An heißen Tagen ist Minze der perfekte natürliche Kühler. Doch was macht sie so erfrischend? Eine Expertin erklärt den Grund und teilt erfrischende Rezepte.
Geretsried – An heißen Tagen einen kühlen Kopf zu bewahren – das geht mit Minze ganz hervorragend. Das beliebte, scharf schmeckende Kraut erfrischt vor allem im Sommer. Doch warum fühlt sich Minze kalt an und was lässt sich daraus zaubern, wenn man nach Abkühlung lechzt? Im Interview erklärt die zertifizierte Kräuterpädagogin Caecilia Oponczewski aus Geretsried interessante Fakten rund um den Muntermacher in Grün und verrät zwei erfrischende Rezepte.
Frau Oponczewski, warum fühlt sich Minze kühl an?
Minze erzeugt ein kühles Gefühl im Mund, weil das darin enthaltene ätherische Öl mit dem Namen Menthol unsere Sinneszellen der Zunge gewissermaßen austrickst. Hierfür muss man ein bisschen in die molekulare Struktur der Zunge und Minze eintauchen.
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Unsere Zellen auf der Zunge reagieren auf bestimmte Reize, zum Beispiel auf schmerzhafte Berührungen oder unangenehme Temperaturen. Es gibt Ionenkanäle, sehr kleine Poren in der Zellmembran unserer Zunge, und diese bestimmen, welche Signale weitergeleitet werden. Ein Ionenkanal, der nun bei Kälte aktiv wird, reagiert auch auf dieses Menthol. Er aktiviert die Nervenzellen, die im Mund dafür zuständig sind, Temperaturwechsel zu fühlen. An das Gehirn wird in beiden Fällen das Signal „Die Zunge ist kalt“ gesendet.
Welche positiven Eigenschaften hat die Minze?
Minze wirkt dank des Menthols erfrischend, außerdem hat dieses ätherische Öl nervenstärkende, krampflösende, entzündungshemmende, antimikrobielle und beruhigende Eigenschaften.
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Welche Wirkung hat sie auf unseren Körper und den menschlichen Organismus?
Die Minze ist nicht nur ein schmackhaftes Gewürz, sie ist auch seit Jahrhunderten eine wertvolle Heilpflanze gegen Magenbeschwerden, Bauch- und Menstruationskrämpfe, Kopfschmerzen und Erkältungskrankheiten. Ein Pfefferminztee vor dem Einschlafen hat wohltuende und entspannende Wirkung.
In warmen Ländern ist es nicht ungewöhnlich, Minztee zur Abkühlung zu trinken. Das klingt komisch. Aber wieso hilft Minztee so gut bei Hitze?
Viele Menschen trinken bei Hitze schnell gekühlte Getränke, entweder direkt aus dem Kühlschrank oder auch mit Eiswürfeln. Allerdings ist die Wirkung eher gegenteilig: Bei kalten Getränken versucht der Körper, sie auf Körpertemperatur aufzuheizen. Im Endeffekt wird also mehr Wärme produziert, anstatt den Körper zu kühlen.
Rezepte mit Minze für heiße Sommertage
Kräuter-Fußbad
An heißen Tagen bekommt man gerne mal geschwollene und müde Füße. Da ist ein erfrischendes Fußbad genau das Richtige, meint Caecilia Oponczewski. Wichtig: es sollte Körpertemperatur haben und nicht eiskalt sein.
Für das Fußbad überbrüht Oponczewski je eine Handvoll Minze (aus dem Garten oder Ackerminze) und Beifuß in einem Topf mit kochendem Wasser. „Abkühlen lassen, Kräuter abfiltern und in eine Schüssel gießen. Wer es noch duftend-intensiver mag, kann zusätzlich nochmal frische, etwas klein gehackte Kräuter zugeben. Die Füße dann circa zehn Minuten im Bad abkühlen lassen und anschließend hochlagern.“
Belebend-frischer Kräuter-Tee
„Mein Standard-Getränk ist gerade im Sommer ein Tee aus Ingwer und frischer Gartenminze“, erklärt Oponczewski. „Manchmal nehme ich zur Abwechslung auch gern die Ackerminze, die man draußen reichlich findet, und die ein ebenso feines Aroma hat.“ Doch Achtung, rät die Kräuterpädagogin: „Rossminze ist bei uns noch häufiger, schmeckt aber ein wenig bitterer als die Garten-Sorten.“
Oponczewski: „Aus geraspeltem Ingwer - etwa ein daumengroßes Stück -, und einer Handvoll Minzen-Triebspitzen bereite ich schon frühmorgens eine Kanne Tee, den ich morgens noch heiß, und über den Tag verteilt zimmerwarm, trinke. Nach einer Ziehzeit von circa fünf bis zehn Minuten kann man die Kräuter abfiltern. Der Tee kann auch beliebig mit anderen Kräutern angereichert werden. Der Ingwer sorgt für eine belebende Schärfe, die Minze für ein kühlendes Aroma.“
Was ist die bessere Lösung?
Besser sind lauwarme Getränke, bei denen das Aufheizen wegfällt. Solche Getränke haben sogar eine leicht kühlende Wirkung und sind daher perfekt für warmes Wetter geeignet. Gerade in heißen Gegenden ist Pfefferminztee als Getränk für den ganzen Tag sehr beliebt. Der Minztee kühlt sogar zweimal: dadurch, dass man ihn warm trinkt, und über die kühlende Wirkung des Menthols.
Wofür lässt sich Minze gut verwenden?
Ich verwende Minze gern als Tee. Sie macht auch andere Kräutertees sehr viel schmackhafter, zum Beispiel in Verbindung mit Kamille, Schafgarbe oder Frauenmantel. Außerdem macht sie allein Leitungswasser, in das nur ein Zweig Minze hineingehängt wird und etwas stehen gelassen wird, viel schmackhafter und wesentlich gesünder als aromatisierte Erfrischungsgetränke, die man überall kaufen kann.
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Was kann man noch mit dem Kraut machen?
Es eignet sich hervorragend als Dessert-Pflanze – ob als Deko auf einer Panna Cotta oder auch selbst als Zentrum des Desserts. Natürlich hat Minze auch äußerlich Wirkung auf unseren Körper, etwa als Fußbad.
Gibt es andere Kräuter, mit denen sich heiße Sommertage erträglicher machen lassen?
Ich verwende im Sommer auch gern Ingwer, Zitronenmelisse, Rosmarin oder Basilikum.
Serie: Die Ferien sind da: Einerseits geht es heiß her, andererseits lechzt man nach Abkühlung. In loser Reihenfolge sorgen wir mit unserer Sommerserie für Erfrischung – oder heizen Ihnen richtig ein.