Wirtschaftskrise schlägt durch: Arbeitslosigkeit im Landkreis nimmt zu
Die Wirtschaftskrise kommt auch im Landkreis Weilheim-Schongau an. Nach Jahren des extremen Arbeitskräftemangels hat das auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
Landkreis – Die Arbeitslosigkeit ist im Landkreis Weilheim-Schongau im November 2024 gestiegen. Das geht aus dem frisch veröffentlichten Arbeitsmarktbericht hervor. Insgesamt 2450 Menschen waren im November arbeitslos gemeldet, 46 Personen mehr als im Oktober und 318 Personen mehr als vor einem Jahr. Das entspricht einer Zunahme der Zahl der Arbeitslosen um 15 Prozent im Vergleich zum Vormonatsniveau. Die Arbeitslosenquote lag im November 2024 mit 3,3 Prozent im Landkreis Weilheim-Schongau immer noch auf niedrigem Niveau. Allerdings stieg sie im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,5 Prozent.
Im Landkreis Weilheim-Schongau ist die Autozulieferer-Industrie traditionell einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Und da es zahlreichen deutschen Autoherstellern nicht gut geht, schlägt das auch im Landkreis direkt auf den Arbeitsmarkt durch. Erst in der vergangenen Woche hatte Hirschvogel angekündigt, 500 Arbeitsplätze abbauen zu wollen, allein 220 in Denklingen und 120 in Schongau (wir berichteten).
Das spiegelt sich allerdings noch nicht deutlich in der Statistik wider. Im vergangenen Monat meldeten sich insgesamt 652 Personen arbeitslos. Davon kamen 287 Personen direkt aus Erwerbstätigkeit, wie aus dem Arbeitsmarktbericht hervorgeht. 612 Menschen beendeten ihre Arbeitslosigkeit, davon nahmen 199 eine Erwerbstätigkeit auf.
Direkt in Zuständigkeit der Agentur für Arbeit und damit Arbeitslosengeldempfänger waren im Landkreis im November 1190 Personen – elf Menschen weniger als im Vormonat, aber 179 Personen mehr als vor einem Jahr. Kunden des Jobcenters und damit Bürgergeldempfänger sind 1260 Arbeitslose. Das sind 57 mehr als im Vormonat und 139 Personen mehr als im November 2023. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent auf insgesamt 2208. Insgesamt bezogen 2963 Menschen Bürgergeld, zwölf Prozent mehr als vor zwölf Monaten.
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Die neue Chefin der Agentur für Arbeit in Weilheim, Ulrike Sommer, sieht allerdings keinen Grund zur Panik: „Im Vergleich zum Bund stehen wir mit einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent – was noch immer einer Vollbeschäftigung gleichkommt – gut da“, meint sie auf Anfrage der Heimatzeitung. Auswirkungen der Konjunkturschwäche seien jedoch auch im Agenturbezirk Weilheim zu erwarten, so die Vorsitzende der Geschäftsführung weiter: „Gleichzeitig gibt es nach wie vor einen hohen Bedarf an Arbeitskräften. Um den Ausgleich von Angebot und Nachfrage und die individuelle Beschäftigungsfähigkeit von arbeitslosen Menschen gut zu unterstützen, nutzen wir ein breites Spektrum an Instrumenten und Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung.“ Dazu gehören verschiedene Formate der Vermittlung und Leistungen der Weiterbildungsförderung sowie aktivierende Maßnahmen der beruflichen Eingliederung.
Tatsächlich wurden im November auch wieder zahlreiche freie Stellen an die Agentur für Arbeit gemeldet, viele Unternehmen suchen also nach wie vor nach Mitarbeitern. 202 Stellen wurden neu gemeldet, zehn mehr als im November 2023. Insgesamt hat die Agentur im Landkreis Weilheim-Schongau 1511 freie Stellen in ihrem System. 307 sind dabei Stellen für Helfer, für 883 Stellen wird eine Fachkraft gesucht, 385 Stellen sind nur für Experten oder Spezialisten vorgesehen, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde.
Physiotherapeuten verzweifelt gesucht
Die Branchen, in denen die meisten Stellen zu besetzen sind, sind das verarbeitende Gewerbe (237 Stellen), der Handel (228) sowie das Gesundheitswesen (209 freie Stellen). Im Schnitt suchen die Arbeitgeber drei bis sechs Monate nach einem geeigneten Bewerber, insbesondere im Gesundheits-/Sozialwesen, Handwerk und der Industrie bleiben die freien Stellen aber teilweise noch deutlich länger unbesetzt. Am längsten auf einen Bewerber wartet ein Unternehmen, das einen Physiotherapeuten sucht. In diesem Bereich seien keine Fachkräfte verfügbar, so die Agentur für Arbeit weiter.