Silvester-Reste in der Natur: „So viel Dreck an der schönen Isar, das macht traurig“
Betriebshof-Mitarbeiter rücken oft früh aus, um nach Silvester aufzuräumen. Auf Unverständnis stößt nun aber Müll in einem Landschaftsschutzgebiet nahe Bad Tölz.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Überreste von Feuerwerkskörpern, ein Kasten mit leeren Bierflaschen, Bierfässer aus Aluminium und mehr: Bei ihrer Kinderwagenrunde am Neujahrstag fand eine junge Mutter das „Paradies um den Arzbacher Isarsteg“ mit Müll übersät. „So viel Dreck an der schönen Isar, das macht wirklich traurig“, sagt die Frau. Sie habe viel zwar Verständnis für Partys, aber: „Danach sollte jeder seinen Müll wieder mitnehmen“, findet sie.
Betriebshof räumt an Neujahr früh in Bad Tölz auf
Dass am Neujahrsmorgen die hässliche Kehrseite der Silvesterfeierlichkeiten sichtbar wird, ist ein altbekanntes Phänomen. In vielen Kommunen sind es dann Betriebshof-Mitarbeiter, die aufräumen. In Bad Tölz etwa funktioniert das bestens. „In der Innenstadt war an Neujahr so früh alles wieder sauber, dass man sich gefragt hat, wann die Mitarbeiter des Betriebshofs das gemacht haben“, lobt Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair. Am Donnerstag sei der Betriebshof dann noch in Richtung Lettenholz ausgerückt, wo vor allem auf dem Vorplatz der Schule gefeiert wurde. Der Gesamteindruck sei aber, dass die Hinterlassenschaften in Bad Tölz „etwas weniger geworden“ seien, so Lindmair – vielleicht auch aufgrund des zentralen Feuerwerks der Stadt.

„Alles im Rahmen“: So lautet auch die Aufräum-Bilanz vom Zweitem Bürgermeister Franz Schöttl für die üblichen Feiertreffpunkte Rathaus, Kirchplatz und Bahnhof in Lenggries. In Kochel am See musste der Bauhof laut Bürgermeister Jens Müller gar nicht saubermachen. Zwar hätten sich zum Beispiel am Schmied von Kochel und am Hotel Postillion Feiernde versammelt, aber offenbar im Abschluss selbst aufgeräumt.
Silvester-Abfall am Isarsteg bei Arzbach
Am Isarsteg bei Arzbach liegt der Fall noch einmal anders, weil es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt. „Doch an Silvester scheinen die Schutzbestimmungen ausgehebelt zu sein“, beklagt Friedl Krönauer, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz. Der Gesellschaft seien die negativen Folgen der Böllerei offenbar noch immer zu wenig bewusst. „Für die Tiere bedeuten die Blitze und der Krach puren Stress. Bei ihren Fluchtversuchen verbrauchen sie viel Energie, die sie im Winter besonders dringend brauchen. Das kann lebensbedrohlich sein.“ Vom hinterlassenen Müll wolle er gar nicht erst reden. Wenn schon Feuerwerk, „dann bitte an einem zentralen Platz, aber nicht draußen in der Natur“.
Was Krönauer besonders erschütterte: Er beobachtete, dass auch vom Jochberg aus Raketen abgefeuert wurden. „Der Jochberg ist zwar großteils schneebedeckt, aber es gibt auch viele freie Flächen, wo das Gras bröseltrocken ist und sich schnell entzündet.“ Zum Jahreswechsel 2017 gab es am Jochberg einen riesigen Bergwaldbrand. Am Neujahrstag rief eine Rauchwolke jetzt erneut Sorgen hervor.
Vorsicht beim Entsorgen von Böllern
Für den Isarsteg versprach am Donnerstag Martin Gams, Geschäftsleiter der Gemeinde Wackersberg, dass sich der Bauhof vermutlich noch am gleichen Tag um die Aufräumarbeiten kümmern werde. Offiziell handle es sich zwar um Gaißacher Flur, die Gemeinde Wackersberg kümmere sich aber wegen des örtlichen Zusammenhangs mit um die Stelle. Der Isarsteg sei generell kein direkter „Party-Treffpunkt“, zu Silvester kämen hier aber wohl alljährlich Menschen zusammen – „mit entsprechenden Hinterlassenschaften“. Wo die Menschen feiern oder böllern, das habe die Gemeinde nicht im Griff, so Gams. „Eine Verbortszone ist bislang nicht notwendig gewesen.“
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Zu entsorgen sind Reste von Böllern übrigens ganz normal im Restmüll, wie Ursula Mackensen, Abfallberaterin bei der WGV Quarzbichl, informiert. Vorsicht sei allerdings bei nicht gezündeten Feuerwerkskörpern beziehungsweise Blindgängern geboten. „Die sollte man über Nacht in Wasser einweichen und in eine geschlossene Plastiktüte stecken, damit sie nicht wieder austrocknen.“ Ansonsten bestehe die Gefahr, dass sie sich durch mechanische Einwirkung, zum Beispiel beim Pressen im Müllfahrzeug, doch noch entzünden. (ast)