Landschaftsschutzgebiete: Belange der Landwirte werden „verdichtet“ – Arbeitsgruppe befasst sich damit

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Aktuell nicht im Landschaftsschutzgebiet: der Kirchbichl zwischen Hausham und Schliersee (im Bild). © Thomas Plettenberg

Bevor der Kreistag die Landschaftsschutzgebiete neu festsetzt, haben bekanntermaßen die Kommunen das Wort. Besondere Berücksichtigung finden dabei die Belange der Landwirtschaft.

Landkreis – Unter anderem der Gemeinderat Warngau hat, wie berichtet, Flächen zur Herausnahme vorgeschlagen, die längst bebaut oder überplant sind. Unter dem Dach der Gemeinde Warngau sammeln sich nun aber auch weitere Vorschläge, die die Ausgestaltung der Verordnung betreffen: Bürgermeister Klaus Thurnhuber (FWG), zugleich Vorsitzender der Arbeitsgruppe Landschaftsschutzgebiete auf Kreisebene, bündelt derzeit die Belange der Landwirtschaft, um sie später in der Arbeitsgruppe zu besprechen.

Einzelne Gemeinden, darunter etwa Hausham und Schliersee, nutzten diese Gelegenheit bereits, um die zuvor gesammelten Interessen der Landwirte zu kanalisieren. So befürwortete der Gemeinderat Hausham in seiner jüngsten Sitzung zwar den Gebietsumgriff für die Landschaftsschutzgebiete, wie er von der eigenen Rathaus-Verwaltung vorgeschlagen wurde. Demnach sollen unter anderem Flächen zu einer „Abrundung“ des Hauptorts herausgenommen werden, dessen Fläche in seinem Radius aber nicht größer werden. Die textlichen Vorschläge, die aus den Reihen der Landwirtschaft kamen, wollte das Gremium indes nicht eins zu eins unterstützen, da sich einzelne Ratsmitglieder an verschiedenen Streichungen oder Änderungen störten.

Interessen sollen gebündelt werden

Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG) versprach aber, die Vorschläge der Landwirte an den Amtskollegen Thurnhuber zu übergeben. Die Belange sollten, so heißt es im Gemeinderatsbeschluss, „im Rahmen eines Runden Tischs landkreisweit mit der Arbeitsgruppe für die Landschaftsschutzgebiete erörtert werden“. Auch andere Gemeinden seien mit den Anliegen der Landwirtschaft bereits an ihn herangetreten, bestätigt Thurnhuber gegenüber unserer Zeitung. „In Hausham hatten wir eine extra Sitzung dazu, in Gmund und Rottach sogar schon zwei“, sagt der Warngauer Bürgermeister. „Zuerst findet die Abstimmung mit den Landwirten statt, dann die Sitzung mit der Arbeitsgruppe.“ Ziel dabei sei es, die Wünsche „verdichtet“ zu überbringen, erklärt Thurnhuber. Übernommen hat er die Aufgabe als Vorsitzender, weil er schon ab 2017 die Arbeitsgruppe geleitet hatte, die einen Kriterienkatalog zur Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet erarbeiten sollte (wir berichteten). Nun habe ihn Landrat Olaf von Löwis (CSU) gefragt, ob er die Rolle als Vorsitzender nicht erneut übernehmen wolle, berichtet Thurnhuber und scherzt: „Wenn man nicht gleich Nein sagt, ist es schon zu spät.“

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Die Abstimmung mit der Landwirtschaft hält der Warngauer Bürgermeister, der selbst einen Hof bewirtschaftet, für äußerst bedeutend. „Landwirte sind diejenigen, die die Landschaft über Jahrhunderte geprägt haben.“ Es sei wichtig, dass gerade deren Belange auch bei den Landschaftsschutzgebieten einfließen. Viele hätten Ängste und Sorgen, von den Behörden nicht gehört zu werden. „Und seit dem Volksbegehren ,Rettet die Bienen‘ gibt es viel Unmut und Unverständnis.“

Momentan sieht Thurnhuber die Arbeitsgruppe auf einem guten Weg. „Wir sind im Gespräch und reden mit den Leuten darüber, wo die Probleme liegen.“ Es sei wichtig, dass es für die Landwirte keine großartigen Einschränkungen gebe. Schließlich hätten sie die Aufgabe des Landschaftsschutzes bisher „mit Bravour geleistet“, sagt Thurnhuber. „Sonst hätten wir jetzt ja nichts mehr zu schützen.“

Sinkt das Verständnis für Landwirtschaft?

Geäußert haben sich laut Thurnhuber mittlerweile die meisten der interessierten Landwirte, einige Gespräche stehen aber noch aus. Dass sich möglichst viele mit den Inhalten befassen, hält der Bürgermeister für sinnvoll. Schließlich sollten auch Selbstverständlichkeiten aus der Land- und Almwirtschaft mit aufgenommen und festgeschrieben werden. „Den heutigen Politikern sind viele Dinge vollkommen klar. Aber in 30 oder 40 Jahren wird das Verständnis für Landwirtschaft sicher nicht größer sein.“ Wenn die Verordnung praxisnah formuliert sei, müsse sich auch niemand Sorgen machen.

Zangenfeind hatte zuvor auch im Haushamer Gemeinderat beruhigt: Herausgenommene Flächen seien nicht automatisch Baugrund, betonte der Bürgermeister. So liege Außenbereich auch ohne Landschaftsschutzgebiet im Außenbereich. Die Verordnung sei zusätzlich zu allen anderen Auflagen dahingehend zu prüfen, ob der Schutzzweck erfüllt wird. „Das hat in der Vergangenheit Auswüchse verhindert“, stellte Thomas Danzer (SPD) fest. Damit, die Änderungsvorschläge der Landwirtschaft gesondert weiterzugeben, waren auch in Hausham aber alle einverstanden. nap

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