Die Bergwacht Bayern hat in einem Pilotprojekt eine deutschlandweite erste Transportdrohne ihrer Art in Betrieb genommen. Geflogen wird sie von Piloten der Bereitschaften Penzberg und Hausham.
Penzberg/Region - „Carry“ sorgte die vergangenen Tagen für einiges Aufsehen in Penzberg. Eine derartig große Drohne und dann noch mit 20 Meter Seil darunter hängend hatten viele noch nicht gesehen. Die Lastendrohne vom Typ DJI Flycart 30, mit circa vier Metern Durchmesser, ist der neue Stolz der Bergwacht Bayern. Geflogen wird sie von Piloten der Bereitschaften Penzberg und Hausham.
Die Bergwacht Bayern hat eine neue Transportdrohne in Betrieb genommen - sie ist deutschlandweit eine Premiere
In Penzberg, wo sie zu Beginn stationiert war, flog sie noch mehr oder weniger im Geheimen. Nun ist die Bergwacht damit an die Öffentlichkeit gegangen: Das Fluggerät wurde im Rahmen eines Pilotprojekts in Betrieb genommen – auch mit Hilfe von ehrenamtlich Aktiven aus Penzberg und Hausham.
50.000 Euro von einer Stiftung
Ermöglicht wird das Projekt durch die Versicherungskammer-Stiftung mit einer Fördersumme von rund 50.000 Euro für die Beschaffung der Drohne, wie Roland Ampenberger, Pressesprecher der Bergwacht Bayern, mitteilt. Vorstandsmitglied Wolfgang Reif und Geschäftsführerin Isabell Stier von der Stiftung seien bei der Übergabe und ersten Vorführung beeindruckt vom Leistungsvermögen der Technik und dem Engagement der ehrenamtlichen Drohnenpiloten der Bergwacht gewesen.
Auf den Namen „Carry“ getauft
Einen Namen hat die Drohne auch schon bekommen: eben „Carry“, angelehnt an ihre künftigen Aufgaben. Denn „Carry“ ist die erste Lastendrohne ihrer Art, die laut Bergwacht in Deutschland zur Erprobung im rettungsdienstlichen Bereich abhebt. Neben Szenarien in der Bergrettung sollen „auch Möglichkeiten im Kontext des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes mitgedacht werden“, heißt es.
Lasten bis zu 30 Kilo möglich
Nach Angaben des Herstellers – der in China beheimatet ist – könne die Drohne Lasten von bis zu 30 Kilogramm transportieren. Stünde kein geeigneter Landeplatz zur Verfügung, ließe sich die Fracht mit einer Winde direkt aus der Luft absetzen. Für eventuelle Notlandungen ist die Drohne zusätzlich mit einem Fallschirmsystem ausgestattet. Mit einer Akkuladung kann die Drohne mit Last eine Strecke von rund 16 Kilometern zurücklegen, so Bergwachtsprecher Ampenberger. Bei der Bergwacht ist man stolz auf die neue Ausrüstung: „Mit dem Einsatz der Lastendrohne in der Bergrettung sowie im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz beschreitet die Bergwacht Bayern in Deutschland weitgehend neues Terrain“, heißt es in der eigens verschickten Mitteilung.
Im Herbst erste Einsätze geplant
Derzeit laufen noch Schulung und Testflüge. Im Herbst soll die Drohne zu ersten Realeinsätzen abheben. Dafür wird laut Bergwacht noch ein Kollisionswarngerät integriert, damit Hubschrauberpiloten den Standort der Drohne in der Luft auf ihrer digitalen Karten im Cockpit sehen können.
Penzberger Technik-Team trainiert
Bei der Penzberger Bereitschaft haben Piloten des dortigen Technik-Teams und der Bergwacht Hausham fleißig trainiert. Mit der Drohne sei es möglich, „in kürzester Zeit einen Notfallmedizin-Rucksack, eine Gebirgstrage oder einen Luftrettungssack vom Tal zur Einsatzstelle zu fliegen, die sonst auf den Rücken einer Bergwacht-Mannschaft hochgetragen werden müsste“, schreiben die Ehrenamtlichen auf ihrer Facebook-Seite.
Stationär in Bad Tölz vorgesehen
Die Drohne war in Penzberg stationiert und ist jetzt in Hausham, berichtete am Dienstag der Penzberger Bereitschaftsleiter Michael Mittler der Rundschau. Geplant sei es, das Fluggerät stationär in Bad Tölz zur Verfügung zu halten. Einsatzgebiet sei dann das komplette Bayern. Geflogen wird es von den Penzberger und Haushamer Piloten. Für das Training an der Drohne habe man „die besten Piloten“ aus beiden Bereitschaften, allein vier aus Penzberg, zusammengezogen, sagt Mittler.
Drohnen-Erfahrung in Penzberg
Die Penzberger Bergwacht hat bereits viel Drohnen-Erfahrung. Das LKLD-Team (Lokalisation, Kommunikation, Lagedarstellung und Dokumentation) unterstützt bei Einsätzen auch außerhalb des Dienstgebiets mit ihren drei Geräten – von Vermisstensuche bis Waldbrände und Hochwasser. Auch die Bergwacht Hausham hat solch ein LKLD-Technikteam.
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