Pompöses Getöse bei der 8. Guggennacht in Isny
Isny – Das Städtle war am letzten Samstag der Nabel der Guggenmusik-Welt. Michael Motz von der „Guggenmusik Isny“ hatte nämlich zur Geburtstagsparty geladen. 45 Jahre lang gibt’s die Gruppe schon, kaum ein Faschingsumzug, kaum ein Narrensprung ohne die Musiker in den bunt-glitzernden weiten Mänteln.
Korbinian Theobald ist fix und foxi: „Das war echte Arbeit!“ keucht er nach dem Auftritt seiner „Hauchebätscher“ und lacht dann: „Aber es war auch richtig geil!“ 20 Minuten lang ist er gehüpft, hat getanzt, seine Truppe dirigiert und ganz Isny elektrisiert: „Unsere erste große Performance“, krächzt Korbinian. „So viele Leute! So eine Stimmung! Unfassbar!“ Die „Hauchebätscher“ aus Weitnau, Bayerns jüngste Guggenmusiker, 50 Mann und Mädchen stark, im siebten Himmel: „Wer lässt mei Muattr fetza? D’ Hauchebätscha!“ Ihr Motto war noch oft zu hören, in dieser unüberhörbaren Februarnacht in Isny.
Isny wird zur Tanzfläche
Insgesamt zehn Gruppen spielten an dem Abend auf, eine lauter, wilder und schräger als die andere. Von der „Katastrophenband Rohrdorf“ über die „Lumpenkapelle Aitrach“ bis zur „Hausemer Guggamusik“ – den vielen begeisterten Zuschauern dröhnten die Ohren. Der Rhythmus, bei dem jeder mit muss – vorwärtsdrängend, ins Blut schießend, Adrenalin ausstoßend. Der Schmalzmarkt und der neue Marktplatz ein einziger Tanzboden, sogar oben auf dem Rathausbalkon wurden zuckende Leiber gesichtet. Bürgermeister Rainer Magenreuter mit strahlendem Gesicht: „So etwas gibt’s halt nur bei uns in Isny!“ Seine Aufforderung: „Guggen bis in die Puppen!“ Zuerst das Vorspiel auf der Bühne, zehn Guggen-Bands in dreieinhalb Stunden, dann das „Monster-Konzert“ mit allen, Trompeten, Posaunen, Saxo- und Sousaphone hoch zehn, dazu Schlagzeuge und Trommeln – was für ein Fest für die Fans!
Newcomer glänzen bei ihrer Premiere
Mittendrin die Newcomer aus Weitnau und Wengen. Auf ihrer unübersehbaren schwarzgelben Standarte prangen der Hauchenberg-Turm, stilisierte Musikinstrumente und darüber schwebend ein „Hauch“, ein Uhu. „Die hat’s zumindest früher zuhauf dort oben gegeben“, hat Posaunistin Franzi herausgefunden. Sie strahlt genauso wie all die anderen „Bätscher“, wie Lara, Lars, Kilian und Korbinian.
Eine extrem junge Band – drei der Musiker gehen noch zur Schule. Das schwarze Outfit mit den neongelben Applikationen stammt aus dem Baumarkt und ist in einer Isnyer Schneiderei in Form gebracht worden. Angeregt vom Auftritt einer Guggenmusik bei irgendeinem Mädlesball – so eine Musik wolle Frontmann Korbinian auch machen – kamen im Sommer vergangenen Jahres immer mehr Jung-Musikanten zusammen. „Richtig geprobt haben wir aber erst seit Oktober“, sagt Lara grinsend. „Guggenmusik ist einfach anders als alle andere Musik“, begründete Lars sein Faible für den ursprünglich aus der Schweiz stammenden Sound. Etwa 1.800 Euro hat er für seinen Schlagzeugwagen investiert, für ein riesiges Sousaphon muss man rund 1.500 Euro hinblättern. Der umjubelten Premiere der „Hauchebätscher“ folgen bis zum Faschingsende noch Gastspiele in Memhölz, Wertach, Immenstadt und Niedersonthofen. „Jetzt geht’s erst richtig los“, freut sich Korbinian.
Bei der Guggennacht in Isny wurde getrommelt, geblasen und getanzt, als ob es kein(en) Morgen gäbe. Gerüchteweise soll der Absatz von Ohropax ein neues Allzeithoch erreicht haben.