Trump punktet trotz heikler Lage in Umfragen – außer bei enttäuschter Gen Z

In den sozialen Medien dominiert weiterhin die jähe Feindschaft zwischen Trump und seinem bislang wichtigsten Verbündeten Elon Musk. Das Steuergesetz des Präsidenten, das die Verschuldung des Staates zusätzlich vertiefen würde und den Streit mit dem Unternehmer ausgelöst hat, wird auch von republikanischen Haushalts-Falken im Senat kritisiert.  

Gegen Trumps Zollpolitik formieren sich weltweit neue Handelsallianzen, während der faktische Monopolist China mit der massiven Verknappung Seltener Erden kontert. Und ein Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine ist nicht in Sicht, obwohl Trump doch im Wahlkampf einen Frieden binnen 24 Stunden versprochen hatte. 

Von einem "schwachen Präsidenten“ sprechen in dieser Situation bereits einige journalistische Beobachter, beispielsweise aus Deutschland. Doch Zurückhaltung ist angesagt. Denn Trump steht in der amerikanischen Öffentlichkeit weiterhin recht gut da, zeigen die Umfragen. 

In Streit mit Musk schlagen sich viele auf Trumps Seite 

So sagten in einer YouGov-Umfrage am Samstag, auf dem Höhepunkt des Streits zwischen Trump und Musk, 52 Prozent der Amerikaner, sie würden weder für den einen noch für den anderen Partei ergreifen. Aber von den verbleibenden 48 Prozent positionierten sich 28 Prozent auf der Seite des Präsidenten und nur acht Prozent bei dem reichsten Mann der Welt. 

Bislang also scheint das Narrativ des Weißen Hauses aufzugehen, dass Musk keine seriösen Gründe gegen Trumps Haushaltsgesetz anzuführen habe, sondern nur aus Angst um die Subventionen für seine Tesla-Elektroautos die Seiten gewechselt habe. In der Erhebung wurde dementsprechend gefragt, ob Subventionen und Verträge für Musks Konzerne, neben Tesla auch für das Raumfahrtunternehmen Space X gestrichen werden sollten. 41 Prozent unterstützten diese Drohung von Trump, nur 21 Prozent sprachen sich dagegen aus. 

Trump holt bei Zufriedenheit mit seiner Amtsführung auf 

Bei der regelmäßigen Umfrage zu Trumps "Job Approval“, also der Zufriedenheit mit seiner Amtsführung, sagen derzeit im Durchschnitt der von Real Clear Polling ausgewerteten Erhebungen 47,5 Prozent, sie seien einverstanden, während 49,6 Prozent Trumps Kurs ablehnen. Was nach einer Watsche für den Präsidenten klingt, ist tatsächlich für ihn akzeptable. Denn in einer polarisierten Gesellschaft ist die mehrheitliche Ablehnung von Trump eher die Regel als die Ausnahme.  

Am 28. April, wenige Tage nach der Verkündung weltweiter Zollschranken, benoteten 52,4 Prozent die Amtsführung des Präsidenten als negativ, während nur 45,3 Prozent ein positives "Job Approval“ sahen. Jetzt sind es weniger als zwei Prozentpunkte Unterschied. Das ist für einen starken Wahlkämpfer leicht aufzuholen, etwa wenn es zu den Zwischenwahlen zum Kongress im November 2026 kommt. 

Trump profitiert von Migrationsdebatte in USA 

Warum steht der Präsident noch recht gut da? Die Antwort ist eindeutig: Die Menschen versammeln sich weiterhin hinter Trumps Politik der Deportation von illegalen Zuwanderern, insbesondere wenn es sich um Straftäter handelt. 

So sagen in der YouGov-Umfrage 82 Prozent der Befragten, ihnen sei das Thema Einwanderung sehr wichtig. Und: Diese Position nehmen nicht nur 92 Prozent unter jenen Wählern ein, die sich selbst als "Konservative“ bezeichnen, sondern auch 81 Prozent der "Moderaten“ und 80 Prozent der unabhängigen Wähler in der Mitte, die allgemein als wahlentscheidend gelten. 

Amerikaner sehen Bilder aus Los Angeles als Bestätigung 

Auch die Bilder von den Zusammenstößen in Los Angeles und den Einsätzen von Tränengas und Gummigeschossen werden von den Amerikanern, die eine Wende in der Zuwanderung und eine sichere Grenze fordern, eher als Bestätigung gesehen: Wenn der Präsident schon die Nationalgarde gegen Randalierer einsetzen muss, die auf Seiten der Illegalen stehen und in Kalifornien Geschäfte plündern, dann ist es wirklich fünf vor Zwölf.  

Darum beeindruckt es außerhalb des Demokraten-Lagers nicht viele Amerikaner, dass Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom sagt, Trump wolle durch den „Missbrauch seiner Macht“ einen Bürgerkrieg provozieren.  

"Die anhaltenden chaotischen Razzien der Bundesbehörden in ganz Kalifornien, um eine willkürliche Verhaftungsquote zu erreichen, sind ebenso rücksichtslos wie grausam“, so der mögliche nächste Präsidentschaftskandidat der Demokraten: "Donald Trumps Chaos untergräbt das Vertrauen, zerreißt Familien und schwächt die Arbeiter und Industrien, die die amerikanische Wirtschaft antreiben.“ 

Instinktpolitiker Trump will die Stimmung eskalieren 

Aus dem Team Trump tönt es zurück: Chaos? Das hat doch wohl Joe Bidens Politik verursacht, die nichts gegen die illegale Migration unternahm! Und nicht nur eingefleischte Trump-Anhänger denken: Wenn 1000 Randalierer in Kalifornien die Polizeibeamten der Einwanderungs- und Zollbehörde umzingeln, deren Sicherheit und Leben gefährden und die Unruhen bereits auf Städte wie Minneapolis und Chicago übergreifen, ist nicht der gegenwärtige Präsident der Schuldige am Ausnahmezustand.  

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    von Ansgar Graw

Darum setzt der Instinktpolitiker Trump alles daran, die Stimmung zu eskalieren. Erstmals seit den 1960er Jahren hat die Bundesregierung die Nationalgarde ohne Zustimmung des betreffenden Gouverneurs im Inland eingesetzt. Und während Trump immer Angst hatte vor emotionalisierenden Fernsehbildern, auf denen "schöne weinende“ Frauen als illegale Zuwanderer verhaftet und deportiert werden, erwecken die aktuellen Plünderer kaum Mitleid in der breiten Bevölkerung. 

Demokraten wird Sympathie mit Plünderern unterstellt 

Zudem lenken die Ereignisse ab von Trumps Streit mit Musk und von den wenig überzeugenden Ergebnissen seiner Außenhandelspolitik. Und im Gegensatz zum entschlossenen Präsidenten, der das Pentagon agieren lässt, wirken die Demokraten schwach.  

Ihnen wird Sympathie mit gesetzlosen Plünderern unterstellt. So liegen auch die Zustimmungswerte für Chuck Schumer, den demokratischen Minderheitenführer im Senat, in der YouGov-Umfrage bei 27 Prozent Zustimmung und 55 Prozent Ablehnung.  

Der Flirt der Gen Z mit Trump geht zu Ende 

Also alles läuft für den Präsidenten? Keineswegs. Seine Popularität in der Bevölkerung hat trotz des Zerwürfnisses mit Musk und der bislang fehlenden Erfolge seiner Zoll- und Außenpolitik nicht gravierend gelitten. Auch die Börsen sind weitgehend resilient, anders als beim "Liberation Day“ im April, als Trump die Zölle verkündete. 

Aber die Demoskopen registrieren zugleich, dass die jungen Wähler der Gen Z, die maßgeblich sich plötzlich republikanisch definierten und zu Trumps Wahlsieg im vergangenen November beitrugen, nunmehr wieder zu den Demokraten tendieren.  

Bei einer Umfrage von Quantus Insights sagten im Juni 35 Prozent, in einer Wahl würden sie für einen republikanischen Kandidaten stimmen. Im Mai waren es noch 39 Prozent. Und das Bekenntnis zu einem demokratischen Kandidaten stieg im gleichen Zeitraum von 50 auf 52 Prozent. Das ist noch keine erdrutschartige Verschiebung. Aber es deutet sich an, dass der Flirt der Jungwähler mit Trump Risse bekommt.