Dieser Glonner rettet Kirchenburgen
Hans Gröbmayr aus Glonn ist 71 Jahre alt. Er steckt noch immer voller Tatendrang. In Siebenbürgen rettete er zusammen mit jungen Menschen zwei Kirchenburgen.
Glonn – Hans Gröbmayr ist sowieso ein Macher. Ein zupackender Mensch, der das Haus in Glonn, in dem er wohnt, selbst aus- und umgebaut hat unter Verwendung der alten Balken, die er dort vorgefunden hat. Er ist Zimmerermeister, war lange stellvertretender Leiter der Münchner Fachschule für Bautechnik. Später wurde er Klimaschutzmanager des Landkreises Ebersberg, auf ihn geht die Gründung der Energieagentur Ebersberg-München zurück. Und nebenher hat er über viele Jahre die Renovierung von zwei der sogenannten Kirchenburgen in Siebenbürgen/Rumänien initiiert und organisiert, dabei seine Meisterschüler eingebunden, aber auch die Einheimischen. Inzwischen ist aus dem Projekt eine von der EU geförderte, internationale Ausbildungsstätte hervorgegangen.

Hans Gröbmayr wurde in Glonn geboren, er ist zweifacher Großvater. 24 Jahre saß er im Gemeinderat seines Heimatorts, als Parteifreier. Er ist keiner, der sich verliert in seinen Erzählungen, und er macht auch kein großes Gewese um das, was er geleistet hat. Er sagt, die Kirchenburgen betreffend: „Wir hatten eine unheimliche Demut vor diesen Gebäuden.“
2009 war Gröbmayr erstmals in Siebenbürgen: „Unfassbar schön“
2009 war er erstmals in Siebenbürgen, diesem zentralen Landesteil von Rumänien, der wahnsinnig grün ist und „unfassbar schön“. Ein Bekannter hatte ihn dorthin einladen, um ihm die sehr besonderen Sakralbauten dort zu zeigen, die Trutzburgen und Gotteshäuser in einem sind. Die ursprünglich von Katholiken errichtet, dann von protestantischen deutschen Einwanderern, den Siebenbürger Sachsen, genutzt worden sind. Von denen viele seit langem verfallen, mittlerweile wenigstens aber unter Denkmalschutz gestellt worden sind.
Es dauerte nicht lang, bis Hans Gröbmayr beschloss, mit seinen Meisterschülern hier, in diesem vergessenen Teil der Welt, praktisch zu arbeiten. „Es gibt ja sonst“, sagt er, „kaum die Möglichkeit, an einem Denkmal tätig zu werden“, zum einen. Und zum anderen findet man selten Baustellen, auf denen dann so viele verschiedene Gewerke gleichzeitig gebraucht werden.
Zunächst mussten die Schäden dokumentiert werden
Über die Leitstelle Kirchenburgen der Evangelischen Kirche, außerdem eine sehr rührige „Heimatortsgemeinschaft“ fiel die Wahl, als es darum ging, welche Kirche man sich vornehmen wollte, auf Mardisch, einen 300 Seelen-Ort im Kreis Hermannstadt. Wo Gröbmayr zum Erstaunen der Einwohnerschaft 2010 „mit einem Trupp von 18 Leuten“ erstmals auftauchte, um zunächst eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Schäden zu machen – und diese Schäden dann nach und nach zu beheben. Wobei die Beteiligten im fünf Kilometer entfernten Martinsdorf gewohnt haben, auch wieder in einem Pfarrhaus. „Wir mussten uns als allererstes ein Plumpsklo bauen“, erzählt Hans Gröbmayr und lacht, Infrastruktur vor Ort: praktisch nicht vorhanden.
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Letztlich haben rund 250 Meisterschüler in insgesamt 23 000 Arbeitsstunden, verteilt auf vier Aufenthalte, die 500 Jahre alte gotische Saalkirche von Mardisch wieder hergerichtet. Haben, unterstützt von einheimischen Spezialisten, „um ja keine Fehler zu machen“, den Dachstuhl und das Dach erneuert, Fensterstürze neu verfugt, Fenster ausgetauscht, Steinmetzarbeiten saniert. Ihr Material mussten sie mit Seilzügen nach oben befördern, überhaupt mussten sie sich in allem selbst helfen, und wenn sie neue Balken brauchten, konnten sie nicht einfach den nächsten Baumarkt anfahren. Weil es keinen Baumarkt gab. Sondern es galt, das nächste Sägewerk ausfindig zu machen. „Es war wie bei uns vor 80 Jahren.“
Nur den Turm der Kirche konnten sie nicht instand setzen, er war bereits vor gut 100 Jahren eingestürzt, und zwar stürzte er, erzählt Gröbmayr, genau an dem Tag ein, an dem die Dorfbewohner in den Wald gegangen waren, um Holz zu holen, mit dem sie den Turm dann stützen können würden. Als sie zurückkamen, war da kein Turm mehr.
Hans Gröbmayr sagt: „Unsere Leute waren stolz auf das, was sie konnten, und neugierig darauf, was die anderen machten.“ Sie schliefen in Feldbetten, bekocht wurden sie von Frauen aus dem Dorf, die sie natürlich bezahlt haben. Einmal erklärten sie den Einheimischen bei einer Bürgerversammlung, was genau sie machten – und warum. „Die haben nur gestaunt, dass es Menschen gibt, die sich für sie interessieren.“
Gröbmayrs Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet
Gröbmayrs Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2014 mit dem Ehrenpreis des „Deutschen Weiterbildungstags“, und mit den beiden Kirchen haben sich auch die Orte um die Kirchen herum verändert. Weil irgendwann die ersten Bewohner von Mardisch und Martinsdorf anfingen, auch die eigenen Häuser zu sanieren.
Hans Gröbmayr, 71, ist mittlerweile in Rente, was natürlich überhaupt nicht heißt, dass er daheim sitzen und Däumchen drehen würde. Sowas liegt ihm einfach nicht. Aber er sagt: „Ich hab jetzt ein bisschen mehr Zeit, ich werde sicher wieder öfter nach Siebenbürgen fahren.“ Erst dieses Frühjahr war er wieder unten. Andrea Kästle