Deutsche Bahn weit abgeschlagen: Chinas Superzüge fahren dem Rest der Welt davon
Immer neue Strecken, immer schnellere Züge: Gegen Chinas Hochgeschwindigkeitsnetz sieht der Rest der Welt alt aus. Das gilt auch für Deutschland.
China hat schon jetzt das längste Netz für Hochgeschwindigkeitszüge der Welt – mit 48.000 Kilometern ist es mehr als doppelt so lang wie das aller anderen Länder zusammen. Und es wächst immer weiter. Schon Ende des Jahres soll die Marke von 50.000 Kilometern erreicht sein, sagte der chinesische Verkehrsminister Liu Wei kürzlich. Zuletzt wurde im Juni in Zentralchina eine neue Strecke eröffnet. Zum Vergleich: In Deutschland sind es knapp 3000 Kilometer, auf denen Züge mit mindestens 200 km/h unterwegs sind.
Wer in China von Peking nach Shanghai fährt, braucht für die etwa 1300 Kilometer nur rund viereinhalb Stunden. Von der chinesischen Hauptstadt bis nach Shenzhen, ganz im Süden des Landes, sind es keine acht Stunden – obwohl die beiden Städte etwa 2300 Kilometer entfernt voneinander sind. Mit bis zu 350 km/h sind die Züge in der Spitze unterwegs.
Super schnell und super pünktlich: Chinas Hochgeschwindigkeitszüge lassen den ICE alt aussehen
Auf der Verbindung zwischen Peking und Shanghai konnte die Bahn dem Flugverkehr deshalb bereits den Rang ablaufen: 52 Millionen Menschen fuhren im vergangenen Jahr zwischen den beiden Megastädten mit dem Zug, mit dem Flugzeug waren es nur knapp neun Millionen. Das überrascht nicht: Die Hochgeschwindigkeitszüge punkten nicht nur mit Tempo, sondern auch mit Komfort und Sauberkeit – zudem ermöglicht das zuverlässige WLAN Geschäftsreisenden, ihre Reisezeit produktiv zu verbringen. Außerdem erfolgt die Fahrt direkt von Stadtzentrum zu Stadtzentrum, ohne den zusätzlichen Transfer per U-Bahn vom Flughafen ins Zentrum. Man spart also Zeit,
Chinesische Züge gelten zudem als äußerst pünktlich, vor ein paar Jahren verließen Staatsmedien zufolge 98,8 Prozent der Hochgeschwindigkeitszüge den Bahnhof zur im Fahrplan angegebenen Uhrzeit, und immerhin noch 95,4 Prozent kamen pünktlich an ihrem Ziel an. Werte, von denen deutsche Bahnreisende nur träumen können: Im Juni erreichten hierzulande nur 62,9 Prozent der Reisenden im Fernverkehr erreichten ihr Ziel pünktlich.
Problem Überkapazitäten: China baut immer neue Eisenbahnstrecken
Inzwischen verfügen längst nicht mehr ausschließlich die großen chinesischen Millionenstädte über eigene Bahnhöfe für Hochgeschwindigkeitszüge: 97 Prozent der Städte mit mehr als 500.000 Einwohner sind laut Verkehrsministerium bereits an das Netz angeschlossen. Das ruft auch Kritiker auf den Plan. Der Wirtschaftsgeograf Lu Dadao von der angesehenen Chinesischen Akademie der Wissenschaften kritisiert bereits seit geraumer Zeit, dass China mehr Hochgeschwindigkeitsstrecken errichtet, als tatsächlich erforderlich wären.

„Alles deutet auf Überkapazitäten hin, sogar auf extreme Überkapazitäten“, schrieb der 85-Jährige unlängst in einem Artikel, der sich wie eine Abrechnung mit den Plänen der Regierung liest. Der Bau und die Instandhaltung von Hochgeschwindigkeitsstrecken verursachen nach Lius Einschätzung enorme Kosten. Gleichzeitig würden die Schnellzüge jedoch „nur einen geringen Anteil am gesamten Passagieraufkommen in China ausmachen“. Der Großteil der Bevölkerung nutze langsamere (und entsprechend preiswertere) Zugverbindungen oder das private Fahrzeug. Liu zieht daraus den Schluss: „Ohne eine ausreichende Nachfrage seitens der Fahrgäste ist der Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke reine Verschwendung.“
Bis zu 600 km/h: Chinesische Magnetschwebebahn soll Peking und Shanghai verbinden
Chinas Regierung lässt dennoch nicht nur an neuen Strecken bauen. Sondern auch neue, noch schnellere Züge entwickeln. Schon in ein paar Jahren könnten zwischen Peking und Shanghai Züge mit Spitzengeschwindigkeiten von 400 km/h verkehren, ein entsprechender Prototyp wurde vor Kurzem vorgestellt. Und auch der Bau einer Magnetschwebebahn zwischen den beiden Megastädten ist im Gespräch. Der Prototyp eines neuen Magnetschwebezugs, der eines Tages Peking und Shanghai mit 600 km/h verbinden könnte, wurde Anfang Juli auf einer Eisenbahnmesse präsentiert. (sh)