Europas Hoffnungsträger in Not: Jetzt ist ein Teil der Firma insolvent

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Erneut schlechte Nachrichten von Northvolt: Der Batteriehersteller aus Schweden meldet die Insolvenz einer seiner Teilfirmen. Was passiert mit dem deutschen Werk?

München – Northvolt in der Krise: Nach dem Stopp einer Fabrikerweiterung in Schweden hat die dafür eigens gegründete Tochterfirma des Batterieherstellers Insolvenz angemeldet. Demnach werde die „Northvolt Ett Expansion AB“ ab jetzt von einem Konkursverwalter geführt, wie das Unternehmen am Dienstag (8. Oktober 2024) mitteilte. Vom Konkurs seien aber keine weiteren der mehr als 20 Töchter der Northvolt-Gruppe betroffen.

Trotz Krise: Northvolt gibt Bekenntnis zur Fabrik in Heide ab

Northvolt gilt als größter Hoffnungsträger einer von China unabhängigen Lieferkette zum Bau von Elektroautos. Der kriselnde Batteriehersteller hatte trotz roter Zahlen zuletzt im Wirtschaftsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags ein klares Bekenntnis zum Bau der Batteriefabrik dort abgegeben.

„Wir brauchen diese Fabrik in Heide“, sagte Northvolts Deutschlandchef Christofer Haux. „Heide ist und bleibt ein Grundpfeiler in unserer Expansion.“ Haux war per Video aus Schweden zugeschaltet.

Stellenabbau in Schweden: Northvolt entlässt 1.600 Mitarbeiter

Ob es im Detail Anpassungen im Zeitplan des Fabrikbaus geben werde, könne das Unternehmen aktuell nicht beantworten, sagte Haux. „Das hat nichts mit Heide zu tun.“ Grund sei die Gesamtstrategie. Das Unternehmen spüre weiter starke Unterstützung aus der Region. Das sei ein Grund, warum dies ein wichtiger und richtiger Standort sei. „Ein Grund, warum wir in Heide sind, ist die ganz besondere Energiesituation.“

Zuletzt gab es weitere Negativschlagzeilen von Northvolt. Die Firma hatte die Entlassung von schätzungsweise 1.600 Mitarbeitern in seiner schwedischen Heimat angekündigt. Insgesamt entspricht das knapp einem Viertel der gesamten Northvolt-Belegschaft in Schweden. Firmenchef Peter Carlsson hatte erklärt, auch wenn das Momentum der Elektrifizierung insgesamt weiterhin stark sei, müsse man die richtigen Schritte zum richtigen Zeitpunkt tätigen, um dem Gegenwind auf dem Automobilmarkt zu begegnen.

Northvolt will bis zu einer Million Batteriezellen jährlich bauen

Laut Haux konzentriere sich das Unternehmen konzentriere auf das Kerngeschäft Batteriezellenfertigung. Zwar sei der Verkauf von Elektroautos in Deutschland zuletzt rückläufig gewesen, nicht aber in Europa insgesamt. Bei Heide will Northvolt künftig bis zu einer Million Batteriezellen für Elektroautos pro Jahr bauen. Den Startschuss für den Bau des 4,5-Milliarden-Euro-Projekts hatten Ende März unter anderem Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gegeben.

Robert Habeck übergibt den Förderbescheid für eine geplante Batteriefabrik in Heide (Schleswig-Holstein) an Peter Carlsson, CEO von Northvolt. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Carlsson hatte bereits im Sommer in einem Interview mit dem schwedischen Medium Dagens industri gesagt, dass Northvolt bei seinen Expansionsplänen etwas zu aggressiv gewesen sei. Diese kämen nun auf den Prüfstand. Autobauer BMW hatte wenige Wochen zuvor einen Auftrag für Batteriezellen im Wert von zwei Milliarden Euro zurückgezogen. Darüber hatte das Manager Magazin zuerst berichtet. Von Investoren und Banken hatte Northvolt für seine Expansion insgesamt mehr als 15 Milliarden Dollar eingeworben.

Strafzölle gegen China sorgen wohl für höhere Preise bei Elektroautos

Die Auftragslage für die Elektroautoindustrie könnte künftig noch diffiziler werden. Nach der geplanten Einführung von Strafzöllen auf Elektroautos aus China erwartet der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrgewerbes (ZdK) negative Konsequenzen für den Kfz-Handel und die deutsche Automobil-Zulieferindustrie. Für Verbraucher drohten sich durch den Eingriff in den Wettbewerb mit chinesischen Fahrzeugherstellern die allgemeinen Preise für Elektroautos insgesamt zu verteuern, sagte ZdK-Vizepräsident Thomas Peckruhn der Augsburger Allgemeinen vom Samstag.

„Das wird die ohnehin schon zurückhaltende Kauflaune noch weiter verschlechtern“, warnte Peckruhn. Für die Automobilhändler, die sich zur Aufnahme einer chinesischen Marke entschieden und dafür Investitionen getätigt hätten, seien die Zusatzzölle „ein Schlag ins Kontor“. Die Aufschläge drohten den Wettbewerb zu verzerren. (cgsc mit dpa und afp)

Auch interessant

Kommentare