Russland greif im Ukraine-Krieg auf gefährliche „Kamikaze-Kamel“-Taktik zurück

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„Kamikaze-Kamele“ an der Front: Im Ukraine-Krieg setzt Russland offenbar wieder auf eine Taktik, die der verstorbene Wagner-Boss Prigoschin etablierte.

Kiew – Von „Fleischwolf-Taktik“ bis „Banzai-Stil“: Wladimir Putin hat im Ukraine-Krieg schon zahlreiche Methoden ausprobiert, um an der Front Fortschritte zu erzielen. Längst nicht alle davon sind erfolgreich. Auch der Einsatz von Soldaten aus Nordkorea etwa in der Region Kursk brachte noch keinen wirklich gewünschten Erfolg. Szenen aus der Region um die Stadt Torezk im ukrainischen Osten zeigen nun, dass Russlands Truppen wieder auf eine Taktik setzen, die bereits bei früheren Kämpfen Verwendung fand.

„Kamikaze-Kamel“-Taktik im Ukraine-Krieg: Russland greift auf Prigoschins Wagner-Konzept zurück

Genauer gesagt soll es sich um die sogenannte „Kamel-Taktik“ handeln. Wie die Kyiv Post berichtet, soll diese bereits zwischen August 2022 und Mai 2023 Eintritt in den Krieg gefunden haben. Verantwortlich für die Ausübung der Taktik soll demnach die für ihre Brutalität berüchtigte Gruppe Wagner gewesen sein – damals noch unter Führung von Jewgeni Prigoschin, der im August 2023 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Diese Drohnenaufnahmen teilte die 28. Mechanisierte Brigade der Ukraine. Sie sollen ein russisches „Kamel“ zeigen. © Screenshots X / @28ombr

Das „Kamel“ soll demnach dafür zuständig gewesen sein, Ausrüstung wie Munition oder Minen an die direkt umkämpften Frontabschnitte zu bringen – und das zu Fuß. Abgesehen vom Material, das die Person mit sich führte, hatte sie sonst zumeist keine Waffen dabei, um selber zu kämpfen. Lediglich eine gewisse Schutzausrüstung für den Körper war angelegt. Wenig überraschend ein hochgefährliches Unterfangen für diejenige Person, die als „Kamel“ an die Front rannte.

Russland setzt im Ukraine-Krieg wieder auf „Kamikaze-Kamele“ – trotz veränderter Bedingungen

Seitdem hat sich im Ukraine-Krieg allerdings einiges grundlegend geändert. Viel mehr wird seit Monaten bereits im Kampfgeschehen auf Drohnen gesetzt. Die Ukraine wird hier immer wieder kreativ, auch wenn es etwa darum geht, schweres Gerät wie Panzer zu zerstören. Derweil verstauben tausende für die Ukraine bestimmte Drohnen in einem Nato-Land. Für die „Kamel“-Läufer war damals allerdings die größere Gefahr, in den Kämpfen oder etwa von Scharfschützen ausgeschaltet zu werden. Heute lauert die Gefahr besonders in den Fluggeräten von oben. Ein einzelner Soldat mit Munition ist für die Drohnen immerhin ein leichtes Ziel.

Russland hat auf die veränderte Lage reagiert, setzt vermehrt auf unbemannte, ferngesteuerte Fahrzeuge, um derartige Ausrüstung an die Front zu transportieren. Nun zeigt sich aber: Die „Kamikaze-Kamele“, wie etwa die Kyiv Post sie nennt, sind offenbar ebenfalls wieder oder gar immer noch im Einsatz.

„Kamikaze-Kamele“ im Ukraine-Krieg: Ukraine erkennt Russland-Taktik und schaltet Soldaten aus

Darauf weist jedenfalls die 28. Mechanisierte Brigade der Ukraine hin. Diese postete am Samstag auf X Drohnen-Bilder eines dieser „Kamel“-Läufer. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Körperpanzerung tragender, wohl mit Ausrüstung beladender russischer Soldat neben einem zerstörten Gebäude herumläuft. Laut der Kyiv Post stammen die Aufnahmen der Drohne aus der Region um Torezk. Demnach sei der Läufer eben entdeckt und dann eliminiert worden.

Die Aufnahmen verdeutlichen, wie riskant die „Kamel-Taktik“ ist. Und dass die Ausrüstungsläufer eben gerade im offenen Feld und im von Drohnen geprägten Krieg leicht zu entdecken und auszuschalten sind. Die Kyiv Post nimmt den Fall gar als nächsten Indiz, dass Wladimir Putins Taktiken im Krieg nicht vor derartigen Menschenopfern zurückschreckt. Ein Vorwurf, der bereits beim verlustreichen Einsatz der Nordkorea-Soldaten in Kursk aufkam. Die Ukraine wird mögliche weitere „Kamel-Läufer“ jedenfalls im Blick behalten. „Wir entdecken sie. Wir stoppen sie. Immer“, schrieben die Kämpfer der 28. Mechanisierten Brigade etwa zu ihrem Post. (han)

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