Von Eiseskälte zu Backofenhitze: SGS in Gelting testet Geräte unter Extrembedingungen
In den Klimakammern des Prüfunternehmens SGS werden Geräte auf ihre Hitze- und Kältebeständigkeit getestet. Innerhalb von Minuten können die Temperaturen von minus 40 auf 150 Grad Celsius steigen.
Geretsried – Von minus 40 auf 150 Grad Celsius: Was in der freien Natur undenkbar ist, passiert in den Klimakammern des Prüfunternehmens SGS innerhalb einer Viertelstunde. In den Hallen der Niederlassung an der Traunreuter Straße im Gewerbegebiet in Geretsried-Gelting testet das Team um Leiter Rolf Metzger Kfz-Bauteile, Industriemaschinen und Haushaltsgeräte auf Hitze- und Kältebeständigkeit.
Das ist der Porsche unter den Klimakammern.
Mit Handschuhen und Anorak geht es in die Kammer
„Das ist der Porsche unter den Klimakammern“, sagt der Niederlassungsleiter. Er steht neben einer etwa 14 Quadratmeter großen Kammer. Zwei mit Frostkristallen überzogene Fenster zeigen in den mit Edelstahl ausgekleideten Innenraum. Ein schwarzes Stromkabel, so dick wie ein Unterarm, führt in die dahinterliegende Wand. 20 Grad Celsius unter dem Gefrierpunkt zeigt das Display der Klimakammer an, während Metzger sich einen dicken Anorak überwirft und dicke Handschuhe anzieht, um den delikaten Inhalt zu bergen. Heute herrscht darin Eiseskälte, morgen gleicht der Raum bei Bedarf einem Backofen.
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190 Grad Unterschied in kurzer Zeit
In einer anderen Kammer läuft gerade ein Temperaturschock-Test. Die Temperatur steigt dort innerhalb weniger Minuten von minus 30 Grad Celsius auf 160 Grad Celsius, um in einem Extrem für 45 Minuten zu verharren. Immer im Wechsel für mehrere Wochen. „Damit simulieren wir Temperaturbelastungen nicht, wie sie wirklich auftreten, sondern im Zeitraffer“, erklärt Metzger. „Die Zeit, jahrelang auf aussagekräftige Ergebnisse zu warten, haben unsere Kunden eben nicht.“
SGS, die Abkürzung steht für Société Générale de Surveillance, ist ein zertifiziertes Prüfunternehmen. Und damit die Ergebnisse von SGS jeden Zweifel überstehen, kommt ein weiteres zertifiziertes Prüfunternehmen ins Spiel. „Der Dienstleister kontrolliert die Temperatursensoren unserer Prüfkammern, dass es bei einem Test zertifiziert minus 20 Grad sind, wenn wir es angeben“, erklärt Metzger. Er öffnet den schweren Verschluss der massiven Flügeltüren der Klimakammer mit einem Ruck. Die Eiseskälte fließt wie Wasser aus dem Raum.
Tests ziehen sehr viel Strom
Die Extremtemperaturen haben allerdings ihren Preis. „Bei Vollgas verbraucht die Kammer in einer Stunde etwa 40 Kilowattstunden Leistung“, erklärt Metzger, als er den ersten Schritt in die Kammer setzt. „Die zieht richtig Saft.“ Zum Vergleich: Ein haushaltsüblicher Kühlschrank mit Gefrierfach verbraucht etwa 150 Kilowattstunden – im Jahr. Die Kosten für eine Kilowattstunde liegen aktuell bei 30 Cent, sagt Metzger. „Damit erklärt sich unter anderem unsere Stromrechnung von 30 000 bis 40 000 Euro im Monat.“ Und das firmeneigene Blockheizkraftwerk sowie die Pläne zur Installation von Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach der Niederlassung.
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Wassertröpfchen gefrieren in der Luft
Wie kalt minus 20 Grad Celsius sind, demonstriert der Geltinger SGS-Chef mithilfe eines Wasserzerstäubers. Ein Sprühstoß, und die feinen Wassertröpfchen gefrieren noch in der Luft und schweben als Eisnebel auf den Inhalt der Kammer. Häufig befinden sich dort Akkus von E-Autos oder Handys, Scheinwerfer, Scheibenwischer und medizinische Großgeräte wie Blutanalysesysteme. Heute liegen dort aber sechs Packungen Schokoladeneis. Die haben schon mehrere Mitarbeiter entdeckt und bedienen sich an den „garantiert und zertifiziert eiskalten Erfrischungen“.
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