Biden bricht Wahlkampf ab: Corona-Infektion wirft Fragen über Kandidatur auf
Joe Biden muss seine Wahlkampfreise abbrechen. Die Infektion kommt mitten in einer Debatte über seine Eignung als Präsidentschaftskandidat.
Las Vegas – Der Wahlkampf in den USA ist in vollem Gange. US-Präsident Joe Biden muss jetzt aber erst einmal kürzertreten. Der 81-Jährige ist positiv auf das Coronavirus getestet worden und musste deshalb eine wichtige Wahlkampfreise abbrechen. Anders als geplant, reiste Biden vorzeitig aus dem Bundesstaat Nevada ab.
Er fühle sich „gut“, sagte Biden ohne Maske vor der Presse und zeigte einen Daumen nach oben. Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre erklärte, Biden habe „leichte Symptome“. Die Infektion erfolgt inmitten der Debatte über Bidens geistige und körperliche Eignung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten bei der US-Wahl 2024 im November. Kurz vor Bekanntwerden der Infektion hatte Biden in einem Interview mit dem Sender BET gesagt, im Falle einer schweren Erkrankung aus dem Rennen um das Weiße Haus auszusteigen.
Biden wird sich nach Corona-Erkrankung isolieren
Biden sei nach einer Veranstaltung in Las Vegas positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte Jean-Pierre weiter mit. Biden wolle sich nun in sein Privathaus in Rehoboth im Bundesstaat Delaware zurückziehen und dort isolieren, teilte das Weiße Haus mit. Er könne von dort alle Aufgaben aber in vollem Umfang wahrnehmen. Er sei geimpft und habe leichte Symptome. Biden habe eine laufende Nase, trockenen Husten und allgemeines Unwohlsein, erklärte der Arzt Kevin O‘Connor. Biden erhält nach Angaben seiner Sprecherin das Corona-Medikament Paxlovid.
Biden war in Las Vegas unterwegs, um vor allem bei der hispanischen Bevölkerung um Stimmen zu werben. Dort legte er zunächst in einem mexikanischen Restaurant einen Stopp ein, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Danach wollte er bei einer Konferenz einer wichtigen Bürgerrechtsorganisation, die die Interessen der hispanischen Bevölkerung vertritt, auftreten. Dazu kam es aber nicht. Auch ein weiterer Termin musste abgesagt werden.
Bereits vor zwei Jahren Positivtest bei Biden
Biden war im Sommer vor zwei Jahren zuletzt positiv auf das Virus getestet worden. Er wurde auch damals mit dem Medikament Paxlovid behandelt und nur wenige Tage nach dem Ende seiner Corona-Isolation erneut positiv auf das Coronavirus getestet. Dabei habe es sich um einen „Rückfall“ gehandelt, der bei Patienten, die mit dem Paxlovid behandelt wurden, in seltenen Fällen auftrete, hieß es damals. Biden hatte damals nach Angaben des Weißen Hauses einen milden Verlauf.
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Der 81-Jährige gehört wegen seines hohen Alters zur Risikogruppe. Seine Infektion kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich Biden mit einer immer weiter anschwellenden Debatte in seiner Demokratischen Partei über seine geistige und körperliche Eignung als erneuter Präsidentschaftskandidat konfrontiert sieht. Beim ersten TV-Duell gegen Donald Trump hatte Biden auch schon Schnupfen und eine heisere Stimme. Nach Angaben des Weißen Hauses fiel damals ein Coronatest negativ aus.
Biden steht vor der US-Wahl 2024 schwer unter Druck
Biden kämpft derzeit aber an allen Fronten, um seine Präsidentschaftskandidatur zu retten. Nach mehreren anderen Parteikollegen rief nun auch der prominente demokratische Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus, Adam Schiff, Biden auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. In einer Erklärung für die Los Angeles Times appellierte Schiff an Biden, „den Staffelstab weiterzugeben“. Er habe „ernsthafte Zweifel“ daran, dass Biden Trump besiegen könne. „Es steht einfach zu viel auf dem Spiel“, mahnte er.
Trump oder Biden? Es wird spannend im US-Wahlkampf
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Schiff ist ein Vertrauter der früheren demokratischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Beide haben ihre Wahlkreise im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Kalifornien. Und Pelosi hat in der Partei weiterhin großen Einfluss. Die mächtige Demokratin hatte zuletzt in einem Interview gesagt: „Es liegt am Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidiert.“ Sie fügte hinzu: „Wir alle ermutigen ihn, diese Entscheidung zu treffen. Die Zeit wird knapp.“
Der Sender ABC News berichtete am Mittwoch, dass der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, Biden gesagt habe, es sei „besser für das Land“, wenn Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus aussteige. Die Washington Post und die New York Times berichteten derweil, dass Schumer und der Anführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, Biden gewarnt hätten, dass seine Kandidatur die Chancen der Demokraten bei der Wahl gefährde. (dpa/AFP/cs)