Chronisches Erschöpfungssyndrom: Spendenkampagne gestartet

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Gehen seit mehr als 20 Jahren gemeinsam durch dick und dünn: Katharina von Daake (l.) aus Berg mit ihrer Freundin Nicole Schröder, aufgenommen vor Ausbruch der Krankheit am Ostufer des Starnberger Sees. © Privat

Mehr als 250 000 Menschen in Deutschland leiden an der Krankheit ME/CFS, dem chronischen Erschöpfungssyndrom. Eine der Patientinnen ist die beste Freundin der in Berg wohnenden Synchronsprecherin Katharina von Daake. Sie hat deshalb anlässlich ihres Geburtstags eine Spendenkampagne gestartet, um die Forschung zu unterstützen.

Berg – Es können sich wohl nur die wenigsten Menschen vorstellen, was die Diagnose ME/CFS bedeutet. Wer an dem chronischen Erschöpfungssyndrom leidet, ist kaum noch in der Lage, sich körperlich oder geistig anzustrengen. „Schon kleine Aktivitäten wie Zähneputzen, Duschen, Kochen oder wenige Schritte Gehen können zur Tortur werden oder Besorgungen im Supermarkt anschließend zu tagelanger Bettruhe zwingen“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS auf ihrer Internetseite. Genau diese Diagnose ist seit einigen Jahren auch bei Katharina von Daake präsent.

Nicht, dass die 35 Jahre alte Synchronsprecherin aus Berg selbst erkrankt wäre, aber ihre beste Freundin Nicole Schröder (36) leidet an ME/CFS. Um ihr und allen anderen Betroffenen zu helfen, hat Katharina von Daake nun einen Spendenaufruf auf der Internetplattform Gofundme gestartet. Das Ziel: 5000 Euro für die „ME/CFS Research Foundation“, eine Stiftung mit Sitz in Hamburg, die die biomedizinische Forschung zu ME/CFS und auch Long Covid fördert und finanziert.

„Meine beste Freundin Nicole war eine lebenslustige, warmherzige und kluge Frau und arbeitete früher als Synchronbuchautorin. Seit 2020 ist sie arbeitsunfähig. Seit 2021 kann sie nur noch im Rollstuhl ihre Wohnung verlassen, kein Fernsehen mehr schauen, keine Musik hören, keine Bücher lesen“, schreibt Katharina von Daake auf der Plattform. „Früher haben wir oft gemeinsam Filme gesehen, Wanderungen unternommen oder Bücher gelesen, Musik gehört und das Leben genossen. Wenn ich sie jetzt besuche, müssen wir beide aufpassen, dass wir nicht zu lange miteinander reden, denn selbst ein leises Gespräch über eine gewisse Dauer hinweg kann zu starker Entkräftung und Crashs führen.“

Im Zeichen der Freundschaft: Spenden zur Unterstützung der Forschung

Katharina von Daake und Nicole Schröder stammen beide aus Waren (Müritz) in Mecklenburg-Vorpommern, lernten sich dort als Teenager kennen. Während es von Daake nach Bayern verschlug und sie seit 2018 mit ihrem Partner und den drei Kindern in Berg lebt, ist ihre Freundin in Goslar im Harz zu Hause. 2019 seien bei ihr die ersten Symptome aufgetreten, berichtet von Daake im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. „Nicole war auf einmal sehr unkonzentriert bei der Arbeit und hat sich schlapp gefühlt.“ Immer öfter habe sie sich hinlegen müssen. Sie habe ihre Arbeit als Autorin nicht mehr geschafft, habe keine Energie mehr gehabt, sei immer kraftloser geworden. Schließlich hätten die Ärzte die Diagnose ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue Syndrom) gestellt.

Was Katharina von Daake nachdenklich stimmt: Die Krankheit ist nicht wirklich erforscht, was im Umgang mit Patienten immer wieder zu schwierigen Situationen führe. „Viele Patienten bekommen gesagt: Stell dich nicht so an. Oder: Kein Wunder, dass du so schwach bist, du musst mal rausgehen und deine Muskeln wieder aufbauen“, schildert sie. Dabei führten Aktivitäten sehr häufig zu einer Verschlimmerung der Symptome. Selbst als der medizinische Dienst der Krankenkassen kürzlich wegen der Einstufung in einen Pflegegrad bei ihrer Freundin gewesen sei, sei es zu Missverständnissen gekommen. ME/CFS ist keine psychische, sondern eine schwere neuroimmunologische Erkrankung. Die Stiftung geht sogar von mehr als 500 000 Patienten in Deutschland aus, die Hälfte davon nach einer Long-Covid-Erkrankung.

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All das hat Katharina von Daake dazu bewogen, anlässlich ihres bevorstehenden 36. Geburtstages am 15. August den Spendenaufruf zu starten. „Ich habe alles, was ich brauche, vor allem bin ich gesund“, sagt sie. Ganz anders sehe es bei den Betroffenen aus. Im Internet schreibt sie über ihre Freundin: „Ich vermisse so sehr die Zeit mit ihr. Spaziergänge, mit ihr lesen, lange Gespräche ohne schlechtes Gewissen. Doch mein Leid ist nur ein Bruchteil von dem, was sie erleben muss: eine Existenz in nahezu vollständiger Isolation.“

Ihr gehe es darum, die Forschung zu fördern. Wer sie unterstützen möchte, findet alle erforderlichen Infos auf gofundme.com und dann mit der Suche „Hilf dabei, ME/CFS zu besiegen“.

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