Ende der Brückenklassen für Ukrainer – und was kommt jetzt?

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Gut zwei Jahre lang gingen ukrainische Flüchtlingskinder in spezielle Brückenklassen – der Fokus lag dabei auf der Vermittlung der deutschen Sprache (Symbolbild). © IMAGO/Emil Umdorf

Nicht nur das Schuljahr 2023/24 ist zu Ende, sondern auch die Zeit der Brückenklassen für Ukrainer. Schulleiter erklären, auf welche Herausforderungen sie bei der Integration gestoßen sind – und wie es weitergehen wird.

Landkreis – Als vor zweieinhalb Jahren Russland die Ukraine militärisch angegriffen hat, stellte das viele Menschen vor extreme Herausforderungen – dazu gehörten auch Kultusminister und Schulleiter in Deutschland, die quasi von heute auf morgen eine Möglichkeit finden mussten, um die ukrainischen Flüchtlingskinder unterbringen und beschulen zu können.

Die Lösung war damals aber relativ bald gefunden und hieß Brückenklasse. Hier lag der Fokus darauf, den ukrainischen Kindern die deutsche Sprache beizubringen. Aber auch Mathematik und Englisch umfasste der Stundenplan der Brückenklassen. Einige Schüler haben parallel dazu am Nachmittag am Online-Unterricht in der Ukraine teilgenommen und am Wochenende ihre dortigen Schulaufgaben geschrieben.

Zuletzt noch neun Brückenklassen im Landkreis

Zum Ende des abgelaufenen Schuljahres wurden die Brückenklassen nun aber eingestellt – so hat es das bayerische Kultusministerium entschieden. Im Landkreis Weilheim-Schongau gab es zuletzt noch neun Brückenklassen – an den Mittelschulen in Weilheim, Penzberg und Steingaden, an den Realschulen in Penzberg, Peißenberg und Schongau sowie an den Gymnasien in Weilheim und Schongau.

Doch wie geht es für die ukrainischen Kinder jetzt weiter? Das lässt sich pauschal eigentlich nicht sagen, da die Zukunft der Kinder davon abhängt, wie gut ihre Deutschkenntnisse und ihre schulischen Leistungen mittlerweile sind. Für diejenigen Ukrainer, die der deutschen Sprache noch nicht im ausreichenden Maß mächtig sind, wird es wohl in einer Deutschklasse weitergehen. In Weilheim gibt es solche Deutschklassen für 5. und 6. Klassen künftig am Gymnasium, für die 7. bis 9. Klassen an der Mittelschule. Ähnlich ist die Lage in Penzberg: Dort werden die Ukrainer aus der 5. und 6. Jahrgangsstufe in die Deutschklasse an der Realschule gehen, die älteren kommen in die Deutschklasse an der Mittelschule. Wenn die Deutschkenntnisse bereits gut genug sind, können die Ukrainer aber natürlich auch eine reguläre Klasse an einer der drei Schularten besuchen.

Manche Kinder wollten zurück in die Heimat

Der Hauptunterschied zwischen Brückenklassen und Deutschklassen ist schnell erklärt: In den Brückenklassen waren die Ukrainer unter sich, in den Deutschklassen sind Migrantenkinder unterschiedlichster Nationen vertreten – häufig natürlich minderjährige Asylbewerber aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan. „Ich finde das Konzept der Deutschklassen super“, so Rolf Schleich, Direktor der Weilheimer Mittelschule. Er sieht in diesen Klassen einen wichtigen Beitrag zur Integration.

„Die Beschulung war eine Herausforderung“, sagt Andrea Pauline Martin, Schulleiterin des Weilheimer Gymnasiums, rückblickend über die Brückenklassen. So hatten nicht wenige der ukrainischen Kinder noch „schlimme Fluchterlebnisse“ zu verarbeiten. Hinzu kommt, dass ein Teil der Kinder noch gar nicht alphabetisiert gewesen sei. „Auch die Motivation war unterschiedlich“, sagt Martin – denn einige Schüler warteten eigentlich nur darauf, möglichst bald wieder in die Ukraine zurückzukehren. „Wir haben beobachtet, dass eine echte Integration eher schwierig war“, sagt auch Bernhard O‘Connor, Schulleiter des Schongauer Welfen-Gymnasiums. So seien die Ukrainer „viel unter sich selbst“ gewesen und hätten auch digital noch viel Kontakt in die Ukraine gehalten.

Wir haben beobachtet, dass eine echte Integration eher schwierig war.

Ähnliches ist von Severin Hammel, dem Direktor der Penzberger Realschule, zu hören. „Zuerst waren die Ukrainer nur unter sich“, erzählt er, „aber da haben wir gemerkt, dass es zäh mit dem Erwerb der deutschen Sprache geht“. Daraufhin habe man entschieden, dass die ukrainischen Kinder den Großteil in normalen Schulklassen verbringen sollten – nur an sechs Stunden in der Woche waren sie bei einer speziellen Sprachförderung unter sich. „Das hat dann besser funktioniert“, so Hammel.

Trotz aller Probleme sagt Andrea Pauline Martin über die Zeit der Brückenklassen: „Wir haben das gut hingekriegt.“ Von großem Vorteil sei auch gewesen, dass es am Weilheimer Gymnasium zwei ukrainische Lehrkräfte gibt. „Insgesamt ist es gut, dass das Angebot der Brückenklassen gemacht wurde“, meint Bernhard O‘Connor: „Es war richtig, dass wir zum Teil traumatisierte Kinder nicht sich selbst überlassen haben.“

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