Stadt stellt Denkmalkonzept vor: „Wollen aus Tegernsee kein Glentleiten machen“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Tegernsee
  4. Tegernsee

Kommentare

Den Inhalt und die Ziele des Denkmalkonzepts stellten Elisabeth Heider und Bürgermeister Johannes Hagn interessierten Bürgern im Heimatmuseum vor. © Max Kalup

Die Stadt Tegernsee präsentierte im Rahmen der Tegernseer Woche ihr brandneues Kommunales Denkmalkonzept (KDK). Dabei wurde auch klar: Aus Tegernsee soll kein zweites Glentleiten werden.

Tegernsee - Im Museum Tegernseer Tal erklärte Elisabeth Heider vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege den rund 50 interessierten Tegernseern, wie das Kommunale Denkmalkonzept erstellt wurde, zu welchen Ergebnissen die Experten in Zusammenarbeit mit dem eigens gegründeten Arbeitskreis in den vergangenen beiden Jahren gekommen sind und was das für die Tegernseer Hausbesitzer bedeutet – oder eben auch nicht.

Bürgermeister Hagn: „Tegernsee ist mehr als die Rosenstraße“

Bevor Heider ihren Vortrag begann, machte Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) deutlich, warum „der große Aufschlag“, an dem Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege, ein Münchner Städteplanungs- und Architekturbüro sowie der Arbeitskreis mit Bürgermeister Hagn, Stadtrat Rudolf Gritsch, Heimatkennerin Birgit Halmbacher, Historiker Roland Götz, Bauamtsleiterin Bettina Koch, Dominik Salzer vom Brauhaus und Fotograf Daniel Glasl beteiligt waren, notwendig ist: „Tegernsee ist mehr als die Rosenstraße. Wir haben viele Einzeldenkmäler, außerdem schützenswerte Häuser, Ensembles und Plätze“, machte Hagn deutlich. Dabei hatte er durchaus auch die Problemfelder rund um den Bahnhof und im Norden der Stadt in Blick, wo jegliches Gewerbe zum Erliegen gekommen sei. „Nur eine Straße zu betrachten, ist zu kurz gesprungen. Um Tegernsee zu entwickeln, um gute Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können, haben wir uns Hilfe geholt“, betonte Hagn. Der Stadtrat hatte in seiner jüngsten Sitzung einen Antrag der Grünen-Fraktion befürwortet, die Rosenstraße zur verkehrsberuhigten Zone zu machen.

Tegernsee wurde im Konzept in acht Bereiche unterteilt

Mit dem KDK läge nun ein Stadtentwicklungskonzept vor, das von den Denkmälern ausgehe, aber nicht nur diese, sondern auch prägende Häuser integriere, erklärte sodann Elisabeth Heider. Anhand von Karten aus dem Geoportal Bayernatlas und den Erhebungen von 2022 der Stadtplaner, historischen Karten von 1861 und einer Fotografie von 1890, Ansichten von historischen Stichen, Georadarmessungen und Grabungsergebnissen wurde Tegernsee in acht Bereiche unterteilt, die sich unabhängig voneinander entwickelt haben. Ein Bereich umfasst beispielsweise Rathaus, Schloss, Seestraße und Kurgarten. Ein anderer das Ensemble Rosenstraße, ein weiterer das Alpbachtal mit seiner starken Höhenentwicklung und dem Übergang in den Naturraum. Und wieder ein anderer das Gelände um das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude.

Konzept soll schnellere und bessere Planung ermöglichen

„Für das Kommunale Denkmalkonzept haben wir so viel wie möglich über Tegernsee herausgefunden, alle Informationen strukturiert und aufbereitet, damit die Kommune damit weiterarbeiten kann“, sagte Heider. Auf diese Weise seien schnellere und bessere Planungen zum Beispiel für die Stadtplätze gewährleistet, ebenso die Beteiligung der Bevölkerung, für die diese Infos und Karten zugänglich seien.

Gesammeltes Wissen für künftige Stadtratsgenerationen

„Das KDK beinhaltet keine konkrete Planung, sondern eine Ansammlung von Wissen, das über Stadtratsgenerationen hinweg zur Verfügung gestellt wird“, betonte Bürgermeister Hagn. Die Stadt wolle diejenigen begleiten, die sanieren möchten. Zudem sollen die als ortsprägend typisierten Gebäude noch einmal dokumentiert werden, bevor sie verschwinden. „Das KDK ist die Basis, auf der wir aufbauen wollen und die dabei helfen soll, zu entscheiden, wie wir mit einem Denkmal umgehen“, sagte Hagn und nannte einige Beispiele, bei denen sich die Stadt bereits „ins Knie geschossen“ habe: beim Steinmetzplatz etwa oder beim Krankenhaus-Areal. „Auch die Dreifachturnhalle neben dem Kloster ist optisch kein Schmankerl“, räumte er ein, verwies zugleich aber auch auf die verschiedenen Zwänge, die in der Vergangenheit zu den Entscheidungen geführt hätten. Auf die Frage aus dem Publikum, ob mit dem KDK überhaupt noch eine moderne Entwicklung Tegernsees möglich sei, entgegnete Hagn: „Wir wollen aus Tegernsee kein Glentleiten machen. Wir wollen Entwicklung nicht verhindern, sondern Tegernsee gut weiterentwickeln.“ Welche Maßnahmen Tegernsee als Erstes anpacken will, wird im Stadtrat entschieden werden. Ihm wird das KDK in einer der nächsten Sitzungen vorgelegt.

Denkmalkonzept: Sonderausstellung im Museum geplant

„Jetzt ist sichergestellt, dass die Denkmäler fundiert in die Stadtentwicklung miteinbezogen werden“, stellte Roland Götz abschließend fest. Welche Häuser wie kategorisiert wurden, wie weitreichend die ausgewiesenen acht Bereiche sind, wie die Pläne aussehen und welche Planzeichnungen dem KDK zugrunde liegen, werde zusammen mit dem Urkataster, einem großen Schatz an historischen Fotos sowie Modellen in der nächsten Sonderausstellung von Mai bis Oktober 2025 im Museums Tegernseer Tal präsentiert.

ak

Auch interessant

Kommentare