Geld der Geschwister versoffen, „aber ein guter Autor“: Hommage an Oskar Maria Graf auf der Bühne
Das „Grafical“ wird zum 130. Geburtstag von Oskar Maria Graf gezeigt. Der Kultautor war ein „unmöglicher Typ“, findet Georg Unterholzner – er bewundert ihn.
Es ist eine besondere Beziehung, die der Autor im Nebenberuf zum bayerischen Kult-Autor unterhält. Für Georg Unterholzner ist der 22. Juli nicht bloß irgendein Sommertag – er weiß: An diesem Tag wurde Oskar Maria Graf vor 130 Jahren geboren. Und meist feiert Unterholzner an diesem Julitag das Werk des eigenwilligen Mannes aus Berg am Starnberger See. Vor fünf Jahren tat er das im Literaturhaus. „Es war wohl das erste Mal, dass es allen gefallen hat auf der Graf-Geburtstagsfeier“, hat dem Ascholdinger einer der Organisatoren verraten. Das Erfolgsprogramm zeigt Unterholzner heuer in Gelting. Dort, im Hinterhalt, will er dem Autor mit seinem „Grafical“ ein würdiges Andenken schaffen.
Mit dabei sind zwei Musiker, Martin Regnat und Bodo Kloiber. Das Grafical ist eine Melange aus Graf-Texten und Regnat-Liedern. Unterholzner, mit seiner tiefen, sonor-unterhalt㈠samen Stimme, liest Originaltexte und erzählt über das Leben des bayerischen Autors. Ihn fasziniert Graf, sein Werk und sein Leben. Sein Leben, weil er „pathologisch ehrlich“ gewesen sei. „Und Pazifist durch und durch.“ Menschliche Schwächen – er feierte Orgien und versoff das Geld seiner Geschwister, während er seine Tochter bei seiner Mutter aufwachsen ließ – machten Graf „zu einem unmöglichen, wilden Typen“. Aber er stand dazu: „Dass er das Geld seiner Geschwister einfach durchgebracht hat, hat er immer selbst zugegeben.“

Grafical würdigt das Schaffen des deutschen Exilliteraten: „Er war mutig“
Unterholzner findet das mutig. Vielleicht sei Graf auch gerade deshalb so ein guter Autor gewesen. „So mutig war ich nie“, sagt der Veterinärmediziner über sich selbst. „Ich hätte immer Angst davor gehabt, nur vom Schreiben zu leben – und der Graf hat sich hingestellt, geschrieben und sich gedacht, dass es schon irgendwie werden wird.“ Etwas anderes wäre auch nicht gegangen. „Mit dem Arbeiten hab ichs nie ned gehabt“, schrieb er mal. „Pathologisch ehrlich“, wiederholt Unterholzner.
Graf-Klassiker und neue Musik: Das Grafical ist eine Hommage an einen Kultautor
Grafs Mutter spielt in einem der bekanntesten Werke des Autors eine Rolle. Unterholzner kam damit früh in Berührung. „Mein Vater war Landwirt. Der hat die Zeitung gelesen, das landwirtschaftliche Wochenblatt und „das Leben meiner Mutter“ vom Graf. Sonst nix.“ Unterholzner kann sich in dem Buch vor allem für die Gesellschafts-Abbilder begeistern. „Das steckt in seinen Geschichten“, und die findet er gut. Zum Beispiel die familiäre Prägung seiner Mutter. „Für die Bauern war Geld fast etwas Religiöses. Das verschwendet man nicht.“
Meine news
Wehrdienst verweigert und gegen die Nazis aufgelehnt: Graf war ein Pazifist
Graf war zeitlebens Pazifist. Er verweigerte nach kurzer Zeit den Dienst im ersten Weltkrieg, simulierte sogar eine Kriegsneurose. „Das war gefährlich. Da hätte er auch vor die Wand gestellt werden können“, sagt Unterholzner. Und als die Nazis Bücher verbrannten und seine Werke verschonten, sagte Graf: „Verbrennt mich.“ Unterholzner: „Haben sie dann auch.“ Graf floh, wurde zum Exil-Literaten, der die Nazis und ihren Führer kritisierte. Den beschrieb er als „kellerfarben blaß“ und mit „Zahnbürstenbärtchen“ – Beschreibungen, die Unterholzner begeistern. „Humor hat er gehabt, der Graf.“ Davon lebt auch das Grafical.