Fast jeder zweite Autofahrer spart mit diesem Reifen-Trend viel Geld

Reifen zählen zu den am meisten unterschätzten Teilen des Autos. Viel PS, ein gutes Fahrwerk und sogar Allradantrieb nützen gar nichts, wenn die Kraft nicht mit ordentlichen Reifen sicher auf die Straße gebracht wird. Wer seine Winterreifen noch aufgezogen hat, sollte spätestens nach Ostern einen Wechsel-Termin vereinbaren.

Wechsel auf Sommerreifen nicht verpennen!

Für FOCUS online hat eBay-Motors in einer Umfrage herausgefunden, wie die deutschen Autofahrerinnen und Autofahrer beim Reifenwechsel ticken und mit welchem Trick sich bei vielen Autos eine Menge Geld sparen lässt. Zudem klären die Frage, bis wann man im Frühling und Sommer wirklich noch mit Winterreifen fahren sollte und welche unbekannten Informationen Ihr Reifen auf der Flanke verrät - im großen Reifen-FAQ von FOCUS online und eBay-Motors.

1. Deutschland im Wechselfieber? 46 Prozent schenken sich das

Eine vom Marktforschungsinstitut YouGov im März 2025 durchgeführte repräsentative Befragung von 1000 Autobesitzerinnen und - besitzern zeigt, wie die Deutschen beim Thema Reifen ticken:

  • Preis (82 Prozent), Testergebnisse (43 Prozent) und Markenqualität (42 Prozent) sind die wichtigsten Kriterien für die Reifenwahl.
  • Nur jeder dritte kennt die saisonalen Regeln zum Reifenwechseln, etwa zur situativen Winterreifenpflicht.
  • 29 Prozent aller Autofahrer haben schon einmal neue Reifen nicht in der Werkstatt oder beim Händler vor Ort, sondern online gekauft.
  • Die überraschendste Erkenntnis: Schon 46 Prozent aller Befragten können sich den saisonalen Wechsel komplett sparen, weil sie Ganzjahresreifen benutzen. Doch macht das überhaupt Sinn? Mehr dazu weiter unten!

Hier geht's zum eBay-Motors Reifenratgeber (direkter Link zum pdf)

ebay
Fast die Hälfte der Autofahrer in Deutschland spart sich mittlerweile mit Ganzjahresreifen den Wechsel eBay-Motors

2. Reifenwechsel-Checkliste

Als Faustregel für die Wechselzeit gilt die „Von O bis O“-Regel: An Ostern kommen die Winterschlappen runter und die Sommerreifen drauf, im Oktober andersherum.

Die wechselhaften Winter der letzten Jahre - mal viel Schnee und Frost bis in den April, mal sehr mild und schneearm - machen dabei einen angepassten Wechselzeitpunkt nötig. Bei Temperaturen über 7 Grad Celsius bieten Sommerreifen deutlich bessere Fahreigenschaften, Grip und Bremsleistung sind sicherer.

Profiltiefe und Alter checken

Unabhängig von der Saison muss man die Reifen natürlich checken und dann entscheiden, ob sie überhaupt noch geeignet sind. Vier Kriterien sind dabei ausschlaggebend:

  • Profiltiefe: Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 1,6 Millimeter. Der Reifenhersteller Michelin betont, dass man Reifen auch durchaus bis zu diesem Punkt „abfahren“ könne, ohne dass die Fahreigenschaften leiden. Der ADAC empfiehlt den Tausch schon deutlich früher, nämlich ab 3 mm. Die Profiltiefe messen Sie mit einem kleinen Mess-Lineal oder zur Not mit einer 1 Euro-Münze: Der Goldrand ist genau 3 Millimeter dick. Wenn der goldene Rand in der Lauffläche nicht mehr zu sehen ist, beträgt die Profiltiefe also mindestens 3 Millimeter (wie vom ADAC empfohlen).
  • Tread Wear Indicators: Wenn auf Höhe der kleinen Dreiecke an der Reifenschulter kleine Querstege zu sehen ist, ist ein Reifenwechsel dringend notwendig.
  • Reifenalter: Die Gummimischung härtet mit der Zeit aus. Spätestens nach acht Jahren sollten Reifen wegen ihrer natürlichen Alterung getauscht werden.
  • Schäden: Beschädigte Reifen müssen natürlich auch getauscht werden, sonst droht ein Reifenplatzer. Man sollte bei einem defekten Vorder- oder Hinterreifen auch immer beide Reifen der jeweiligen Achse tauschen.

Luftdruck richtig einstellen

Nach jedem Reifenwechsel muss noch der Luftdruck überprüft werden. Eine Tabelle mit den richtigen Werten steht im Tankdeckel, im Türholm und/oder in der Betriebsanleitung. Der Luftdruck sollte 0,1 bis 0,2 bar über den angegebenen Werten eingestellt werden - das spart Kraftstoff. Zu viel Luftdruck allerdings verschlechtert die Fahreigenschaften.

ebay
Beim Reifenkauf ist den Deutschen vor allem der Preis wichtig eBay-Motors

Reifendruckkontrollsystem (RDKS)

Moderne Autos haben ein Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) an Bord. Das hat Vorteile: Die Reifen werden automatisch überprüft und bei Druckverlust gibt es eine Warnung. Nachteil: Je nach System kann das RDKS beim Reifenwechsel Zusatzkosten verursachen und es produziert auch gern einmal Fehlalarm.

  • Beim indirekten RDKS muss der Luftdruck auf Herstellervorgaben aufgepumpt und dann über das Bordmenü neu kalibriert werden – üblicherweise erhebt die Werkstatt dafür keine Zusatzkosten. Das Kalibrieren kann man auch selbst im Menü des Bordcomputers vornehmen. Dazu muss das Auto stillstehen.
  • Beim direkten RDKS müssen die Sensoren nach dem Luftdruck-Anpassen ausgelesen werden. Damit wird ermittelt, ob die Sensoren noch funktionieren. Zum Kalibrieren der Sensoren wird hierfür auch eine kurze Probefahrt durchgeführt – also deutlich aufwändiger.

3. Ganzjahresreifen statt Sommerreifen

Ein Ganzjahresreifen ist immer ein Kompromiss zwischen guten Winter- und Sommereigenschaften: Er kann vieles nicht perfekt, aber auch nichts richtig schlecht. Nach Ansicht des TÜV Süd sind die „Generalisten“ mittlerweile so gut geworden, dass sich viele Autofahrer den doppelten Radsatz nebst der nervigen Wechselei und Einlagerei sparen können. Die Allrounder verfügen einerseits über ein „kleines“ Profil mit vielen Rillen für den Winter und andererseits über die „großen“ Längsrillen, die charakteristisch für Sommerreifen sind. Ganzjahresreifen sind besonders für Fahrzeugbesitzer geeignet, die mit einer geringeren Kilometerleistung unter gemäßigten Witterungsbedingungen im stadtnahen Bereich unterwegs sind.

Die Profilierung macht den Unterschied: Links sind Sommerreifen, in der Mitte Allwetterreifen und rechts Winterreifen.
Die Profilierung macht den Unterschied: Links sind Sommerreifen, in der Mitte Allwetterreifen und rechts Winterreifen. Robert Günther/dpa-tmn

Obwohl es kein einheitliches Symbol für die Kennzeichnung von Ganzjahresreifen in Deutschland gibt, können Sie die Allrounder  am Reifenprofil erkennen:

  • Das Matsch-und-Schnee-Symbol erkennen Sie an den Buchstaben M + S an der Außenseite Ihrer Autoreifen.
  • Das Alpine-Symbol besteht aus dem Bild einer Schneeflocke, die von einem Berg-Piktogramm umrahmt ist.
  • Winter- und Allwetterräder, die ab dem 01.01.2018 produziert wurden, tragen beide Symbole, denn seit Anfang 2019 ist die Schneeflocke Pflicht.
ebay
Wann muss man welchen Reifen aufziehen? Ein Überblick eBay-Motors

4. Winterreifen im Sommer - bis wann?

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Winterreifen auch im Sommer zu benutzen. Selbst bei Temperaturen über 20 Grad sehen Experten kein Problem: "Ein verlängerter Bremsweg ist erst bei wirklich hochsommerlichen Temperaturen um 30 Grad zu erwarten", sagt etwa der TÜV Süd.

Der Grund: Sommer- und Winterreifen haben nicht nur unterschiedliche Profile, sondern auch unterschiedliche Gummimischungen. Winterreifen sind etwas weicher, damit sie bei Temperaturen ab 7 Grad abwärts besser haften. Bei modernen Reifen unterscheidet sich der Rollwiderstand bei Sommer- und Winterreifen nicht mehr so stark. Allerdings ist der Verschleiß stärker - ein Grund gegen Winterreifen im Sommer. Winterreifen mit guten Nassbremseigenschaften liegen im Bereich der Sommerreifen, ebenso der Ganzjahresreifen. "Somit zeigen Winterreifen auf nasser Fahrbahn im Sommer nur geringe Nachteile gegenüber Sommerreifen", so der ADAC.

Winterreifen im Sommer verlängern Bremsweg

Anders sieht das bei trockener Straße aus: "Auf trockener Fahrbahn liegen die Schwächen reiner Winterreifen vor allem im Bremsverhalten. Je nach Temperatur bedeutet das bei Tempo 100 einen zusätzlichen Anhalteweg von bis zu 16 Metern. Beim Handling sind die Unterschiede nicht so extrem", so das Fazit des ADAC nach einem Vergleich verschiedener Reifen.

Ein klares "Ja" oder "Nein" gibt es zum Thema Winterreifen im Sommer also nicht - Autofahrer sollten abwägen:

  • Pro: Schlechtere Bremseigenschaften erst bei hohen Temperaturen, keine Probleme bei Nässe
  • Contra: Stärkere Abnutzung, längerer Bremsweg auf trockener Fahrbahn möglich

Hier geht's zum eBay-Motors Reifenratgeber (direkter Link zum pdf)

reifen
Diese Informationen finden Sie auf der Flanke des Autoreifens. eBay-Motors

5. Kleine Reifenkunde - Abkürzungen und Zahlen

Auf der Reifenflanke jedes Reifens findet sich eine Fülle von wichtigen Informationen. Sie können sofort sehen, ob Sie einen Winterreifen vor sich haben oder nicht, wie alt der Pneu ist und für welches maximale Tempo er geeignet ist. 

Beispiel: 195/50 R16 91V 195

  • 195: Reifenbreite in Millimetern
  • 50: Verhältnis von Höhe zu Breite in Prozent
  • R16: Radialreifen mit 16-Zoll Felgendurchmesser
  • 91: Tragfähigkeitsindex (z. B. 91 = 615 kg pro Reifen)
  • V: Geschwindigkeitsindex (z. B. V = bis 240 km/h

DOT-Nummer (Herstellungsdatum)

Beispiel: DOT 1824 bedeutet, dass der Reifen in der 18. Woche des Jahres 2024 produziert wurde.

Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsindex

Der Last-Index oder Load-Index kennzeichnet die Belastbarkeit des Reifens. Jedem LI-Wert wird eine bestimmte Traglast des Reifens bei einem vorgegebenen Luftdruck von 2,5 bar (bei Pkw-Reifen) zugeordnet. Ziffern wie 91, 94, 97 geben die maximale Last pro Reifen in Kilogramm an. „91“ entspricht beispielsweise rund 615 Kilogramm.

Die montierten Reifen müssen mindestens dem in den Fahrzeugpapieren angegebenen LI entsprechen, höhere Werte sind zulässig. Gleich welcher Reifen – zu geringer Druck senkt die Tragfähigkeit. Vergleichsweise neu ist die Kennzeichnung für besonders tragfähige Reifen für schwere Elektrofahrzeuge mit der Kennzeichnung „HL“. Buchstaben wie T, H, V, W, Y zeigen die maximale Geschwindigkeit an (z. B. H = 210 km/h, W = 270 km/h).

Wichtig: Manche Reifen dürfen nur in einer bestimmten Richtung montiert werden: Die Laufrichtung wird durch „Rotation >>>“ angezeigt, die Außenseite durch „Outside“

reifenlabel
Das Reifenlabel muss bei allen neuen Reifen vorhanden sein und informiert über wichtige Eigenschaften wdk Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V.

Weitere Reifen-Kennzeichnungen und Reifenlabel

XL (Extra Load): verstärkte Seitenwand für höhere Traglast.

RF (Runflat): Der Reifen kann nach einer Panne noch eine begrenzte Strecke gefahren werden; weitere Hinweise auf Notlaufeigenschaften sind eine Reihe weiterer Kürzel wie EMT oder ZP.

Die EU hat zudem seit einigen Jahren ein Reifenlabel vorgeschrieben, in dem sich Angaben zum Spritverbrauch und anderen Eigenschaften finden. Dieses Label finden Sie als Aufkleber auf neuen Gummis. Der gemessene Rollwiderstand (Rollwiderstandskoeffizient) des Reifens wird in die Klassen A bis E eingeteilt. Ist ein Fahrzeug komplett mit Reifen der Klasse A ausgestattet, ist laut Reifenherstellern im Vergleich zu einer Ausstattung mit Reifen der Klasse E eine Verbrauchsreduzierung von bis zu 7,5 Prozent möglich.

Hier geht's zum eBay-Motors Reifenratgeber (direkter Link zum pdf)

Reifenwechsel Kosten: Damit müssen Sie rechnen
Wochit