„Ruml Stasi“ mit 92 Jahren gestorben - „Sie war ein zufriedener Mensch“

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Starb mit 92 Jahren: Anastasia Schmid, bekannt auch unter ihrem Hofnamen „Ruml Stasi“. © Privat

Nach einem langen und erfüllten Leben ist Anastasia Schmid im Alter von 92 Jahren verstorben. Als Dirndlnäherin war sie im ganzen Landkreis bekannt. Ein Nachruf.

Degerndorf - Als Dirndlnäherin war sie im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bekannt. Nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben ist Anastasia Schmid, die „Ruml Stasi“ nach dem Hofnamen, kürzlich im Alter von 92 Jahren friedlich eingeschlafen.

Nachruf auf Anastasia Schmid: Als Dirndlnäherin war sie im Landkreis bekannt

Am 9. April 1931 kam sie als drittes von sieben Kindern in Sonderham, einen kleinen Weiler bei Degerndorf, zur Welt. Sie habe eine schöne Kindheit gehabt, erzählte sie noch wenige Monate vor ihrem Tod in einem Interview für den dritten Band der Münsinger Chronik. Nach dem Besuch der Volksschule in Degerndorf arbeitete sie daheim in der Landwirtschaft.

Nach der Stallarbeit fuhr sie mit den Pferden hinaus, um das „Kühgras“ zu holen. Später bekam sie eine Stelle als Melkerin im Kloster Ursberg, bis sie einen Unfall hatte, bei dem eine Kuh sie am Fuß verletzte. Man riet ihr, künftig eine sitzende Tätigkeit auszuüben – und so fand sie zu ihrer Berufung.

Noch im Kloster machte Anastasia Schmid die Ausbildung zur Schneiderin, erhielt anschließend verschiedene Anstellungen in Bayern und im Schwarzwald. Eine Zeit lang kümmerte sich die stets unverheiratet und kinderlos gebliebene Näherin in Dießen am Ammersee in einem SOS-Kinderdorf um die kleinen Bewohner. „Sie liebte Kinder“, sagt ihre Nichte Barbara Riesch. „Bis zum Schluss freute sie sich, wenn meine Enkel zu Besuch waren.“

Nachruf auf Anastasia Schmid: „Das Dirndlnähen war ihr immer das Liebste“

In Arzbach qualifizierte sich Schmid zur Dirndlschneiderin weiter. Von ihrer Lehrmeisterin konnte sie auch den Kundenstamm übernehmen, als sie sich selbstständig machte. Sie ging viel „auf die Stör“, das heißt, zu den Kunden nach Hause. Morgens half die fleißige Frau im Stall, danach fuhr sie los zum Nähen.

„So ist sie uns noch in Erinnerung: wenn sie mit ihrem Radl und der Tasche hinten drauf unterwegs war“, sagt Münsings Pfarrer Martin Kirchbichler. Und wenn sie weiter entfernt beschäftigt war, blieb sie über Nacht. Dadurch erhielt sie Einblick in viele Familien, machte sich ihr eigenes Bild von den jeweiligen Menschen.

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Die Arbeit habe ihre Tante bis ins hohe Alter erfüllt, sagt Barbara Riesch, und ihrem Stil sei sie treu geblieben: „Das Dirndlnähen war ihr immer das Liebste“. Die feschen Gewänder etlicher Landkreisbewohnerinnen werden noch lange an die „Ruml Stasi“ erinnern.

Das Dirndlnähen war ihr immer das Liebste.

Auch der Glaube hatte einen festen Platz im Leben der Verstorbenen. Solange es ging, fuhr sie mit dem Fahrrad zum Gottesdienst in Degerndorf oder Berg und kehrte gerne in Kapellen ein, wenn sie draußen in der Natur unterwegs war. Generell war sie ein sehr zufriedener Mensch, und das strahlte sie auch aus, sagen diejenigen, die sie kannten.

Am zweiten Adventswochenende starb sie daheim in ihrem Geburts- und Elternhaus in Sonderham, wo ihre Nichte sie versorgte. Den Spruch für ihr Sterbebild hatte sich die bis zum Schluss geistig fitte Senioren selbst ausgesucht: „Wenn Gott uns Heim ruft, ist unserer Seele höchster Feiertag, denn wir kommen zu dem, der uns am meisten liebt.“  tal

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