Biss-Schäden auf der Spur: Warum es jetzt Wäscheklammern und Meterstab im Wald gibt

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Bei der Inventur im Wald: Försterin Anita Ottmann und Waldpächter Andreas Rauch Tannen bedeuten für Rehe das, was für uns Menschen Schokolade ist. Anita Ottmann, Försterin © LODER

Wie viele Rehe dürfen in einem Revier geschossen werden? Darüber gibt unter anderem ein Gutachten über Biss-Schäden an Bäumen Auskunft.

Fürstenfeldbruck – Damit dieses erstellt werden kann, sind Förster und Jäger in nächster Zeit mit untypischem Werkzeug im Wald unterwegs.

Es hat schon seinen Grund, weshalb man in den nächsten Wochen bei einem Waldspaziergang vermehrt Personen begegnet, die mit Wäscheklammern und Meterstab durch die Botanik streifen. Förster, Jäger und Waldbesitzer kontrollieren gemeinsam ihre Reviere und untersuchen stichprobenartig den Zustand der hölzernen Nachwuchsgewächse. Seit 1986 werden Bayerns Wälder alle drei Jahre diesem Jungpflanzen-TÜV unterzogen.

„Forstwirtschaftliches Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“ heißt das Verfahren offiziell und wird von den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) durchgeführt. Die für den Landkreis Fürstenfeldbruck zuständige Behörde hat ihren Sitz in Puch. Von dort aus betreut Marc Koch auch die Nachbarregionen Dachau und Landsberg.

Verbiss ist im Landkreis zu hoch

Ermittelt werden Bissschäden an Jungpflanzen, die vornehmlich von Rehen verursacht werden. Mit Hilfe der Ergebnisse wird ein Gutachten erstellt, das für die Planung der Abschusszahlen entscheidende Empfehlungen gibt. Bei der letzten Bestandsaufnahme 2021 wurden in zwei der vier Hegegemeinschaften im Landkreis Fürstenfeldbruck die Verbissbelastungen als zu hoch eingestuft.

Die 12 000 Hektar Waldflächen in der Region sind in 88 Jagdreviere aufgeteilt. Gemeinsam mit Försterin Anita Ottmann und Jagdpächter Andreas Rauch sowie einigen Waldbesitzern erläuterte Marc Koch in einem Waldstück südlich von Aich die Vorgehensweise bei der Erstellung des Gutachtens.

Die Forstflächen werden dabei in ein gleichmäßiges Gitternetz eingeteilt. In jeder dieser Flächen werden entlang einer Geraden an fünf geeigneten Stichprobenpunkten jeweils 15 Jungpflanzen untersucht. Mit dem Meterstab wird geprüft, ob sie die zur Untersuchung notwendige Größe zwischen 20 und 130 Zentimetern haben. Danach werden die Bäumchen mit Wäscheklammern markiert und die Daten erfasst. Dazu gehören Baumart und Biss-Spuren.

Einige Baumarten besonders betroffen

Neben Eichen ist besonders eine Baumart vom Verbiss betroffen: „Tannen bedeuten für Rehe das, was für uns Menschen Schokolade ist,“ berichtet Anita Ottmann über die bevorzugten Leckerbissen der scheuen Waldtiere. Bis Mai sind die AELF-Delegationen noch in den Wäldern unterwegs. Bis Juni werden die Ergebnisse ausgewertet, ehe sie den Jagdvorständen und Revierinhabern vorgelegt und erörtert werden.

Erst dann wird im September das Gutachten fertiggestellt und schließlich im November veröffentlicht. Das Verfahren gibt es in Bayern seit 1986 und wird heuer zum 14. Mal durchgeführt. Es soll dazu beitragen, stabile und standortgemäße Mischwälder zu erhalten oder neu zu schaffen.

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