Neuer Laden in der Ludwigstraße: Nachhaltigkeit aus einer Hand

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Mario Schaller in seinem Laden „SeeFeuer“ in der Ludwigstraße: Alles, was er verkauft, fertigt er selbst an – und zwar aus Dingen, die andere wegschmeißen. © Andrea Jaksch

Basteln ist seine Leidenschaft. Seit Anfang Juli betreibt Mario Schaller den Laden „SeeFeuer“ in der Ludwigstraße. Alles, was er verkauft, macht er selbst. Nachhaltigkeit steht an erster Stelle.

Starnberg – Für Mario Schaller fing alles mit dieser Frage an: „Warum kann man aus den ganzen Weinflaschen, die man vernichtet, nicht was Schönes machen?“ Seitdem betreibt er Upcycling – also aufwerten anstatt wegwerfen – und wandelt unter anderem Glasflaschen in Lampen oder Duftkerzen um. Seine handgefertigten Produkte verkauft der 56-Jährige nun seit Anfang Juli in seinem Laden „SeeFeuer“ in der Ludwigstraße 3. Es ist eine Manufaktur für Nachhaltigkeit.

Schaller, der ursprünglich aus der Nähe von Magdeburg kommt, aber seit mittlerweile 20 Jahren in Starnberg wohnt, trinkt gerne Gin. „Da sammelt sich im Laufe der Zeit was an“, sagt er. „Und Ginflaschen sind sehr schön. Es wäre schade, sie wegzuwerfen.“ Also probierte er, aus den Flaschen Lampen und Kerzen zu machen. Der erste Gedanke sei aber nie gewesen, die Lampen zu verkaufen. „Es ist einfach eine Leidenschaft.“ Und diese rührt aus seiner Kindheit. Denn sein Großvater war bereits leidenschaftlicher Bastler und Tüftler. Und da hat er schon als Bub immer über die Schulter schauen dürfen.

Mit dem Basteln hat er 2019 bei sich daheim angefangen, bis es zu eng wurde. „Ich durfte dann im Nachbarhaus im Keller arbeiten“, berichtet Schaller. Irgendwann verkauften die Nachbarn das Haus. Also musste er sich einen neuen Ort suchen, wo er seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Circa Anfang 2023 mietete er sich in der Petersbrunner Straße einen Raum an. Bis heute ist da seine Werkstatt.

Schaller: „Ich mache alles selbst“

Da habe er erstmal eine Weile vor sich hingedümpelt. Bis die Nachricht kam, dass der Laden „Nadel & Faden“ in der Ludwigstraße schließt. Nach einem Bewerbungsverfahren durfte Schaller die 30 Quadratmeter Ladenfläche ab dem 1. Juli anmieten. „Ich bin fast ein bisschen überrascht, dass so ein großes Interesse besteht“, gesteht der Geschäftsführer. Wenn Kunden ihn fragen, wo seine Ware produziert werde, seien sie immer total begeistert, wenn er antwortet: „Ich mache alles selbst. Das ist alles aus meiner Hand.“

Seefeuer Starnberg Kerze
Eine handgefertigte Duftkerze aus einer Weinflasche mit dem Logo des Ladens. © Privat

Auf seiner Internetseite schreibt er: „Freunde, Bekannte und umliegende Restaurants und Bars wurden aktiviert, um die anfallenden leeren Flaschen zu sammeln, nicht zu entsorgen.“ Aber der gelernte Einzelhandelskaufmann fertigt nicht nur aus Flaschen Lampen an, sondern beispielsweise auch aus alten Teekannen oder aus einem Wassersprudler. Auch Treibholz, das rund um die Seen im Fünfseenland liegt, verwendet er.

Um eine Duftkerze zu basteln, halbiert Schaller eine Weinflasche. Danach schleift er die Enden gründlich ab. Anschließend füllt er europäisches natürliches Sojawachs hinein und verfeinert es mit tierversuchsfreien Duftessenzen – von fruchtig über holzig bis blumig. „Jede Kerze ist vegan“, betont er. Auch eine Starnberger-See-Kerze hat er im Angebot. „Sie verkörpert meine Heimat. Die Farbe ist an das Seewasser angelehnt.“

Der Laden als Herzensprojekt

Um wiederum eine Flasche in eine Lampe umzuwandeln, bohrt Schaller zunächst ein kleines Loch hinten rein. „Die Flasche wird dann mit feinem Sand fürs Gewicht gefüllt. Und oben in den Flaschenkopf kommt die Fassung mit dem Lampenschirm.“ Als Glühbirnen verwendet er LED-Lampen, entweder in warmweiß oder in kaltweiß. „So kann man mit dem Licht spielen.“

Lampe Seefeuer Starnberg
Eine Lampe aus einem Abflussrohr: Das ist eine Sonderanfertigung. © Privat

Auch Auftragsarbeiten nimmt er an. Über Kontakte kam neulich eine ältere Dame auf ihn zu. „Ich habe einen Wunsch“, habe sie zu ihm gesagt. Sie habe seit vielen Jahren aus einem Abrisshaus ein Abflussrohr. „Das war so alt, das ist noch aus Messing“, berichtet Schaller. „Sie wollte, dass daraus eine Lampe wird. Da hat mich der Ehrgeiz gepackt.“ Nach ein bisschen Tüftelei erfüllte Schaller der Dame ihren Traum. „Sie war ganz überwältigt, wie schön die Lampe geworden ist“, freut er sich. Für die Kundin sei es ein besonderes Geschenk an sich selbst gewesen.

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Doch so eine Woche von Mario Schaller ist ganz schön vollgestopft. Steht er nicht in seinem Laden, der von Montag bis Freitag jeweils von 13 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet ist, arbeitet er vormittags von 6 bis 12 Uhr im Fitnessstudio. „Der Laden ist mein Herzensprojekt“, sagt er. Je nachdem, wie es sich entwickelt, könne er sich auch vorstellen, beispielsweise Aushilfen einzustellen. Zunächst bleibe es aber eine One-Man-Show. (fwe)

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