„Das frustriert dich“: Ex-Polizist packt über Kriminelle aus Afghanistan aus

Sein Vorstoß sorgte für Aufruhr: Der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Hans-Eckhard Sommer, hat das individuelle Asylrecht infrage gestellt. Man müsse sich „aus alten Denkschemata befreien“ und ein grundlegend anderes System für die Flüchtlingsaufnahme in Europa etablieren.

Mit seiner Forderung löste Sommer eine hitzige Debatte über Deutschlands Kurs in der Migrationspolitik aus. Noch-Innenministerin Nancy Faeser (SPD) lehnte die Idee umgehend ab. Das Asylrecht stehe „nicht zur Disposition“.

Jetzt erhält der Bamf-Präsident Rückendeckung von einem Mann, der hautnah mit den Folgen einer völlig verfehlten Zuwanderungspolitik konfrontiert war – dem Ex-Bundespolizisten Jan Solwyn. 

Ex-Bundespolizist Jan Solwyn rechnet mit Asyl-Politik ab

15 Jahre arbeitete Solwyn unter anderem bei den spezialisierten Kräften der Bundesbereitschaftspolizei für Auslandseinsätze und war für die Europäische Grenzschutzagentur Frontex im Einsatz. Anfang 2024 quittierte er auf eigenen Wunsch – auch aus Frust und Enttäuschung – den Dienst und lebt seitdem in Israel.

Der Streit zwischen Faeser und Bamf-Chef Sommer zeige „das grundlegende Problem der deutschen Asylpolitik auf“, so der frühere Polizist. „Aus allen politischen Richtungen werden tiefgreifende Reformen gefordert, da auch die letzten Verfechter der aktuellen Migrationspolitik langsam begreifen, dass sie gescheitert ist.“ 

Würden jedoch, wie jetzt von Sommer, konkrete Vorschläge gemacht, reagierten die politisch Verantwortlichen mit altbekannten Reflexen, indem sie „den Status-Quo verbissen verteidigen“. Solwyn: „In genau diesem Limbus bewegt sich die deutsche Migrationspolitik nun schon seit mindestens einem Jahrzehnt."

Der Ex-Beamte hatte im aktiven Dienst täglich mit Menschen zu tun, die unerlaubt nach Deutschland einreisten. Über seine zum Teil dramatischen Erfahrungen hat er ein Buch geschrieben, das kürzlich im Heyne Verlag erschienen ist. Es heißt An der Grenze – Verfehlte Politik, Überforderung, Flüchtlingselend – Wie ein Bundespolizist die Realität an unseren Grenzen erlebt“.

Buch „An der Grenze": Realismus statt politischer Korrektheit

Der gebürtige Westfale hat das Buch nach eigener Aussage geschrieben„um einer bedenklichen politischen Korrektheit gerecht zu werden“. Es sei kein Aufruf zu ideologischen Grabenkämpfen, „sondern ein Plädoyer für die notwendige Konfrontation mit der Realität mit all ihren Konsequenzen“.

In einem Interview mit der „Welt“ äußerte sich der 35-jährige Jan Solwyn zu seinen Motiven für das Buch:

„Nach einer Auseinandersetzung mit einem Eritreer Ende 2015 am Hauptbahnhof in Dortmund begann ich, mein Buch zu schreiben. Er hatte mich angegriffen und ich war zwei Monate mit einer Schulterverletzung dienstunfähig.“ Das Strafverfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung sei wegen Geringfügigkeit eingestellt worden. 

„Ich habe seinen Namen später im internen Fahndungssystem eingegeben. Körperverletzung, Diebstahl, Betrug – er wurde in sämtlichen Deliktsbereichen auffällig. Ein Jahr später wurde sein Asylantrag positiv beschieden.“

Über seinen Einsatz im Auftrag der EU-Grenzschutzagentur Frontex 2021 an der serbisch-bulgarischen Grenze sagte er: „Wir haben jeden Tag hunderte afghanische Männer im Alter von 13 bis 30 Jahren aufgegriffen. ‚Germany‘ war das einzige Wort, das sie auf Englisch beherrschten.“ 

In Serbien habe keiner der Migranten einen Asylantrag gestellt, aber die Polizisten hätten sie nicht an der Weiterreise hindern können. „Für jeden war klar, dass sie nach Deutschland ziehen.“

Junge Afghanen: Lässige Posen mit Mädchen und Autos

Die zum Teil aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammenden Männer hätten klare Vorstellungen von ihrem Leben im Westen gehabt. „Sie erwarteten einen Wohlstand, der selbst für unsere Standards hoch ist. Eine Wohnung, ein Haus, ein Mittelklassewagen.“

Der Ex-Polizist schilderte gegenüber der „Welt“, dass ihm aufgegriffene Flüchtlinge Handys entgegengehalten hätten. Zu sehen waren Fotos von bereits in Deutschland befindlichen Afghanen, die sich auf der Straße vor fremden Autos oder auf Stadtfesten zusammen mit deutschen Mädchen hatten ablichten lassen. „Diese Bilder schickten sie nach Afghanistan und behaupteten, das wäre ihr Auto und ihre deutsche Freundin.“ 

Jan Solwyn: „Diese Pull-Faktoren sind der Grund, dass wir zigtausende enttäuschte junge Männer dieser Altersgruppe in Deutschland haben.“ 

Bei seinen Einsätzen in Deutschland habe er öfters die Erfahrung gemacht, dass beim Asylgesuch gelogen und eine – real nicht vorhandene Notlage – vorgetäuscht wird. „Immer wieder wird die Identität, das Alter, die Herkunft und die Fluchtgeschichte verschleiert.“ 

Richtig „wütend“ hätten ihn und seine damaligen Kollegen jedoch Vorfälle wie auf einem Stadtfest in Oberhausen gemacht. In der Nähe der Veranstaltung hätte sein Team vier Männer identifiziert, die „nicht aussahen wie Stadtfestbesucher“. Es waren vier abgelehnte Asylbewerber aus Afghanistan, sie verfügten über eine Duldung.

"Betäubungsmittelkriminalität, Raub, Sexualstraftaten“ 

Gegenüber der „Welt“ erklärte Solwyn: „Wir fragten die vier Afghanen bei der Leitstelle ab. Gegen sie lag keine Fahndungsnotierung, also etwa ein Haftbefehl, vor. Aber alle vier waren verurteilte Sexualstraftäter.“ Auf Nachfrage sagten sie den Polizisten, sie wollten zum Stadtfest. „Es war zehn Uhr nachts, es waren viele betrunkene Mädchen unterwegs und sie verabschiedeten sich grinsend aus der Kontrolle. Wir hatten keine Handhabe. Das frustriert dich.“ 

In seinem Alltag – an Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen oder in den Verkehrsmitteln – habe er es immer wieder mit einer bestimmten Klientel zu tun gehabt: „junge Männer mit einschlägigem Migrationshintergrund – arabisch, persisch, afrikanisch – zwischen 13 und 30 Jahren“. Die Betroffenen seien vielfach auffällig gewesen. „Betäubungsmittelkriminalität, Raub, Sexualstraftaten“. 

Die Beobachtungen der Polizei könnten viele Menschen bestätigen, so Solwyn. „Jeder sieht die Veränderungen in unseren Großstädten mit eigenen Augen.“

Den Vorwurf, die Polizei betreibe „racial profiling“, wies er gegenüber der „Welt“ zurück. „Niemand behauptet, dass jeder Syrer, Afghane oder Nordafrikaner kriminell ist.“ Trotzdem müsse man sagen, dass diese Gruppe ein erhebliches Problem darstelle. „Dass wir das zu lange verschwiegen haben, hat auch zum Aufstieg extremistischer Kräfte beigetragen.“

Solwyn: Unkontrollierte Migration könnte "Europa zu zerstören"

Der frühere Bundespolizist machte in der „Welt“ – ähnlich wie Bamf-Chef Sommer – konstruktive Vorschläge hinsichtlich einer künftigen Grenz- und Asylpolitik. 

„Wir müssen alle europäischen Ressourcen zum Grenzschutz bündeln und an die EU-Außengrenze verlagern. Ein Staat oder ein Staatenbund muss das Recht haben zu entscheiden, wer sein Territorium betritt“, so Solwyn. „Unsere Maxime muss sein, dass keine einzige Person mehr unkontrolliert die Grenze überquert.“

Geschehe das nicht, drohten uns massive Probleme: „Aus meiner Sicht hat die fortlaufende unkontrollierte Migration das Potenzial, Europa zu zerstören.“ Niemand wolle die Migration auf null zurückfahren. „Aber Zuwanderung muss verkraftbar sein, der Wirtschaft dienen und dazu führen, dass sich Einwanderer in unser Wertesystem integrieren.“