Trendwende nach Schwächephase: Folgt Aufschwung der deutschen Wirtschaft?

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Vizekanzler Robert Habeck ist offen für ein Gespräch mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf. © Hannes P Albert/dpa

Die Ampel warnte vor einer angespannten Wirtschaftslage. Die Wirtschaft in Deutschland könnte sich jedoch bald erholen. Dafür gibt es offenbar erste Anzeichen.

Berlin – Für die deutsche Wirtschaft sieht es im kommenden Jahr eigentlich schlecht aus. Eine Belebung der Konjunktur ist laut Bundesbank vorerst weiter nicht in Sicht. Zu einem ähnlichen Schuss kommt das Bundeswirtschaftsministerium in einem Bericht über die Konjunktur. Doch es gibt auch Anzeichen, dass es bald wieder bergauf gehen könnte.

Deutsche Wirtschaft im Aufschwung – trotz negativer Prognosen zu Beginn 2024

Führende Institute rechnen mit einem leichten Wachstum für das zweite Quartal 2024. Dafür gebe es erste Indizien, wie eine neue Prognose der Institute zeigt, die dem Handelsblatt vorliegen. So ist die Stimmung in der deutschen Wirtschaft überraschend kräftig gestiegen und ist so gut wie seit Mitte 2023 nicht mehr. Der vom Münchner Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex stieg im März auf 87,8 Punkte, nach 85,7 Punkten im Februar. Der Ifo-Index ist der vielleicht wichtigste Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Die derzeit negative Entwicklung der deutschen Wirtschaft sei vor allem Folgeeffekte des desaströsen Konjunkturjahres 2023.

Ebenfalls für eine positive Entwicklung spricht die rückläufige Inflation. Die Inflationsrate lag im Februar 2024 bei 2,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. Im Januar lag die Rate bei 2,9 Prozent, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium im jüngsten Bericht. Laut der Gemeinschaftsdiagnose soll die Inflationsrate 2024 nur noch bei 2,3 Prozent liegen. 2025 könne sie sogar auf 1,8 Prozent fallen, schreibt das Handelsblatt.

Skepsis am Wirtschaftsstandort Deutschland – Investitionen sollen aber steigen

Jüngst hatte eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft für Unruhe gesorgt. Dem arbeitgebernahen Institut zufolge investierten Unternehmen aus dem Ausland rund 22 Milliarden Euro in der Bundesrepublik – und damit so wenig, wie seit zehn Jahren nicht mehr.

2024 rechnen die Institute laut dem Handelsblatt ebenfalls noch mit schwachen Investitionen. Das betrifft vor allem Ausrüstungsinvestitionen – also die Finanzierung von Maschinen, Fahrzeugen und Ausstattung – die 2024 um 1,8 Prozent zurückgehen sollen. Im Jahr 2025 rechnen die Institute allerdings in dem Bereich mit einem Pius von 3,3 Prozent. Die Bauinvestitionen sollen 2024 um 2,2 Prozent zurückgehen und dann um einen Prozent zulegen.

Deutsche Wirtschaft profitiert von höheren Exporterwartungen

Die Wirtschaft dürfte in den nächsten Monaten insbesondere von einer stärkeren Nachfrage aus dem Ausland profitieren. Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich verbessert und stieg um 80 Prozent: Die Ifo-Exporterwartungen stiegen laut dem Handelsblatt im Februar deutlich von minus sieben auf minus 1,4 Punkte.

Aktuelle Frühindikatoren würden zudem für eine Stabilisierung des Außenhandels sprechen. Die ifo Exporterwartungen haben sich im Februar laut Bericht des Wirtschaftsministeriums leicht aufgehellt (von -8,5 Punkte auf -7,0). Während sich die Exporterwartungen in der Elektrobranche verbesserten, blieben sie bei den gewichtigen Kfz-Herstellern gedämpft; im Maschinenbau sanken sie sogar auf den niedrigsten Wert seit Juni 2020.

Wirtschaft in Deutschland erholt sich – Ökonom nimmt Politik in Verantwortung fürs „Schlechtreden“

Größter Wachstumshemmer der deutschen Wirtschaft könnte der Mangel an Arbeitskräften infolge des demografischen Wandels. Der Arbeitsmarkt erweise sich angesichts der konjunkturellen Schwächephase weiterhin insgesamt als robust, auch die Arbeitsnachfrage liege weiter auf hohem Niveau. Zugleich erhöhte sich die Arbeitslosigkeit im Februar leicht um 11.000 Personen, die Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stiegen im Januar beziehungsweise Dezember merklich.

Dennoch halten es Ökonomen für zu früh, pessimistisch auf die deutsche Wirtschaft zu blicken. „Aus meiner Sicht tragen Teile der Politik und Unternehmen dazu bei, die deutsche Wirtschaft schlechtzureden“, sagt der Berliner Ökonom Ferdinand Fichtner dem Handelsblatt. Die Ampel-Koalition selbst hatte das Wachstumspotential der deutschen Wirtschaft stark gesenkt und rechnet nur noch mit einem BIP-Plus von 0,2 Prozent im Jahr 2024. (bohy)

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