„Sehen keine Berge und Kirche mehr“: Innenstadt-Zukunft bei Bürgerversammlung im Fokus

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Zur Bürgerversammlung kamen am Dienstagabend rund 120 Zuhörer in die Penzberger Stadthalle. Dort gab Bürgermeister Stefan Korpan seinen Rechenschaftsbericht ab. © Wolfgang Schörner

Die Zukunft der Innenstadt war am Dienstag in der Penzberger Bürgerversammlung das Hauptthema der Diskussionsrunde. Vertreter der Bürgerinitiative verteidigten dabei die Fragestellung zum Menagehaus-Bürgerbegehren. Von anderer Seite gab es den Vorschlag, die Stadt soll den ehemaligen Bayerischen Hof kaufen.

In seinem dreiviertelstündigen Bericht bei der Bürgerversammlung erwähnte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) das Menagehaus nicht, nur, dass es eine „Projektentwicklung im Zentrum der Bahnhofstraße“ gibt. Dafür meldete sich die Bürgerinitiative „Für den Erhalt der Menagehaus-Zeile“ ausgiebig zu Wort. Der Bürgermeister sei „ein Meister im Aussparen heikler Themen“, sagte Max Kapfer, Vorsitzender des Denkmalvereins und Vertreter der Bürgerinitiative, über dessen Bericht.

Bürgerinitiative verteidigt Fragestellung

Kapfer verteidigte in der Bürgerversammlung die Fragestellung des Bürgerbegehrens gegen die jüngste Kritik der Eigentümer des ehemaligen Bayerischen Hofs und des Ahammer-Gebäudes – beide Gebäude sind neben der Menagehaus-Zeile Teil des Bürgerbegehrens. Man bestimme nicht über deren Eigentum, sagte er. Man frage bloß, ob die Bürger dafür sind, ob die Menagehaus-Zeile und andere historische Gebäude erhalten bleiben sollen. Zugleich führte er das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ins Feld, das vor neun Jahren rund 150.000 Euro gekostet habe. Darin seien die Gebäude als stadtbildprägend und erhaltenswert eingestuft worden. „Haben Sie damals auch protestiert?“, fragte Kapfer. Eigentum verpflichte, fügte er an und empfahl, die Gebäude mithilfe der Städtebauförderung zu sanieren.

Früheren Bayerischen Hof kaufen?

Alexandra Link-Lichius schlug indes vor, dass die Stadt das Grundstück mit dem ehemaligen Bayerischen Hof erwirbt. „Die Stadt sollte den Mut haben zuzugreifen“, sagte sie. „Man muss visionär in die Zukunft denken.“ Zugleich warnte sie, dass das Grundstück andernfalls an einen Investor gehen könnte. Nicht akut ist das für Bürgermeister Korpan. Er sagte, solle es tatsächlich so weit kommen, hätte die Stadt das Vorkaufsrecht.

Günther Pfannkuch, einer der Sprecher der Bürgerinitiative, sagte, er sei irritiert, wenn es heiße, Penzberg sei nicht Bad Tölz oder Murnau und man müsse deshalb „quasi keine Rücksicht auf alte Gebäude nehmen“. Es scheine, als ob manchem „ein Freibrief für gigantische sechsstöckige Gebäude“ vorschwebe. Dabei gebe es viele Beispiele für gelungene Modernisierungen, erklärte Pfannkuch. Als ein Beispiel nannte er die „Schöne Aussicht“ in Reindl.

„Bei sechs Stockwerken sehen wir keine Berge und keine Kirche mehr“, sagte Lieselotte Schlossberger, ebenfalls von der Bürgerinitiative. Sie warf Bürgermeister Korpan vor, im Kommunalwahlkampf „mehr Wir“ und Bürgerbeteiligung versprochen zu haben, dies aber nicht einzulösen.

Wunsch nach Planwerkstatt

Konrad Kürzinger wünschte sich, dass die Planwerkstatt für die Innenstadt doch noch stattfindet. Es gehe nicht um einzelne Häuser, sondern um das Gesamtbild. Es gebe auch moderne, gute Architektur, sagte er. Eine Planwerkstatt könnte ihm zufolge verhindern, dass „nicht immer auf Zuruf von Investoren“ reagieren werden müsse. Stadtbaumeister Justus Klement stellte zumindest in Aussicht, so etwas in kleinerem Rahmen zu organisieren.

Maximale Wünsche werden immer wieder „spontan aufploppen“

Das frühere Stadtratsmitglied Richard Kreuzer sagte, Investoren hätten maximale Wünsche, damit es sich für sie in Zeiten hoher Baukosten wirtschaftlich rechnet. Er glaubt, dass immer wieder solche Wünsche „spontan aufploppen“ werden. Der Stadtrat müsse dann genau abwägen. „Aber wir sollten mehr in die Zukunft schauen und nicht so viel in die Vergangenheit, weil nur das die Stadt weiterbringt.“

Investor-Fehler: „Modell mit den Klötzen“

Bürgermeister Korpan sagte, zum Menagehaus gebe es unterschiedliche Meinungen. Die einen wollen es erhalten, die anderen, dass etwas Neues entsteht. Zugleich verwies er darauf, dass alle Gebäude, um die es im Bürgerbegehren geht, in Privateigentum sind und Investoren wirtschaftlich denken müssen. Zum ISEK sagt er, dass es sich um Empfehlungen handle, die sich ändern können. Zur Städtebauförderung berichtete er, dass es 40.000 Euro für die Fassade geben würde, ein niedriger Betrag als Teil von Sanierungskosten.

Laut Korpan hat „Bayernwohnen“, der Eigentümer der Menagehaus-Zeile, einen Fehler gemacht: das „Modell mit den Klötzen“. Jeder habe jetzt dieses Bild vor Augen. So werde es aber nicht geschehen, sagte er. Der Stadtrat werde darauf achten, was zu Penzberg passt und sich einfügt.

Zahlen zu Penzberg

In der Bürgerversammlung gab es am Dienstag einige Zahlen zu Penzberg. Die Stadt hat demnach 17 734 Einwohner (Stand 19. November 2024), davon 9015 weiblich und 8719 männlich. Zum Vergleich: 2018 waren es 17 677. Danach sank die Zahl bis 2022 auf 17 521. In Penzberg leben (Stand 8. November 2024) 124 Asylbewerber, 19 mehr als vor einem Jahr, und 277 Ukrainer, von denen 66 privat untergebracht sind. Vor einem Jahr waren es 103 Ukrainer.

Laut Rathaus gibt es 188 Krippenplätze in sieben Einrichtungen, 680 Kindergartenplätze in zehn Einrichtungen sowie 309 Hortplätze in vier Einrichtungen. In der Mittagsbetreuung stehen 144 Plätze zur Verfügung. Zudem gibt es 19 Plätze bei Tagespflegepersonen und zehn Plätze in der Einstiegsgruppe des Familienzentrums Arche Noah.

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