Trump im US-Wahlkampf: Verbündete besorgt über Fehltritte – „Das geht besser“

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Das Rennen um das Weiße Haus ist eng und Donald Trumps Strategie vor der US-Wahl sorgt für Unruhe. Selbst seine engsten Verbündeten zeigen sich besorgt.

Washington – Die bevorstehende US-Wahl ist und bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Es ist vor dem Schlussspurt schwierig, eine verlässliche Prognose darüber zu treffen, wer letztendlich als Sieger hervorgehen wird. Die kommenden Wochen werden zeigen, welche Strategien der ehemalige Präsident anwenden wird, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

Trump ist bekannt dafür, dass er mehr als andere Politiker wagt. Einige seiner Anhänger äußern jedoch zunehmend Bedenken, dass er in seinem Streben, erneut ins Weiße Haus einzuziehen, vom rechten Pfad abgewichen ist. „Es ist nicht so, dass er Rückschritte macht. Aber das geht besser“, sagte ein Verbündeter, der anonym bleiben möchte, laut Politico.

Trump im US-Wahlkampf: Großspender der Republikaner soll Ex-Präsident ins Gewissen geredet haben

Das US-Portal berichtet, dass mehr als ein Dutzend von Trumps Verbündeten in Gesprächen betont haben, er stehe an einem Scheideweg. Der Republikaner könnte weiterhin Fehltritte begehen oder sich wieder auf einen kalkulierten Ansatz konzentrieren, bei dem er sich mit seinen Auftritten und Aussagen auf eine kleine Gruppe unentschlossener Wähler fokussiert. Diese könnten einen großen Einfluss auf das Wahlergebnis bei der US-Wahl haben.

Geht nicht nur sein Blick nach unten? Donald Trump bereitet mit seinem Wahlkampf offenbar einigen Verbündeten Bauchschmerzen. © IMAGO / UPI Photo

Steve Wynn, ein Casino-Mogul und Großspender, der zu Trumps ältesten Freunden zählt, soll ihm ins Gewissen geredet haben. Er wies darauf hin, dass Trump das Thema verfehlt. Auch unter den Führungspersönlichkeiten der Republikaner wachsen die Sorgen, dass Trump sich das Leben im Wahlkampf selbst schwer macht.

Trump war gegenüber dem amtierenden Präsidenten Joe Biden im Vorteil und schien viele richtige Entscheidungen zu treffen. Doch die Situation hat sich geändert, zum einen aufgrund von zwei Attentatsversuchen auf Trump und zum anderen aufgrund von Bidens Rückzug, der den Republikanern mit Harris eine neue, als tougher angesehene Kontrahentin bescherte.

Trump und gefährliche Wegbegleiter: Aktivistin Loomer und Ex-Wahlkampfmanager werden kritisch gesehen

Trump hat laut den Verbündeten mehrmals privat zum Ausdruck gebracht, wie verärgert er über den Personalwechsel der Demokraten ist. Seitdem hat sich der impulsive Ex-Präsident verändert, und mit ihm auch seine Kampagne. Er ist zu Verschwörungstheorien und Hasstiraden zurückgekehrt und offen für Stimmen, die „einen freizügigeren Ansatz“ vertreten.

Zu diesen Stimmen gehören die für ihre rechtsextremen und islamfeindlichen Ansichten bekannte Aktivistin Laura Loomer und sein ehemaliger Wahlkampfmanager Corey Lewandowski. Der Lobbyist war 2021 aus Trumps Umfeld ausgeschieden, nachdem ihm die Frau eines wichtigen Spenders unerwünschte sexuelle Annäherungsversuche vorgeworfen hatte.

Trump und Swift: Hass-Post bereitet Unterstützern von Ex-Präsident vor US-Wahl Sorgen

Die Unterstützer von Trump befürchten, dass er sich mit seinen Aussagen über angeblich Haustiere verspeisende Migranten in der US-Kleinstadt Springfield in Ohio und mit dem Vorwurf, dass jüdische Wähler schuld wären, sollte er die Wahl verlieren, keinen Gefallen getan hat. Auch sein in Großbuchstaben abgesetzter Post „Ich hasse Taylor Swift“ in seinem Netzwerk Truth Social fand offenbar keinen Beifall unter seinen Kampagnen-Mitarbeitern.

Ein Verbündeter vermutet, dass dieser Ausbruch eine Reaktion auf eine Umfrage über den großen Einfluss der Popsängerin auf den Wahlkampf war. Swift hatte nach der TV-Debatte zwischen Harris und Trump vor wenigen Wochen offen ihre Unterstützung für die Demokratin bekundet.

Trumps Wahlkampf gegen Harris: Verbündete können ihn offenbar nicht kontrollieren

Die Washington Post (Artikel hinter Bezahlschranke) berichtet, dass Trumps Berater nach dem Anti-Swift-Post vor allem negative Auswirkungen auf weibliche Wähler befürchten. Ein nicht näher bezeichneter Vertrauter von Trump wird mit den Worten zitiert: „Der Grundsatz lautet, dass sein Wahlkampf zu 96 Prozent ihm gehört.“ Und weiter: „Es heißt nicht einmal: ‚Lasst Trump Trump sein.‘ Es heißt: ‚Lasst Trump jederzeit unbeaufsichtigt sein.‘ Sie haben einfach das Gefühl: Wir können ihn nicht kontrollieren, also hoffen wir, dass er trotzdem gewinnt.“

Die Post sprach mit neun Helfern, Beratern und anderen Personen, die mit der Situation vertraut sind. Insgesamt ist sein Team weiter optimistisch, dass Trump das enge Rennen vor der US-Wahl am Ende für sich entscheiden wird. Sie erwarten, dass Themen wie Wirtschaft und Migration eine wichtige Rolle spielen werden und ihr Kandidat in diesen Bereichen punkten kann.

Taylor Swift singt in ein Mikro und streckt ihre Hand mit dem Zeigefinger aus
Ihre Stimme ist schon vergeben: Popstar Taylor Swift wird nach eigenen Angaben Kamala Harris wählen. © ANDRE DIAS NOBRE / AFP

Trump und viele Kontroversen: US-Bürger vor US-Wahl offenbar von vielen Schlagzeilen überfordert

Die New York Times (Artikel hinter Bezahlschranke) berichtet, dass viele Bürger müde von den fast pausenlosen Kontroversen sind, die ein Wahlkampf mit Trump mit sich bringt. Einige Strategen bemerken, dass die Nation „dem Ansturm des Chaos“ eher gleichgültig gegenübersteht und sogar den Wunsch hat, den Wahlkampf ganz auszuschalten. Es scheint eine Übersättigung einzutreten.

„Wir werden in jedem Nachrichtenzyklus mit wilden Geschichten überhäuft“, sagt der langjährige republikanische Stratege David Kochel: „Es überfordert die Fähigkeit der Menschen, die Politik zu verfolgen. Man kann nicht mit allem Schritt halten, also schalten viele Leute einfach ab.“

Trumps Provokationen gegen Harris: Einst erfolgreiche Taktik verfängt offenbar nicht mehr

Don Bacon, ein Republikaner, der einen Wahlbezirk in Nebraska vertritt, in dem Biden 2020 Trump ausstach, befürchtet das Gleiche. Er hat das Wahlkampfteam von Trump angefleht, sich auf Themen wie Inflation, die Gefahr von Kriegen im Nahen Osten oder die liberale Politik von Harris zu konzentrieren.

Der allgemeine Tenor: Trump wird sein Ziel kaum erreichen, wenn er nur als Unterhaltungskünstler auftritt, der massenhaft Schlagzeilen produziert. Dass seine jüngsten Provokationen gegen Biden und Harris, denen er „kommunistische, linke Rhetorik“ vorwarf, kaum Beachtung fanden, zeigt laut der Times, dass die Bürger nach drei Wahlzyklen, in denen Trump mit seiner Effekthascherei die Nachrichten dominierte, längst an seine Art gewöhnt sind. Daher kann er auf diese Weise kaum neue Wähler gewinnen. Es bleibt abzuwarten, ob Trump das aus Sicht der Republikaner noch rechtzeitig erkennt und die Kurve kriegt. (mg)

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