Neuer Solarpark könnte seit Mai Strom liefern - doch die Starterlaubnis fehlt noch immer
Eigentlich könnte der neue Solarpark auf Gut Hub bei Penzberg seit Mai Strom ins Netz speisen. Bislang ist das aber noch nicht geschehen. Was fehlt, ist die Zertifizierung, die bei so großen Anlagen erforderlich ist. Bei den Penzberger Stadtwerken stößt es auf Unverständnis, dass diese Prüfung überhaupt nötig ist.
„Wir sind technisch soweit startklar, wir produzieren Strom, er wird aber nicht abgeführt“, sagt Stadtwerke-Chef André Behre. Er steht an einem sonnigen Vormittag zwischen den aufgeständerten Photovoltaik-Modulen, die sich auf Gut Hub in einem eingezäunten Gelände etwa hundert Meter hinter dem Café Extra befinden. Seit Mai könnte der neue Solarpark mit seinen rund 5580 Modulen Solarstrom ins Netz einspeisen. Doch es fehlt die Zertifizierung. In den drei Monaten ist viel Sonnenstrom quasi verloren gegangen. Das bedeutet, auch dass keine Einnahmen flossen. Nimmt man an, dass die Anlage seit 1. Mai gelaufen wäre, sagt Behre, wären es eine Million Kilowattstunden, die nicht ins Netz gingen. „Das ist schade.“ Gibt es eine Prognose, wann es losgehen kann? Behre zuckt mit den Schultern: „Ich hoffe natürlich in diesem Jahr.“
Zertifizierer sind Mangelware in Deutschland
Anlagen in der Größe des Solarparks auf Gut Hub müssen zertifiziert werden. Bei kleineren Anlagen bis 500 Kilowattpeak ist diese Pflicht entfallen. Das Problem ist, dass es in Deutschland zu wenig Zertifizierer, spezialisierte Prüfingenieure, gibt. Sie prüfen die Anlagen an, ob sie netzverträglich sind. Danach prüft auch noch der Netzbetreiber, bevor der Strom eingespeist werden darf.
„Bürokratischen Prozess im Sinne der Energiewende überdenken“
„Es heißt, dass so etwas bis zu sechs Monate dauert“, sagt der Stadtwerke-Chef. Verständnis hat er dafür nicht. „Es ist ein bürokratischer Prozess, den man im Sinne der Energiewende überdenken sollte, weil der Netzbetreiber ja auch noch prüft.“ Er verstehe nicht, wieso es vor der Prüfung durch den Netzbetreiber eine eigene Zertifizierung braucht.
Wunschtermin für Start war im Frühjahr
Der Wunschtermin der Stadtwerke für die Inbetriebnahme des Solarparks war das Frühjahr 2024. Möglich wäre der Start Ende Mai gewesen. Damals stellte der Netzbetreiber Bayernwerk eine neue Mittelspannungsleitung vom Umspannwerk in Schönmühl zum Unternehmen „Winning BLW“ an der Seeshaupter Straße fertig. Parallel verlegte die Stadtwerke-Tochter „Stromversorung Penzberg“ eine zweite Mittelspannungsleitung, um das Netz fit für erneuerbare Energie zu machen – für Photovoltaik, Wärmepumpen und Elektromobilität.
„Das war der frühestmögliche Zeitpunkt, zu dem wir hätten einspeisen können“, so Behre. Der Solarpark ist über die Winning-Leitung ans Umspannwerk angebunden. Über sie können die Stadtwerke den Solarstrom ins Netz speisen, an andere Abnehmer verkaufen oder selbst nutzen, zum Beispiel auch für „Power to Heat“. In der künftigen Energiezentrale in der Layritzhalle könnte versuchsweise per Solarstrom (statt über den Holzkessel) Warmwasser für die Fernwärme erzeugt werden. Langfristig ist laut Behre auch denkbar, ihn für die Herstellung von Wasserstoff zu nutzen.
Drei-Megawattpeak-Anlage auf Gut Hub bei Penzberg
Die Leistung des Solarparks beläuft sich auf drei Megawattpeak (aufgeteilt auf zwei 1,5 Megawatt-Trafos), was ausreicht, um rechnerisch 750 bis 800 Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen. Zum Vergleich: Die Leistung des 2018 in Betrieb genommenen Solarparks beidseits der Straße Penzberg-Bichl beträgt 1,5 Megawattpeak, die Leistung der Anlage zwischen Penzberg und Antdorf, die das Unternehmen Vispiron vor kurzem einweihte, 4,5 Megawattpeak.
Meine news
2,7 Millionen Euro in Anlage investiert
Prognostiziert ist laut Behre, dass rund drei Millionen Kilowattstunden im Jahr erzeugt werden. Batteriespeicher hat die Anlage nicht. Womöglich werden sie einmal bei der Layritzhalle installiert. 2,7 Millionen Euro netto inklusive Netzanschluss wurden in den Solarpark investiert. Er stehe mindestens 20 Jahre. Die Erfahrung zeige aber, dass solche Anlagen darüber hinaus zehn weitere Jahre lang Strom liefern, sagt er. „Penzberg hat lang was von der Photovoltaikanlage, es ist eine nachhaltige Investition.“