Hühnerprojekt in Kempten verwandelt Reglerhaus in lebendigen Treffpunkt

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Marianne Hartmannsberger (links) und Gisela Sahan bei ihren zutraulichen gefiederten Nachbarinnen im Reglerhaus. Für die Versorgung der sechs Hühner suchen sie noch Mitstreiterinnen und Mitstreiter. © Lüderitz

Ein lebendiges Projekt in Kempten: Die Hühner am Reglerhaus bringen Menschen zusammen und könnten bei ausreichender Unterstützung im Frühjahr zurückkehren. Zum Saisonabschluss gibt es eine Feier mit Erfahrungseindrücken, Kunst und Musik.

Kempten – Sie flattern, picken und gackern: Eineinhalb Jahre lang sorgte eine Schar Hühner für Leben am Reglerhaus der Baukultur. Eigentlich sollte das Projekt „Von Hühnern, Menschen und neuen Verbündeten“, initiiert vom Architekturforum Allgäu und Künstlerin Rahel Seitz jetzt im Dezember enden, doch wenn sich genügend Hühnerversorger und Gelder finden, dann sollen Herta, Cleo, Trudi, Greta, Hanna und Flinki nach ihrem Winterquartier für einen weiteren Sommer zurückkehren.

Franz G. Schröck ist zufrieden. Mit der tierischen Unterstützung wollte das Architekturforum Menschen zusammenbringen. Das einst verwaiste Reglerhaus zwischen Burghalde und Iller sollte ein Treffpunkt sein, sich für Kemptenerinnen und Kemptener in einen lebendigen Ort verwandeln. Dafür sorgten auch Feste, Vorträge, Ausstellungen und Tierpädagogik, oder anderer tierischer Besuch, etwa vom Zirkus Liberta.

„Von Hühnern, Menschen und neuen Verbündeten“: Die Tiere bringen die Menschen zusammen

Letztendlich ging es dem Architekturforum mitunter darum, ein Gespräch über öffentliche Räume in Gang zu setzen und darüber, wer sie wie nutzen kann. „Alle sechs bis acht Wochen hat schon etwas stattgefunden“, resümiert Schröck, der Geschäftsführer des Architekturforums. Bei den Menschen und vor allem bei den Kindern seien die Stadt-Tiere sehr gut angekommen. „Ständig standen Leute am Zaun“, berichtet Rahel Seitz, die das Haus federführend für Mensch und Tier umgestaltet hat.

Eins, zwei, drei – das Huhn legt ein Ei

Ähnliches erleben auch Marianne Hartmannsberger und Gisela Sahan. Sie gehören zu den freiwilligen Helfern aus der Nachbarschaft, die bei der Versorgung der Hühner mit angepackt haben. „Wenn ich dort war, traf ich immer Besucher. Ein Dame im Rollstuhl kam täglich“, erzählt Sahan, „Kinder wollten sehen, wie das Hühnerhaus im Inneren ausschaut, als eines der Tiere krank wurde, haben wir Hinweise bekommen.“ Auch Menschen mit Fluchthintergrund interessierten sich für die Tiere: „Ein Junge hatte zu Hause Hühner, er wirkte traurig und durfte mithelfen.“

So trafen sich Menschen unterschiedlichesten Alters, unterschiedlicher Herkunft oder Lebensumstände – auch innerhalb der Helfergruppe, die die Nachbarschaft enger zusammengeschweißt hat:

Holzplatzquartier sucht Hühner-Helfer

Da ist etwa der 14-jährige Linus, der Sahan mit seinen Kletterkünsten schon einmal einen Schlüssel aus dem Gehege geholt hat, oder der über 80-jährige Norbert, der die Hühner nicht nur versorgt, sondern auch die Feste mit Lyrik bereichert wie „Eins, zwei, drei – das Huhn legt ein Ei – drei, zwei, eins, der Hahn legt keins“.

Wenn sich noch weiter Helferinnen und Helfer finden, die sich einmal die Woche am Misten, Füttern und Eierholen beteiligen oder einspringen möchten, könnte das Projekt im April wieder aufgenommen werden. „Der tägliche Arbeitsaufwand ist klein, aber man muss halt da sein“, so Schröck. Interessierte Hühner-Versorger können sich via Mail an huehner@architekturforum-allgaeu.de melden.

Möglich wird die Hühner-Verlängerung durch eine Verzögerung längerfristiger Ziele. Auf lange Sicht soll das Reglerhaus auch die Geschäftsstelle des Architekturforums beherbergen. Dafür sind umfassende Sanierungsmaßnahmen nötig. Weil die Stadt die Architekten nicht im erhofften Umfang unterstützen kann, will es den Umbau mit mehr Eigenleistung und Sponsoren stemmen. Nun können die Stadt-Hühner noch länger bleiben.

Herbstfest im Altstadthaus

Aber zunächst wird gefeiert. Am Samstag, 9. November, um 19 Uhr im Altstadthaus in der Schützenstraße 2, geben eine Lesung, Musik und eine Ausstellung Einblicke in das partizipative Quartiersprojekt. Anmeldung unter: Telefon 0831/9900385 (werktags von 15 bis 18 Uhr) sowie per E-Mail unter info@architekturforum-allgaeu.de

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