Urlauber-Wahnsinn in Italien: Alpen-Hotspot überrannt – „Müssen den Zugang beschränken“
Urlauber-Horden haben einen Alpen-Hotspot in Italien regelrecht überrannt. Die Videos sorgen für einen Eklat. Kommen jetzt Besucher-Beschränkungen?
Bozen – Die Sommer-Saison für den Urlaub in Italien ist gestartet. Doch beliebte Hotspots leiden unter immensem Übertourismus. Viel zu viele Touristen ballen sich auf wenigen Orten. Jetzt sorgen absurd anmutende Bilder aus Südtirols Alpen für einen Aufruhr in Italien.
Auslöser der Aufregung waren Videos von einem echten Massenauflauf bei der Seilbahnstation in Gröden. Bei sengender Hitze standen am 22. Juli hunderte Menschen in einer schier endlos langen Schlange in den grünen Bergen der Dolomiten. Betroffen waren laut messaggero zwei Hotspots: die Talstation St. Ulrich sowie die Mittelstation Furnes.
Als ich diese Bilder sah, dachte ich, sie seien gefälscht
Urlauber-Exodus in Italiens Alpen – Video aus Südtirol sorgt für Empörung
Doch auch aus anderen Teilen Südtirols kursierten aus diesen Tagen ähnliche Videos mit endlos langen Warteschlangen – etwa im Gebiet der Drei Zinnen. Besonders in den sozialen Medien sorgt die Szene an der Seceda in Gröden für Empörung. Der Massentourismus rückt wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit in Italien.
Übertourismus in Italien
Italien kämpft seit Langem gegen den Übertourismus. Ein Bettenstopp sollte in Südtirol helfen. In anderen Regionen Italiens werden etwa Eintrittsgelder für ganze Städte erhoben. Oder in beliebten Meerstädten werden Zugangsbeschränkungen erlassen. Solche Urlauber-Beschränkungen waren zuletzt auch am Gardasee im Gespräch.
Angefacht wird die Aufregung dadurch, dass die entsprechende Seilbahn-Betreibergesellschaft in Furnes eine Genehmigung beantragt hat, die Kapazität des Betriebs zu verdreifachen. Es sollen also noch mehr Menschen kommen. Besonders für die Anwohner ein Alptraumszenario, die schon seit Jahren etwa mit wilden Maut-Protesten an Italiens Wanderwegen auf sich aufmerksam machen.
Urlauber-Lage in Italien eskaliert: „Hat es noch nie gegeben“
„Als ich diese Bilder sah, dachte ich, sie seien gefälscht: So etwas hatte es noch nie gegeben“, mein Armin Lardschneider, Tourismusrat der Gemeinde St. Ulrich gegenüber dem Corriere Dell‘Alto Adige. Er will schnellstmöglich reagieren. Die Situation sei unhaltbar. Es habe schon erste Treffen gegeben.
Die Stadtverwaltung überlegt nun dem Bericht nach, den Zugang zum Berg zu beschränken: „Ähnliche Maßnahmen werden in vielen Teilen der Welt ergriffen. Es ist an der Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken, zumal das Hauptproblem der tägliche Besucherstrom ist, der sich auf wenige Stunden und einen einzigen Ort im Tal konzentriert“, so Lardschneider.
Das würde auch den Urlaubern selbst helfen. Diese würden schließlich nicht in Italiens Berge kommen, um in langen Schlangen zu stehen. Daneben bemerkt er: „Die Einwohner sind müde.“ Die Touristen würden regelmäßig einen Verkehrskollaps herbeiführen – Falschparken sei an der Tagesordnung. Für Anwohner und Unternehmen ein Problem. Zudem steigen Preise und Lebenshaltungskosten extrem an.
„Müssen Zugang beschränken“: Urlauber-Lage in Italiens Alpen außer Kontrolle
Doch warum kommen plötzlich so viele Menschen in die Seceda? Laut Tourismuskonsortium Dolomites Val Gardena habe dies nichts mit eigenen Marketingkampagnen zu tun. Allerdings habe Apple zuletzt in zwei Präsentationen (ein iPhone und ein Tablet) Bilder der Geislergruppe als Hintergrund verwendet. Ein Instagram-Hype entstand. Viele Urlauber wollten genau dieses Bild selbst schießen, erklärt Christina Demetz, Leiterin für Marketing bei der Gruppe dem Corriere.
„Wir haben gesehen, dass dieser Tourist unseren Berg nicht kennt, nichts über uns weiß. Und er weiß nicht einmal, was er tun darf und was nicht“, so Demetz über den „Instagram-Touristen“. Deshalb habe man sogenannte Dolomiten-Ranger ins Leben gerufen. Sie sind an Hotspots präsent und informieren Besucher. Zudem sollen sie Besucherströme überwachen und verhindern, dass Touristen etwa Wiesen zertrampeln oder Tiere stören. Doch das reiche nicht, um gegen die Horden an Instagram-Besuchern anzukommen.

Auch Tourismus-Landrat Luis Walcher ist offen für eine Besucherbeschränkung. „In den letzten Tagen gab es einen unvorstellbaren Anstieg“, so Walcher gegenüber Rai. Er meint: „Irgendwie müssen wir den Zugang beschränken“. Die Lage sei aktuell außer Kontrolle. Ob solche Schritte kommen, bleibt aber bislang offen. (rjs)