Baerbock und Habeck steuern auf Machtkampf zu – „Robert findet, dass er an der Reihe ist“
Die Grünen und die K-Frage: Tritt Robert Habeck 2025 um das Kanzleramt an – oder doch wieder Annalena Baerbock? Die Partei steuert auf einen Machtkampf zu.
Berlin – Robert Habeck, Deutschlands wahrer Krisen-Kanzler? So umstritten er doch ist, so gefeiert wird er immer wieder, wenn er sich zeigt, während Bundeskanzler Olaf Scholz schweigt. Als die Hamas etwa in Israel einfiel, stellte sich einer vor die Kamera und wandte sich an die Bevölkerung: Robert Habeck. Als die Bauern ihre Berlin-Blockade ankündigten, war es wieder Habeck, der sich mit einer Botschaft an die Menschen wandte. Und auch zu Ostern gab Habeck in einem Video den Mahner vor der Gefahr durch Russland und Wladimir Putin. Was den Menschen daran gefällt: Er tritt eindringlich und deutlich auf – zugleich aber auch selbstkritisch und einfühlsam und damit eben auch nahbar.
So groß die Kritik auch am Wirtschaftsminister etwa wegen des Heizungsgesetzes war: Für seine Auftritte, Botschaften und Videos in kritischen oder schwierigen Situationen wird Habeck regelmäßig gelobt und gefeiert. Auch bei den Wirtschaftsverbänden steht er deutlich besser dar als etwa Scholz. Als eben echter Krisen-Kanzler wurde der Vizekanzler deshalb regelmäßig beschrieben. Als derjenige, der einspringt, wenn der Kanzler schweigt. Und bald auch als derjenige, der der in Umfragen starken Union um einen möglichen Kanzlerkandidaten Friedrich Merz das Amt streitig machen könnte?
Droht jetzt großer Grünen-Machtkampf? Baerbock und Habeck beide scharf auf das Kanzleramt
Jedenfalls nimmt das Rennen um die nächste Kanzlerkandidatur bei den Grünen nun mächtig Fahrt auf. Habeck präsentiert sich nicht nur bereits hin und wieder wie ein möglicher Bundeskanzler. Er hegt offenbar auch konkrete Pläne, für die kommende Bundestagswahl als der Spitzenkandidat ins Rennen zu gehen. Berichten zufolge sei er auch parteiintern in der Pole Position um den Job. Wenn da nicht noch Annalena Baerbock wäre. Ein Machtkampf bahnt sich an.

Baerbock hatte zwar im Bundestags-Wahlkampf 2021 nicht gerade die beste Figur abgegeben, ist sicherlich auch mit dafür verantwortlich, dass ihre Partei am Ende nur 14,8 Prozent holte – und das, nachdem die Umfragen ein paar Monate im Vorfeld noch mehr versprochen hatten. Wie die Bild am Sonntag (BamS) nun unter Berufung auf Partei-Insider berichtet, mache die Außenministerin dennoch keine Anstalten, auf eine erneute Kanzlerkandidatur verzichten zu wollen. Und das könnte parteiinterne Differenzen heraufbeschwören.
„Robert findet, dass er an der Reihe ist“: Habeck will Grüne 2025 in Bundestagswahlkampf führen
Habeck mache „mit jedem Auftritt klar, dass er unbedingt Kanzlerkandidat werden will“, zitiert etwa die BamS besagten nicht namentlich genannten Grünen-Insider. Innerhalb der Partei ließe Robert Habeck „keine Zweifel daran, dass er sich definitiv zutraut, das Kanzleramt zu holen, Scholz und Merz zu schlagen“. Und ein möglicher parteiinterner Zwist? Scheint laut der Quelle für Habeck weniger ein Problem zu sein: „Robert findet, dass er an der Reihe ist“.
Alles schreit in der Grünen-Partei also um ein Ringen ums Machtgefüge. Und das träfe nicht nur Habeck und Baerbock, sondern eben auch weitere große Namen der Partei. So gilt etwa Fraktionschefin Britta Haßelmann als prominente Unterstützerin Baerbocks. Habeck hingegen soll Parteichef Omid Nouripour und Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hinter sich wissen.
Baerbock und Habeck im K-Frage-Rennen – Mitgliederabstimmung bei Grünen möglich
Steuern die Grünen also frontal auf eine Partei-Krise zu? Ein Zoff zwischen Baerbock und Habeck würde sich sicherlich kaum positiv auf die Sympathie-Werte der Partei auswirken. Deshalb soll es bereits Überlegungen für eine friedliche Lösung geben. Sollten beide wirklich antreten wollen, dann wäre eine Mitgliederabstimmung möglich. Laut der BamS werde bereits an einer Möglichkeit, dies zu kommunizieren, gearbeitet. Innerhalb der Grünen gäbe es demnach Stimmen, die die entstehende Aufmerksamkeit als positiven Aufschwung sehen.
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Die Gegenstimmen, die befürchten, ein öffentlicher Machtkampf schade der Partei, gibt es allerdings auch. Laut dem Bericht gibt es daher auch bereits einen Favoriten auf die Mediator-Rolle, damit eben ein Kanzler-Kandidaten-Kampf gar nicht erst ausbricht: Cem Özdemir. Der gilt zwar als Habeck-Vertrauter, seitdem dieser ihn anstatt Anton Hofreiter zum Minister im Scholz-Kabinett machte. Özdemir soll aber auch einen guten Draht zu Annalena Baerbock haben, nicht zuletzt, weil die Außenministerin den Plan, Özdemir zum Minister zu machen, wohl unterstützte.
Habeck oder Baerbock? Entscheidung in K-Frage bei den Grünen fällt noch in diesem Jahr
Ob es wirklich zum offenen Machtkampf kommt, ist indes offen. Den Wahlkampf-Start hat Habeck zumindest mit seinen Auftritten längst eingeleitet. Und eine Entscheidung dürfte nicht allzu weit entfernt liegen. Bis spätestens zum Jahresende will die Partei klar kommuniziert haben, wer 2025 als Spitzenkandidat ins Rennen geht.
Weiter ungewiss ist die K-Frage auch bei der Union. Neben Friedrich Merz fallen auch immer wieder die Namen Hendrik Wüst und Markus Söder. (han)