das weitere Vorgehen, inklusive Finanzierung, zu entscheiden. ps/zip