Passen auch auf Kotzhügel auf: So arbeitet Wiesn-Sicherheitsdienst

Explosionen, Tote, Bombendrohung, Wiesn-Sperrung: Der Ausnahmezustand am 1. Oktober hielt ganz München in Atem. Auch nahe des gesperrten Festgeländes war die Situation unter den wartenden Gästen, Bedienungen und Sicherheitsmitarbeitenden angespannt.

"Das war schon fordernd, so etwas gab es so noch nicht", sagt Jonas Timm, Pressesprecher von Securitas Deutschland, zu FOCUS online. Natürlich seien die Securitas-Mitarbeitenden auf so eine Situation vorbereitet gewesen. "Alle Pläne haben gegriffen", sagt er. "Ich bin stolz darauf, dass alle Mitarbeitenden die Stellung gehalten haben." 

Wie Securitas die Sicherheit der Wiesn-Gäste garantiert

Auch am Tag danach hat der Sicherheitsdienst wieder alle Hände voll zu tun, denn wieder strömen die Wiesn-Gäste auf die Theresienwiese und in die Festzelte.

Geändert hat sich an den Sicherheitsmaßnahmen nach der Bedrohungslage nichts. "Wir haben weiterhin ein hohes Kontrollniveau", erklärt Timm. So kontrollieren die Mitarbeitenden schon in den Bereichen vor dem Festgelände die Einhaltung des Waffen- und Messerverbots. Zudem untersuchen sie die Taschen der Festbesucher, schauen nach verbotenen Gegenständen, stichprobenartig auch mit Handsonden.

Nicht jeder Wiesn-Besucher könne mit den Sonden kontrolliert werden, räumt Timm ein. "Das schafft man bei 500.000 Gästen am Tag im Rahmen des gegenwärtigen Sicherheitskonzepts nicht." Selbst, wenn pro Schicht etwa 700 Securitas-Sicherheitsleute im Einsatz sind. 

"Einige Besucher haben sich nicht im Griff"

Bislang sei das Oktoberfest friedlich verlaufen. "Die meisten sind freundlich und kooperativ", sagt der Pressesprecher über die Wiesn-Gäste. Viele von ihnen wollen ordentlich trinken und ausgelassen feiern.

Insgesamt sei das Klientel sehr unterschiedlich, ebenso der Grad der Alkoholisierung. "Einige haben sich aber nicht im Griff und sind rücksichtslos gegenüber ihren Mitmenschen, vor allem solchen in Uniform", sagt er. "Insgesamt beobachten wir aber keine ausufernde Verrohung."

Wofür die Maßkrugwache und Hangstreife zuständig sind

Mitunter erlebe der Sicherheitsdienst auch komische Situationen. "Es gibt zum Beispiel die Maßkrugwache", erklärt der Pressesprecher. "Die achtet darauf, dass die Wiesn-Gäste die Maßkrüge nicht vom Festgelände mitnehmen – einige denken nämlich, dass sie für den Bierpreis auch die Krüge gekauft haben." Rund 59.000 Maßkrüge hat der Ordnungsdienst laut der Wiesn-Halbzeitbilanz in der ersten Woche wieder einkassiert.

Auch die Hangstreife leiste einen eher außergewöhnlichen Dienst. Sie behält die Leute, die meist stark alkoholisiert am Hang – auch "Kotzhügel" genannt – liegen, im Blick. So würden die Mitarbeitenden sicherstellen, dass niemand zu lange dort liegen bleibe oder zu Schaden komme. Häufig müssten sie in dem Zuge auch die Sanitäter hinzuziehen. 

Beim Wiesn-Run wurde eine Kollegin verletzt

Doch neben den ernsten und kuriosen Situationen gibt es auch Momente der Wertschätzung und Dankbarkeit seitens der Gäste. "Manche sagen: 'Ich fühle mich hier sicher – das ist ein großes Kompliment'", sagt Timm.

Wie der Pressesprecher erklärt, durchlaufen alle Sicherheitsleute vor ihrem Einsatz mehrere Schulungen und Prüfungen zu ihrem Hintergrund. "Sie müssen alle eine weiße Weste vorweisen und dürfen keine Vorstrafen haben", sagt er. Spezifisch für das Oktoberfest folgen dann noch weitere Schulungen.

Gleichwohl die Mitarbeitenden für die Gäste bisweilen auch ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzen – "es gibt immer, wie auch bei Polizei und Rettungskräften, ein Grundrisiko" –, sei bislang niemand aus dem Team verletzt worden. "Nur beim Wiesn-Run wurde eine Kollegin umgelaufen, sie fiel dann für diesen Tag aus", sagt der Pressesprecher. Zwar setze sich der Sicherheitsdienst dafür ein, diesen Wiesn-Run zu ermöglichen. "Aber da möchten wir auch appellieren, menschlich zu bleiben und umsichtig zu sein."