Spurensuche im Stadtmuseum: Eintauchen in die Welt der Römer

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Ein Gelage wie bei den alten Römern durften die Schüler bei der „Spurensuche“ im Museum nachspielen. © Christine Wölfle

Geschichte mit allen Sinnen erleben, ganz tief in sie eintauchen und hin und wieder ein bisschen miträtseln: Das kann man bei der neuen Führung „Spurensuche im Museum: Die spinnen, die Römer!“ von und mit Ulla Heitmeier.

Schongau – „Ich bin ja wirklich ein bisschen aufgeregt“, gab Ulla Heitmeier, ehemalige Rektorin der Staufer-Grundschule, zu. Ihr „Premierenpublikum“ war eine 7. Klasse der Mittelschule Schongau mit ihrer Lehrerin Berfin Tahtaci. Denn Kinder und Jugendliche für Geschichte, und im Speziellen für das „alte Rom“ zu begeistern, ist keine leichte Aufgabe. Heitmeier hat es geschafft – mit ihrer neuen, wunderbar abwechslungsreich gestalteten Führung.

Schon beim Eintritt ins Schongauer Stadtmuseum schnupperten die Schüler überrascht: Hier riecht es doch nach Weihrauch? Der Duft des alten, heiligen Krauts begleitete sie in den zweiten Stock des Museums, und schon waren sie mittendrin in der Welt der Römer. An einzelnen Stationen wusste Heitmeier ganz viel Interessantes über die Geschichte der römischen Hochkultur vor 3000 zu erzählen.

Wer jetzt meint, dass im Museum Geschichts-Frontalunterricht, nur eben an einem anderen Ort, abgehalten wurde, der irrt. Heitmeier ließ die Schüler quasi eintauchen in die damalige Zeit, indem sie sich tolle, themenbezogene Aktionen zu jeder Station ausgedacht hat. Zum Beispiel erfuhren die Jugendlichen von der Museumsführerin nicht nur, dass die Römer ein Straßennetz von insgesamt 80 000 Kilometern gebaut haben („Das ist zwei Mal um die ganze Welt herum!“), sondern sie ließ die Schüler auch raten, wie so eine Straße denn aufgebaut war. Und dann durften sie es nachbauen.

Probates altes Mittel gegen üble Gerüche, wie zum Beispiel dem von Eiter: Herrlich duftete die Creme, die Ulla Heitmeier jeden Schüler probieren ließ.
Probates altes Mittel gegen üble Gerüche: Herrlich duftete die Creme, die Ulla Heitmeier jeden Schüler probieren ließ. © Christine Wölfle

Über diese Straßen ließen sich die Römer, vor allem die Legionäre, auch die eine oder andere Leckerei aus der Heimat in die neuen Gebiete bringen. Zwar keine Nudeln, wie eine Schülerin vermutete, sondern beispielsweise Oliven, Feigen, Datteln und Rosinen. Und diese gab es dann auch für die Schüler zum Probieren.

Ein untrügliches Zeichen einer Hochkultur ist die Schrift. Und die römische machte den Schülern ganz besonders Spaß. Warum? Sie durften ihre Namen schreiben: Anhand der aufgestellten Buchstabentafeln, auf ein Stück Wachs, mit einem Griffel. Wie damals eben. „Ihr müsst jetzt bloß aufpassen, dass ihr richtig herum schreibt. Denn die Römer haben von rechts unten nach links oben geschrieben. Also genau andersherum wie wir“, erklärte Heitmeier. Und natürlich durften die stolzen Neu-Römer ihr Namenskärtchen auch behalten.

Weiter ging es zur Station Gesundheitsversorgung und Krankheiten zur Zeit des Römischen Reichs. Anschaulich erklärte Heitmeier die damals häufigste Todesursache, die Blutvergiftung, und wie sie meist zustande kam. „Zum Glück haben wir vorhin schon etwas gegessen“, meinte sie lachend, als sie in die angeekelten Gesichter schaute.

Salbe gegen schlechte Gerüche

Die Mienen hellten sich aber schnell wieder auf, denn auch die alten Römer mochten den Gestank von Eiter nicht und behalfen sich mit allerlei Salben gegen den schlechten Geruch. Und nach genau so einem Rezept hatte Heitmeier eine Creme gemischt, von der jeder ein Pröbchen auf die Hand bekam.

Während die Schüler noch wohlig schnupperten, bekamen sie noch mehr Infos über das Römische Reich. Sei es zu Totenriten, die heute wohl eher makaber wären, oder zu einem Totenkult und einem Gesellschaftssystem, von dem man sich heute noch etwas abschauen könnte.

„Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für tolle Erfindungen die schon vor 3000 Jahren hatten“, erzählte Heitmeier und zog mit strahlenden Augen ein Stück Fell hervor. Was die Römer damit gemacht haben? Sie waren damit auf Tourenskiern über die Alpen unterwegs.

Was nicht fehlen darf, wenn man einer Kultur näher kommen will, ist das Wissen darüber, wie sie gefeiert hat. Doch es hätte nicht zur Führung gepasst, wenn Heitmeier nur darüber erzählt hätte. Die Schüler durften sich verkleiden, alte Spiele spielen und ein fingiertes Gespräch führen, wie es bei einem römischen Trinkgelage hätte vorkommen können. Mittendrin statt nur dabei. Eben Geschichte erleben.

„Mir ist es wichtig, dass schon die Kinder erfahren, dass ein Museumsbesuch richtig spannend sein kann“, erklärte Heitmeier ihre Intension. Das hat sie mit diesem Angebot definitiv geschafft.

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