Harris‘ Herkunft im Fokus: Wahlkampfstrategie Trumps könnte „nach hinten losgehen“
Kamala Harris sorgt für einen Aufschwung der Demokraten in den USA. Die Trump-Kampagne setzt nun auf persönliche Angriffe – doch die Strategie könnte scheitern.
Washington – Kamala Harris als demokratische Präsidentschaftskandidatin ist im US-Wahlkampf eine unerwartete Herausforderung für Trump. Der Vorsprung des 78-Jährigen schmolz in jüngsten Umfragen zusammen. Die Trump-Kampagne will nun mit persönlichen Angriffen auf Harris bei Wählern punkten. Doch die Strategie hat Schwachstellen.
US-Wahl: Trump stellt Harris‘ Herkunft infrage – Vizepräsidentin kontert rassistische Angriffe
Der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat JD Vance räumte unlängst ein, dass Kamala Harris‘ Nominierung ein „politischer Tiefschlag“ für Trumps Wahlkampf sei, wie die Washington Post berichtete. Kurz vor der US-Wahl müssen die Republikaner ihren Wahlkampf neu aufstellen, dabei scheint es bislang noch keine klare Linie zu geben. Bei einer Veranstaltung in Chicago am Mittwoch (31. Juli) wurde Trump persönlich und stellte Harris‘ Herkunft infrage: Die Demokratin habe sich immer als indisch beschrieben, doch „dann machte sie plötzlich eine Kehrtwende und wurde eine Schwarze“, behauptete der 78-Jährige.
Damit wolle sie sich politische Vorteile verschaffen, unterstellte der Republikaner. „Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren ‚schwarz wurde‘“, sagte Trump weiter. Harris beschrieb diese Bemerkungen im Anschluss als Versuch, die Spaltungen im Land weiter zu vertiefen. „Das amerikanische Volk verdient Besseres“, sagte sie. „Wir verdienen einen Anführer, der begreift, dass unsere Unterschiede uns nicht trennen, dass sie eine wesentliche Quelle unserer Stärke sind.“ Harris ist die erste Vizepräsidentin in der Geschichte der USA mit afroamerikanischen und asiatischstämmigen Wurzeln.
Trumps Strategie im US-Wahlkampf: Diskussion über Herkunft könnte kontraproduktiv sein
Michael Tesler, Professor an der Universität von Kalifornien, interpretierte dieses Vorgehen Trumps als Versuch, „den großen Teil der afroamerikanischen Wähler anzusprechen, die Harris in den ersten drei Jahren ihrer Vizepräsidentschaft nicht als ausreichend unterstützend für die Interessen der Schwarzen wahrgenommen haben“, wie er Newsweek sagte. Diese Strategie sei allerdings wenig erfolgversprechend: „Die Art und Weise, wie er es gemacht hat, war so ungeschickt, dass es bei allen Zuschauern mit ziemlicher Sicherheit nach hinten losgehen wird“, so Tesler weiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass Trump versucht, die Herkunft eines Kandidaten anzuzweifeln: Bei Barack Obama war es die Frage nach dessen Geburtsland. Der im US-Bundesstaat Hawaii geborene Obama konterte damals mit der Veröffentlichung seiner Geburtsurkunde – und gewann schließlich die Wahl zum US-Präsidenten im Jahr 2008. „Trumps rassistische Angriffe auf Harris werden [schwarze Wähler] wahrscheinlich für [die Demokratin] gewinnen“, kommentierte Tesler weiter. „Und die meisten weißen Amerikaner wollen nicht als Rassisten angesehen werden.“ Daher sei dies „keine wirksame Strategie.“
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Eine aktuelle Umfrage von CNN ergab, dass derzeit 78 Prozent der schwarzen Wähler in den USA Harris unterstützen, während nur 15 Prozent Trump wählen würden. Umfragen stellen jedoch immer Momentaufnahmen dar.