Neuer Busfahrplan: Schüler stranden auf dem Weg zur Schule

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Kinder stehen an einer Haltestelle: Für „Fahrschüler“ aus dem Landkreis Ebersberg mit Ziel Gymnasium Kirchheim ergibt sich seit Wochenbeginn eine völlig neue Situation. © Silvia Marks/dpa

Gymnasiasten und Realschüler vorwiegend aus Pliening und Landsham sind von einer geänderten Buslinie 463 kalt erwischt worden.

Pliening - Bei Plienings Bürgermeister Roland Frick, bei Dominique Freytag als Sachbearbeiter im Landratsamt Ebersberg und teils auch beim Leiter des Kirchheimer Gymnasiums, Matthias Wermuth, stehen seit Montag die Telefone sprichwörtlich nicht mehr still. Am Draht zumeist Eltern aus Landsham und Pliening, die sich zum Teil auch in drastischen Worten („Ich bin so wütend...“) darüber beschweren, dass überraschenderweise Änderungen zum Fahrplanwechsel an der Buslinie 463, die zwischen Markt Schwaben, Poing, Pliening und Kirchheim verkehrt, für sie seither den Familienalltag auf neue Proben stellen.

Bis zum Freitag, den 13., war praktisch noch alles in Butter. Bis sich ein Busfahrer von einem Fahrgastschüler mit den Worten verabschiedete, das hier sei seine letzte Fahrt gewesen. Eine Bemerkung eher am Rande, die danach aber Wellen schlug und schnell die Eltern erreichte. „Der Schock war groß, eine Woche vor Weihnachten, der Winter fängt erst an“, schreibt etwa Dörthe Hänsel, Mutter einer zwölfjährigen Tochter aus Landsham, die im drei Kilometer entfernten Kirchheim das Gymnasium besucht und dazu den 463er vormittags und am Nachmittag nutzt. Doch genau das geht inzwischen nicht mehr.

Im Zuge eines Personalwechsels in Vergessenheit geraten?

Was ist passiert? Dominique Freytag ist der für den ÖPNV zuständige Mann im Landratsamt Ebersberg, in dieser Funktion aber erst seit September und an der kritisierten Änderung gar nicht aktiv beteiligt. Beschlossen worden war das alles nämlich schon im Herbst 2022. Aus ausschreibungsrechtlichen Gründen handelte es sich dabei um eine Entscheidung mit zweijährigem Vorlauf. Die praktische Umsetzung erfolgte ergo erst jetzt, also vergangenen Montag. Es sei, versichert Freytag, nicht die Art der Ebersberger Behörde, bei solchen gravierenden Themen Eltern im Dunkeln zu lassen. Sondern rechtzeitig und proaktiv zu informieren. Doch genau das war in diesem Fall nicht geschehen. Sein Vorgänger im Amt schied im März aus, ein halbes Jahr lang war die Stelle verwaist. Im Zuge dieses Personalwechsels muss der Vorgang um die Linie 463 wohl aus dem Fokus geraten sein.

Seit Montag ist das anders. Auch in der Ebersberger Redaktion gingen reihenweise Protest-Mails ein. Mails, die Verzweiflung und massiven Ärger zum Ausdruck bringen. Auch die Poinger Realschüler kämen nachmittags nun nur noch unter erschwerten Bedingungen heim, heißt es.

Laut Schulleitung sind rund 100 Kinder betroffen

Rund 100 Schüler seien betroffen, sagt Schulleiter Matthias Wermuth. Er selbst ist auch erst kurzfristig mit dem neuen Problem konfrontiert worden. Von der Beschlussfassung von 2022 sei man damals nicht informiert worden. Schnell hat man inzwischen Blätter gedruckt, mit aktuellen Fahrplänen. Morgens, sagt er, werde es für den einen oder anderen nun recht knapp. Als Alternative steht immerhin die Linie 262 zur Verfügung. Die entsprechende Haltestelle in Kirchheim aber liegt ein paar hundert Meter (die Rede ist von 500, andere sprechen von 800) von der Schule entfernt und sei vor allem für kleinere Kinder mit schweren Ranzen eine Herausforderung. Zudem komme, dass der 262er morgens eh schon durch Berufspendler stark frequentiert werde. Was aus seiner Sicht helfen würde, wäre ein „Verstärker“-Bus. Diese Linie gehört aber verwaltungstechnisch zum Landkreis München. Seine Lehrer hat Wermuth angewiesen, bei Verspätungen vorerst beide Augen zuzudrücken.

Landratsamt arbeitet fieberhaft an einer Lösung des Problems

Rechtlich zulässig sei die neue Lösung schon, betonen Freytag und Frick. Gleichwohl ist man im Landratsamt Ebersberg nun bemüht, eine Lösung zu finden. Gleich im neuen Jahr wollen sie sich ein eigenes Bild machen. Gespräche mit dem MVV liefen bereits, so Freytag. Dass die Lösungsfindung nicht ganz einfach werden wird, ahnt er inzwischen schon.

Der Schock war groß, eine Woche vor Weihnachten...

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