Neu eröffnetes Bahnhofsgebäude seit Wochen geschlossen – Pendler müssen frieren: „Es ist ein Sauhaufen“
Einen Monat ist die feierliche Eröffnung des neuen Bahnhofsgebäudes in Zorneding her. Dennoch stehen Pendler seither vor verschlossenen Türen.
Zorneding – Vor einem Monat, am 18. Dezember, hat die Deutsche Bahn (DB) das neue Bahnhofsgebäude in Zorneding mit großem Tamtam eröffnet. Lange hatten Pendler auf diesen Tag hingefiebert, mussten sie doch über ein Jahrzehnt bei Wind und Wetter am ungeschützten Gleis auf die S-Bahn warten.
Dementsprechend feierlich präsentierte die DB ihr innovatives Pilotprojekt hunderten Gästen und Vertretern von Bund, Freistaat und Gemeinde. Doch die Freude über das hölzerne Bahnhofshaus währte nur kurz – zumindest bei den Reisenden. Denn die stehen trotz Eröffnung vor verschlossenen Türen.
Nach Eröffnung von Bahnhofshaus: Pendler kommen nicht in Gebäude rein und müssen draußen warten
„Es ist ein Sauhaufen“, schimpft Bernd Gundlach. Seit Wochen prüft der Pöringer nahezu täglich, ob sich die Türen zum Inneren des Bahnhofsgebäudes vielleicht doch öffnen lassen – mit frustrierendem Ergebnis: Es tut sich nichts, der warme Wartebereich bleibt außer Reichweite, die Auslagen des DB-Stores leer. Der Grund dafür ist für Zornedinger Pendler nicht ersichtlich. „Jetzt stehst da bei Minusgraden und frierst dir einen ab, angenehm ist das nicht“, wettert Gundlach. Er versteht die Welt nicht mehr.

Im Rathaus weiß man unterdessen etwas mehr. „Die DB ist mit dem Innenausbau noch nicht fertig“, erklärt Bürgermeister Piet Mayr (CSU) das menschenleere Bahnhofshaus. Dabei habe die Bahn schon vor der Eröffnung im Dezember von den Bauverzögerungen gewusst. Mayr selbst will davon erst bei den Feierlichkeiten erfahren haben. „Ich war natürlich der Auffassung, eine Eröffnungsfeier bedeutet auch die Eröffnung des Gebäudes“, betont er. Seitdem hängt die Gemeinde in der Luft. Informationen von der DB gibt es kaum. Als neuer Eröffnungstermin habe die Bahn der Gemeinde nur den 15. Januar genannt. Doch auch am Montag blieben die Lichter im Holzhaus aus.
Technische Probleme: DB-Store kann in Zorneding nicht öffnen
Die ungewisse Lage ist nicht nur für Pendler extrem belastend. Lida Hakimi möchte ihren DB-Store am neuen Bahnhof endlich aufmachen. Doch es gibt technische Probleme. Unterer anderem lässt sich die Schiebetüre nicht öffnen. Verantwortlich für die Mängel am Neubau macht sie die Bahn.
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Diese Meinung vertritt auch Richard Rieder, Gebietsleiter der Bäckerei Höflinger-Müller. Seinen Aussagen zufolge sollte der Backshop bereits früher eröffnet werden. Jetzt könnte sich die Eröffnung allerdings noch weitere ein bis zwei Wochen verzögern. Währenddessen räumt Lida Hakimi schon fleißig ihren DB-Store ein. Nicht verderbliche Ware kommt schon mal in die Regale. Wann sie allerdings die ersten Kunden bedienen kann, bleibt ungewiss. „Ich habe keine Informationen von der Bahn“, sagt sie.
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Zornedinger Bahnhof von DB als Pilotprojekt gelobt und angepriesen
Im Dezember hatte die DB ihr Pilotprojekt noch in den höchsten Tönen gelobt und deutschlandweit als Vorzeigeprojekt beschrieben. Schließlich wird beim Holzbau auf Nachhaltigkeit gesetzt: Eine Wärmepumpe soll für einen warmen Warteraum, eine Photovoltaikanlage für den nötigen Strom sorgen. Das Innovative liegt allerdings in der Modulbauweise, die den Bau neuer Bahnhofsgebäude in „Rekordzeit“ ermöglicht, hieß es in einer Pressemitteilung. Warum es jedoch schon beim Zornedinger Pilotprojekt zu Verzögerungen kommt, ließ der Konzern auf Nachfrage der EZ unbeantwortet.

Damit nicht genug: Auch die neu erbaute Toilette lässt zu wünschen übrig, erzählt Pendler Gundlach. „Es ist alles vollgeschissen“, sagt er. Mittlerweile ist sogar die Türe zum Klo zugesperrt worden. Wer in das Kästchen an der Türe die geforderten 50 Cent einwirft, bekommt sie wieder ausgespuckt.
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