City-Management legt Konflikte beiseite und beschließt Neuausrichtung

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Neustart: (von links) Peter Miller, Eszter Márk, Dr. Richard Schießl, Annette Pickert, Hüseyin Öztürk, Christian Campagna und Dietmar Wolz. Nicht auf dem Bild: Johannes Palmer. © Lajos Fischer

Kempten – „Kempten braucht ein starkes City-Management. Das ist Fakt. Die Vergangenheit haben wir gewürdigt. Jetzt geht es um die Zukunft. Heute wollen wir vorstellen und erarbeiten, was die Zukunft ausmacht.“ Mit diesen Worten eröffnete Vorsitzender Dietmar Wolz die außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins City-Management Kempten.

In einer gut vorbereiteten und zügig durchgeführten Veranstaltung im Modehaus Reischmann legten die Mitglieder in fünf „Akten“ die Grundlagen für eine Neuausrichtung des Vereins fest.

Akt 1: Spielräume

Wolz berichtete über die Aufsichtsratssitzung der Stadtmarketing GmbH Anfang Dezember, in der die veränderten Rahmenbedingungen für das City-Management festgelegt wurden. Die neu gegründete städtische Gesellschaft übernimmt die Organisation von Veranstaltungen und Projekten. Für deren Finanzierung wird ein von der GmbH treuhänderisch verwalteter Innenstadtprojektfonds ins Leben gerufen. Der Verein überführt einen Teil seiner Mitgliedsbeiträge in den Fonds. Diese dürfen nur für Vorhaben eingesetzt werden, die der Vorstand befürwortet. Die Stadt verdoppelt die so eingebrachte Summe bis zu einer maximalen Höhe von 50.000 Euro im Jahr. Statt des geforderten Stimmrechts bekommt das City-Management ein Gastrecht im Aufsichtsrat und ein Vertretungsrecht im Beirat der GmbH. Der Verein bleibt Mitglied im Beirat des Stadtrates für Tourismus und Stadtmarketing. Bei allen Vorhaben, die die Innenstadt betreffen, wird das City-Management als Träger öffentlicher Belange automatisch beteiligt. Die adminis­trative Führung des Vereins mit zurzeit 170 Mitgliedern gewährleisten die Mitarbeiter der Stadtmarketing GmbH.

Akt 2: Reaktionen

Der Vorstand hatte sich im Rahmen einer Klausur mit der neuen Situation auseinandergesetzt. Jedes amtierende und zukünftige Mitglied gab in der Mitgliederversammlung ein Statement ab, warum es die geplante Neuausrichtung gut finde. Es war hierbei keine einzige kritische Stimme mehr zu hören. Die Arbeit des Vereins sei bis jetzt zu veranstaltungslastig gewesen, meinte Peter Miller. Er freue sich darauf, dass der Vorstand sich in Zukunft auf die Interessenvertretung und das Marketing konzentrieren könne. Ihre Freude über die Leichtigkeit dadurch, dass der Ballast der Veranstaltungen wegfalle, brachte Annette Pickert zum Ausdruck. Der Verein bekomme die Möglichkeit, die Vernetzung sowie die Verbesserung von Service, Qualität und Erlebnis in den Läden in den Fokus zu rücken. Nun gebe es zwei Organisationen, die sich gegenseitig voranbringen könnten.

„Das Stadtmarketing sorgt für Frequenz in der Stadt, das City-Management für Frequenz im Geschäft”, brachte Christian Campagna den gleichen Gedanken auf den Punkt. Hüseyin Öztürk will die Gastronomie, Johannes Palmer die Kultur und das Nachtleben stärken. Wolz versicherte, dass der Verein weiterhin Gehör finden werde. Es sei gut, dass man loslassen könne: „Wir sind wieder total unabhängig als Verein. Mit einem Zuschuss ist man immer auch ein Dienstleister. Die Eigenverantwortung bietet uns eine mega Chance“, sagte er und nannte als Beispiel die Forderung nach kostenfreien Parkplätzen und ÖPNV an Wochenenden und bestimmten Aktionstagen. Schließlich wandte er sich an Ekaterina Avdosyev, die neue Geschäftsführerin der Stadtmarketing GmbH: „Du kriegst unsere Mitarbeiterinnen zu treuen Händen. Das Stadtmarketing soll einen möglichst guten Start haben.“

Akt 3: Neuwahlen

Dietmar Wolz als Erster und Dr. Richard Schießl als Zweiter Vorsitzender wurden in ihren Ämtern bestätigt, genauso wie Annette Pickert als Schatzmeisterin und Johannes Palmer als Schriftführer. Zum Vorstand gehören Hüseyn Öztürk, seit der letzten Versammlung Peter Miller und Christian Campagna und neu Eszter Márk. Die Wahl erfolgte in einem Block per Akklamation. Die scheidenden Vorstandsmitglieder Ekaterina Avdosyev (nach neun Jahren) und Joachim Saukel (seit der Gründung dabei, seit 12 Jahren im Vorstand) wurden verabschiedet. Da aus dem Hotelbereich zurzeit niemand dem Vorstand angehört, will Wolz der Einbindung der dortigen Akteure besondere Aufmerksamkeit schenken.

Akt 4: Zukunftspläne

Das gesamte hauptamtliche Team wechselte am 1. Februar zur Stadtmarketing GmbH. Zwei von ihnen, Miriam Brög und Marielle Schneider, sind aber in Teilzeit, mit insgesamt 20 Wochenstunden zusätzlich beim Verein angestellt. Sie stellten der Versammlung fünf Bereiche vor, in denen das City-Management seine wichtigsten Arbeitsbereiche sieht, als Vernetzungs- und Kommunikationsplattform, als Interessenvertretung und unabhängige Stimme, als Träger von Image- und Kommunikationskampagnen, von Qualifizierungs- und Beratungsangeboten sowie des Projekts Schexs in the City. Sie nannten auch die konkreten Veranstaltungen, die das City-Management gerne in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing durchführen möchte, wie den Mobilitätstag, das Stadtfest, den Tag der Musik, die Einkaufsnacht, den Sport- und Familientag. Für ihre Begeisterung für kreative Ideen, für Digitalisierung und vermehrte persönliche Kontakte erhielten die beiden Mitarbeiterinnen viel Zustimmung. Wolz sprach von einer „Aufbruchsstimmung“, die der Verein brauche.

Akt 5: Beteiligung

Nach der offiziellen Verabschiedung durften die Anwesenden mit Klebepunkten bewerten, welchen konkreten Vorschlägen sie Priorität einräumen. Zu diesen gehören etwa regelmäßige Unternehmer-Veranstaltungen, begleitetes Leerstandsmanagement, Mitarbeiterschulungen, Ausbildungsinitiativen, Imagekampagnen für inhabergeführte Betriebe, monatliche Newsletter, die digitale Umsetzung von Schexs in the City, die Vertretung der Mitgliederinteressen sowie die Verfassung von Stellungnahmen und Positionspapieren. Die diesmal zahlreich erschienenen Stadträtinnen und Stadträte favorisierten die Ideen eines Neubürgerscheckhefts und eines Willkommensgeschenks für Studierende. In den Gesprächen in lockerer Runde überwog die Erleichterung, waren aber auch noch kritische Töne Richtung Stadt über den Umgang mit dem Verein zu hören.

Zu diesem Thema ist ab Samstag auch ein Kommentar verfügbar.

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