Northvolt-Pleite trifft auch Audi und Porsche: Bei neuen Elektromodellen drohen Probleme

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Die Insolvenz von Northvolt gefährdet Batterielieferungen für die VW-Töchter Porsche und Audi. Es drohen offenbar Verzögerungen bei den Starts von Elektroautos.

Stuttgart/Ingolstadt – Die ohnehin angespannten Zeiten für die deutsche Autoindustrie werden durch die Schieflage des schwedischen Batteriespezialisten Northvolt weiter verschärft. Mit der Restrukturierung nach US-Insolvenzrecht befindet sich das als „europäische Batteriehoffnung“ gefeierte Unternehmen am Rande des finanziellen Kollapses.

Daraufhin drohen nicht nur Auswirkungen für den deutschen Staatshaushalt, der den Bau der Batteriezellenfabrik in Heide (Schleswig-Holstein) mit Subventionen und Bürgschaften unterstützt. Auch die Volkswagen-Töchter Porsche und Audi bringt die Entwicklung in Bedrängnis.

Northvolt-Pleite bringt Porsche, Audi und Co. in Bedrängnis

Wie das Handelsblatt berichtet, sorgt die Northvolt-Pleite für Besorgnis in den Chefetagen von unter anderem Stuttgart-Zuffenhausen und Ingolstadt: Die verzögerte Lieferung von Batteriezellen könnte die Marktstarts geplanter Elektroautos erheblich beeinträchtigen. Dies betrifft offenbar auch Porsche und Audi, die zuletzt schon häufiger mit Verzögerungen bei neuen Modellreihen zu kämpfen hatten.

Bei Porsche ist dem Bericht zufolge der Nachfolger des Porsche 718 in Gefahr: Anders als bei den elektrischen Modellen Taycan und Macan, die z. B. mit Batteriezellen von CATL ausgestattet werden, hatte sich Porsche für den 718 exklusiv auf Northvolt festgelegt. Der zweisitzige Sportwagen benötige kompakte Batteriepacks mit hoher Energiedichte, um die charakteristische flache Bauweise zu erhalten. Die Unsicherheit über die Verfügbarkeit dieser Zellen lässt offenbar den geplanten Marktstart für Ende 2025 wackeln.

Der elektrische Nachfolger für die Porsche-Baureihe 718 könnte Elemente der aufregenden Studie Mission R tragen
Der elektrische Nachfolger für die Porsche-Baureihe 718 könnte Elemente der aufregenden Studie Mission R tragen © Eibner/Imago

Platzt Audi-Deal mit Northvolt? Elektromodelle könnten später starten

Auch Audi sieht sich aufgrund der Entwicklungen bei Northvolt mit Herausforderungen konfrontiert: Die Ingolstädter bestellten Batteriezellen und prüfen dem Vernehmen nach, ob der Vertrag mit dem angeschlagenen Unternehmen noch Bestand haben kann. Wie bei Porsche könnten bei der Premiumtochter von VW Verzögerungen geplante Marktstarts gefährden und so die Position im Elektroauto-Segment (weiter) schwächen.

Allerdings hat Audi offenbar den Vorteil, dass man sich im Gegensatz zur Konzernschwester breiter aufstellte: Im Gegensatz zum neuen Porsche-Elektrosportler sind in Ingolstadt für die E-Plattform PPE mehrere Zulieferer vorgesehen, neben Northvolt sind dies CATL aus China sowie LG Energy Solution aus Südkorea. Längerfristig könnte der frisch auf den Markt gebrachte A6 e-tron betroffen sein, aktuell gebe es jedoch keine Probleme. Nicht auszuschließen sind jedoch Nachverhandlungen mit alternativen Anbietern für höhere Kapazitäten, was Audi zusätzlich Geld kosten würde.

Northvolt-Pleite als Rückschlag für die europäische Batteriezellenproduktion

Die Krise bei Northvolt verdeutlicht die Probleme der europäischen Batteriestrategie beim Versuch, die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Northvolt war oder ist ein Hoffnungsträger in diesem Bereich, doch die Schwierigkeiten beim Hochlauf der schwedischen Fabrik und fehlende Finanzmittel zeigen, dass die Abkehr von etablierten Lieferketten mit Risiken behaftet ist. Dass BMW bereits einen Milliardenauftrag bei Northvolt stornierte, war ein weiterer Rückschlag beim zügigen Hochlauf einer eigenen Industriesparte.

Für deutsche Autobauer steht eine wichtige Säule ihrer Elektrostrategie auf dem Spiel. Die Verzögerungen bei der Produktion von Batteriezellen könnten den Übergang zu einer emissionsfreien Modellpalette erheblich bremsen – ein Rückschlag, der die Konkurrenzfähigkeit gegenüber asiatischen und amerikanischen Autobauern weiter schwächt.

Northvolt
Northvolt ringt seit längerem mit seinen Finanzen. Die Pleite trifft auch den deutschen Staatshaushalt und hiesige Autohersteller. (Archivbild) © Britta Pedersen/dpa

Northvolt-Pleite und Förderung: Söder fordert Untersuchungsausschuss

CSU-Chef Markus Söder fordert derweil eine parlamentarische Aufarbeitung der deutschen Förderung für den in der Krise steckenden schwedischen Batteriehersteller Northvolt. „Im Grunde genommen muss auch bei Northvolt ein Untersuchungsausschuss her“, zitiert Agence-France Press (AFP) den bayerischen Ministerpräsidenten. Auch in Schleswig-Holstein müsse sich die Frage gestellt werden, ob bei Northvolt alles richtig gelaufen sei.

Söder sagte, mit den in Gefahr stehenden 600 Millionen Euro staatlichen Fördergeldern sei Northvolt „deutlich teurer“ als die von der CSU forcierte, am Ende mit einem Millionenverlust für den Staat gescheiterte Pkw-Maut. Deshalb müsse entweder jetzt oder in der nächsten Legislaturperiode ein Northvolt-Untersuchungsausschuss her. Northvolt baut derzeit in Heide (Schleswig-Holstein) eine Batteriezellfabrik, wofür die staatliche Förderbank KfW bereits 600 Millionen Euro Förderung zur Verfügung stellte. „Da geht es um sehr, sehr viel Steuergeld“, so Söder. (PF)

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