„Es macht einen verrückt“: Täglicher Buslärm sorgt für Ärger - Anwohner verzweifelt
Seit knapp 2,5 Jahren leiden mehrere Endlhauser unter täglichen Schlaggeräuschen der Expressbuslinie 320. Vom zuständigen Busunternehmen fühlen sie sich im Stich gelassen.
Egling - Jeden Morgen um 5.45 Uhr geht es los: In Endlhausens Ortsmitte, genauer an der Abzweigung der Oberbiberger Straße in die Altkirchner Straße, biegt der erste Expressbus der Linie 320 um die Ecke. Gefolgt von mehreren lauten, dumpf klingenden Knallgeräuschen. Ihm folgt im 20-Minuten-Takt der nächste Bus, bis abends um 22.18 Uhr. Seit knapp 2,5 Jahren leiden die Anwohner unter den täglichen Schlaggeräuschen. Vom zuständigen Busunternehmen fühlen sie sich im Stich gelassen.
Turbohusten in Endlhausen: Anwohner fühlen sich von Busunternehmer im Stich gelassen
An einem warmen Sommerabend haben sich mehrere Betroffene bei Familie Essl um den Küchentisch versammelt. Das Haus steht direkt an der Kreuzung. „Wir haben sowieso eine enorm hohe Verkehrsbelastung. Jetzt kommt zusätzlich noch das Knallgeräusch dazu“, klagt Petra Essl. Es stammt laut den Anwohnern von einem sogenannten „Turbohusten“ an den Fahrzeugen.
Essl ist verärgert und resigniert zugleich: „Es macht einen wirklich verrückt.“ Die anderen stimmen ihr mit heftigem Kopfnicken zu. Seit 1994 wohnen Petra und Peter Essl an der Ortsdurchfahrt. „Zurzeit erleben wir aber den lärmtechnischen Höhepunkt“, stellt der 58-Jährige klar.
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In der Küche ist es sehr warm. Die Fenster sind geschlossen. „Anders hält man es bei dem Lärm nicht aus“, erklärt die 57-Jährige achselzuckend. Schräg gegenüber wohnen Herbert und Agnes Hödl. „Anfangs konnte ich nicht recht zuordnen, woher das Gepuffe kam“, erzählt der 59-Jährige. Um die Geräuschkulisse zu dämpfen, haben Hödls im Garten hohe Pflanzungen angebracht. „Das hilft etwas – doch die Schüsse hören wir trotzdem jeden Tag“, sagt seine 56-jährige Frau.
Beim Abbiegen auf die Altkirchner Straße müssen die Busfahrer wegen der Hanglage wie berichtet einerseits Gas geben, andererseits die dortige Haltestelle anvisieren. In genau diesem Moment ertönt bei den Fahrzeugen regelmäßig mehrmals hintereinander eine Art Schuss. „Bis zu fünf Stück im Extremfall“, sagt Petra Essl.
Manchmal liege ich am Abend mit einem Buch im Bett, schlafe ein – und wache vom nächsten Gepuffe wieder auf.
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Nachbarin Ursula Fagner (48) hat auf einem Handyvideo genau jene Prozedur aufgenommen. Laut und deutlich ist darauf dreimal das Geräusch beim Anfahren des Busses zu hören. Essl schüttelt den Kopf. „Manchmal liege ich am Abend mit einem Buch im Bett, schlafe ein – und wache vom nächsten Gepuffe wieder auf.“
Anwohner fühlen sich von Busunternehmen hingehalten
Im Dezember 2021 wurde die Expressbuslinie 320 eingeführt. Sie ermöglicht es, öffentlich rund um München zu fahren, ohne auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen zu müssen. Für die lärmgeplagten Anwohner ist das kaum ein Lichtblick. Zum ersten Mal aktiv wurden die Essls im März 2022. Seitdem sind sie immer wieder mit der Gemeinde und dem zuständigen Busunternehmen Geldhauser in Kontakt. Ein dicker Papierstapel belegt den ausgiebigen E-Mail-Verkehr.
Es folgten unter anderem ein von der Gemeinde organisierter Vorort-Termin, der Busbetrieb reagierte nach eigenem Bekunden mit Gesprächen mit den Fahrern sowie Ausbesserungen an den Bussen. Allerdings ohne hörbaren Erfolg. „Wir fühlen uns von der Firma hingehalten“, klagt Peter Essl. „Uns wurde mehrfach versprochen, sich um die Angelegenheit zu kümmern, eine Lösung zu finden.“ Darauf warten die Endlhauser bis heute.
Busproblem in Endlhausen: Gemeinde sind die Hände gebunden
Auf Nachfrage unsere Zeitung äußert sich ein Prokurist der Firma Geldhauser zu dem Fall: „Ob andere Fahrzeuge eingesetzt werden, das dürfen wir nicht entscheiden.“ Diese Entscheidungsgewalt liege bei der MVV. „Wir können uns nur um technische Maßnahmen kümmern.“ Für tiefergehende Informationen verweist er auf die Herstellerfirma Setra. Eine Presseanfrage unsere Zeitung blieb dort erfolglos. Der zuständige Mitarbeiter befinde sich im Urlaub.
Über jedes Dezibel weniger, alles, was in der Ortsmitte zur Lärmentlastung beiträgt, sind wir dankbar.
Die Gemeinde Egling ist mit ihren Möglichkeiten am Ende. „Uns stehen leider nur begrenzt Möglichkeiten zur Verfügung, um auf das Problem einzuwirken“, bestätigt eine Ratshausmitarbeiterin auf Nachfrage. Deshalb habe Eglings Verwaltung den Fall an das hiesige Landratsamt weitergegeben.
„Die sind für den öffentlichen Nahverkehr zuständig. Vielleicht kann eine höhere Institution da mehr bewirken.“ Eine Hoffnung, die die Endlhauser fast aufgegeben haben. Aber eben nur fast. „Über jedes Dezibel weniger, alles, was in der Ortsmitte zur Lärmentlastung beiträgt, sind wir dankbar“, betont Herbert Hödl. kof