Tucker Carlson veröffentlicht Putin-Interview – sogar der Kreml widerspricht vorab
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Der rechte US-Moderator Tucker Carlson interviewt Wladimir Putin. Bereits vor Veröffentlichung werden Falschaussagen kritisiert – sogar vom Kreml.
Moskau – Trotz heftiger Kritik in den sozialen Medien hat der rechte US-Moderator Tucker Carlson den russischen Präsidenten Wladimir Putin interviewt. Noch bevor das Interview veröffentlicht wurde, gibt es Widerspruch zu Aussagen Carlsons – sogar aus dem Kreml.
Wie Kreml-Sprecher Dimitri Peskow inzwischen bestätigt hat, gewährte Präsident Wladimir Putin dem US-Fernsehmoderator Tucker Carlson am Dienstag (6. Februar) ein Interview – das erste eines US-amerikanischen Journalisten seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor fast zwei Jahren. Laut Peskow stimmte Putin dem Carlson-Interview zu, weil sich die Herangehensweise des ehemaligen Fox-News-Moderators von der „einseitigen“ Berichterstattung vieler westlicher Nachrichtensender über den Ukraine-Konflikt unterscheide.

Russland rügt US-Medien als „außergewöhnlich einseitig“ – Carlson passe sich Narrativ nicht an
„Wenn es um die Länder des kollektiven Westens geht, können sich die großen Netzwerkmedien, Fernsehsender und großen Zeitungen in keiner Weise rühmen, auch nur den Versuch zu unternehmen, bei der Berichterstattung zumindest unparteiisch zu sein“, so Peskow am Mittwoch (7. Februar) bei einer Pressekonferenz. Alle diese Medien würden „eine außergewöhnlich einseitige Position einnehmen“, daher bestehe „natürlich kein Wunsch, mit solchen Medien zu kommunizieren, und es macht auch kaum Sinn“.
Die russischen Staatsmedien, die ausführlich über Carlsons Besuch berichteten, zeigten sich sehr angetan. Wladimir Solowjow, einer der bekanntesten Fernsehmoderatoren des Landes, sagte, das Interview werde „die Blockade und das bestehende Narrativ“ in den westlichen Medien durchbrechen. Carlson sei gefürchtet, weil er sich diesem Narrativ nicht anpasse.
Tucker Carlson meint aufzuklären – gegen „hässlichste Regierungspropaganda“ unter Joe Biden
Bei der Ankündigung des Vorhabens hatte der Talkshowmoderator eine ähnliche Geschichte erzählt: Die meisten Amerikaner seien nicht informiert, weil ihnen niemand die Wahrheit sage und die Medien korrupt seien, erklärte Tucker Carlson in einem am Montag (5. Februar) auf der Online-Plattform X (früher: Twitter) verbreiteten Video. Er wolle mit dem Interview, das er kostenlos und in voller Länge zur Verfügung stellen werden, dafür sorgen, dass alle Amerikaner abseits der „hässlichsten Regierungspropaganda“ unter US-Präsident Joe Biden selbst ein Bild machen können. Er sei nicht in Russland, weil er Wladimir Putin liebe, sondern weil er die USA liebe.
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Wer ist Tucker Carlson?
Tucker Carlson ist ein US-amerikanischer Fernsehmoderator, politischer Kommentator, Autor und Journalist. Er ist bekannt für rechte und stark konservative Ansichten und hat in verschiedenen Medienformaten gearbeitet. Lange Zeit war er Moderator von „Tucker Carlson Tonight“, einer politischen Talkshow des konservativen Nachrichtensenders Fox News. Im April entließ Fox News Carlson und den ausführenden Produzenten seiner Abendshow ohne Angabe weiterer Gründe.
Carlson gilt als eine führende Stimme der „White grievance politics“ – also der negativen Reaktion einiger weißer Menschen auf den Fortschritt anderer ethnischer Gruppen in Bezug auf Rechte und wirtschaftliche Möglichkeiten sowie auf ihre wachsende kulturelle Gleichstellung, politische Selbstbestimmung. Er ist dafür bekannt, dass rechtsextremes Gedankengut in die Mainstream-Diskurs einzubringen. Er hat Verschwörungstheorien etwa zu einem vermeintlichen „Bevölkerungsaustausch“, Covid-19, dem Angriff auf das US-Kapitol und angeblichen ukrainischen Biowaffen verbreitet. Carlsons Äußerungen – einschließlich Verunglimpfungen, die er zwischen 2006 und 2011 auf Sendung von sich gab (und die 2019 wieder auftauchten) – wurden bisweilen als rassistisch und sexistisch bezeichnet und führten zu Werbeboykotten von „Tucker Carlson Tonight“.
Weiter behauptete er, westliche Journalisten hätten zwar vielfach mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen, sich aber nicht die Mühe gemacht, Putin zu befragen. „Nicht ein einziger westlicher Journalist hat sich bemüht, den Präsidenten des anderen in den Konflikt involvierten Landes, Wladimir Putin, zu interviewen“, behauptete Carlson.
Tucker Carlson wettert gegen die Medien – sogar Putins Sprecher dementiert
Diese Behauptung wurde auf X umgehend zurückgewiesen; zahlreiche Journalistinnen und Journalisten nannten sie eine Lüge. Am Mittwoch widersprach dann sogar Peskow, und stellte klar, die Behauptung sei nicht korrekt: „Wir erhalten viele Anfragen für ein Interview mit dem Präsidenten“, sagte Peskow. Das gelte auch für westliche TV-Sender und Zeitungen.
Mittlerweile befindet sich unter Carlsons X-Video eine „Community Note“, also eine Möglichkeit für User, auf irreführende oder falsche Informationen hinweisen. Das Interview mit Putin soll nach Carlsons Angaben um 18 Uhr US-Ostküsten-Zeit veröffentlicht werden – also in der Nacht auf Freitag deutscher Zeit. (tpn)