Doku-Film über Weilheim in der NS-Zeit

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Weilheim

Kommentare

Beim Filmdreh im Saal der Musikschule: (hinten, v.l.) Stadtmuseumsleiter Dr. Tobias Güthner und die Schüler Nico Beer und Sophia Pantke sowie (vorne, v.l.) Lehrerin Eva Hering, Hildegard Seel, Roland Lory und Heribert Riesenhuber. © Andreas Jäger

In Weilheim wird gerade gedreht – und zwar für einen Dokumentarfilm über das Schicksal Weilheims während der Herrschaft der Nationalsozialisten. Die Idee zum Film stammt von einer ehemaligen Lehrerin.

Im Saal der Weilheimer Musikschule geht‘s gerne heiter zu. An jenem Mittwochnachmittag ist das aber anders. Denn das Thema, um das es diesmal geht, ist bitterer Ernst. Obwohl es im Raum angenehm warm ist, läuft einem immer wieder ein eisiger Schauer über den Rücken. Roland Lory, Redakteur beim Murnauer Tagblatt, sitzt auf einem Hocker in der Mitte des Saals. Er hat Bücher und Unterlagen neben sich liegen. Eine Kamera ist auf ihn gerichtet, ein Scheinwerfer leuchtet ihn an. Und dann beginnt er zu erzählen. Über das Schicksal von jüdischen Bürgern, die vor knapp 100 Jahren in Weilheim gelebt haben. Und über die Euthanasie, also die systematische Ermordung von geistig oder körperlich Behinderten während der Zeit des Nationalsozialismus.

Er ist der Mann hinter der Kamera: Heribert Riesenhuber.
Er ist der Mann hinter der Kamera: Künstler und Journalist Heribert Riesenhuber. © Andreas Jäger

Lory ist einer der Protagonisten in einem Doku-Film über Weilheim während und unmittelbar nach dem Dritten Reich. Seit Anfang November wird dafür in der Kreisstadt gedreht. Die Idee für den Film kommt von Hildegard Seel – sie war früher Lehrerin, unter anderem an der Berufsschule und Mittelschule in Weilheim. Bei einem Besuch im Weilheimer Stadtmuseum sei ihr aufgefallen, dass dort die Neuzeit nicht bedacht sei, erzählt Seel. Ihr Wunsch: Mehr Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus in Weilheim.

Lesen Sie auch: Täglich eine Überraschung aus Weilheim

Beim Holocaust-Gedenktag vor einigen Jahren, der im Weilheimer Amtsgericht begangen wurde, ergriff Seel die Initiative, trat ans Mikrofon und brachte ihr Anliegen vor. Daraufhin kamen einige Gleichgesinnte auf Hildegard Seel zu. Mittlerweile ist die Gruppe auf knapp 20 Personen angewachsen. Und sie hat auch einen Namen: „Gegen das Vergessen – Geschichte weitergeben“. Auch einige Schüler sind mittlerweile beim Projekt dabei. So wie Nico Beer und Sophia Pantke. „Ich singe in einem Chor und bin über die Chorleiterin zum Projekt gekommen“, erzählt Pantke, die das Weilheimer Gymnasium besucht.

Journalist Roland Lory berichtete vom Schicksal jüdischer Bürger und der Euthanasie.
Journalist Roland Lory berichtete vom Schicksal jüdischer Bürger und der Euthanasie. © Andreas Jäger

Als Inspiration für das Projekt diente ein Film zum gleichen Thema, der vor einigen Jahren in Murnau gedreht wurde. Der Regisseur des Werks: Heribert Riesenhuber. Und so zögerte Seel nicht lange, Riesenhuber zu fragen, ob er auch für Weilheim einen Film drehen würde. Er sagte zu. Ein Teil der Kosten, die beim Film anfallen, wird über die LEADER-Förderung der EU finanziert.

Auch interessant: Frisch verheiratet, doch so gegensätzlich: Das muss man sehen in Weilheim!

Im Herbst 2025 soll der Film fertig sein

Bereits abgedreht sind ein Interview mit Historiker Thomas Wagner sowie ein Gespräch mit einem 94-jährigen Zeitzeugen. Weitere Interviews mit Zeitzeugen stehen in den nächsten Wochen an. „Wir wollen im Januar oder Februar alles gefilmt haben“, so Riesenhuber. Im kommenden Frühjahr soll es dann ans Zusammenschneiden des Films gehen, damit das Werk bis Herbst 2025 fertig wird. Etwa 45 Minuten soll der fertige Film dauern, erzählt Hildegard Seel: „Uns ist wichtig, dass er in eine Schulstunde passt.“

Für den Film

suchen die Initiatoren nach weiteren Dokumenten, historischen Gegenständen oder Informationen aus der Zeit des Dritten Reichs. Wer hier weiterhelfen kann, möge sich bei Heribert Riesenhuber (Mail: ri@sgmn.de) melden.

Auch interessant

Kommentare