Erster Schritt getan: Krankenhaus Weilheim plant Erweiterung

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Im Innenhof des Krankenhaus-Baus gut zu erkennen sind die vom Landkreis finanzierten Container, in denen bislang die außerplanmäßigen Betten aufgestellt waren. Nun soll eine dauerhafte Lösung entwickelt werden. © Ralf Ruder

Betten im Krankenhausplan des Freistaats, die bislang für Schongau vorgesehen waren, sollen nach Weilheim wandern. Dort könnten bald die Bautrupps anrücken.

Die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH plant eine deutliche Erweiterung des Weilheimer Krankenhauses. Das erklärte Geschäftsführer Thomas Lippmann am Freitag im Gespräch mit der Heimatzeitung. Landrätin Andrea Jochner-Weiß hatte im Kreistag berichtet, dass eine „massive“ Erhöhung der Zahl der Planbetten in Weilheim ins Haus stehe.

Luftaufnahme des Gesundheitszentrums „SOGesund“ in Schongau.
„Tagsüber so viele Fachärzte wie noch nie zuvor“ gibt es laut Geschäftsführer Thomas Lippmann im „SOGesund“ in Schongau. © Hans-Helmut Herold

Lippmann ging ins Detail: Bislang standen im Krankenhaus-Plan 170 Betten für Weilheim und 160 Betten für Schongau. Nachdem das Krankenhaus in Schongau in das Gesundheitszentrum „SOGesund“ umgewandelt worden war, werden dort nicht mehr so viele Planbetten benötigt. „Wir werden beantragen, für Schongau die 40 Betten, die noch auf der einzig verbliebenen Station genutzt werden, im Plan zu belassen“, so Lippmann. Im Gegenzug soll die Zahl der Betten in Weilheim deutlich aufgestockt werden. Ziel ist laut dem Geschäftsführer, für Weilheim „deutlich über 200, bis 300 Betten“ im Krankenhaus-Plan stehen zu haben. Wieviel genau es werden, sei „noch nicht in Stein gemeißelt“, da der Krankenhaus-Planungsausschuss des Freistaats erst im November entscheiden werde, so Lippmann.

Ich bin fassungslos und stocksauer über die Nachrichten aus Berlin.

Die Geschäftsführung der GmbH verfolgt damit einen klaren Plan: Der Standort Weilheim soll deutlich ausgebaut werden. Das wird nötig, weil Weilheim die Anerkennung als Schwerpunktversorger des Levels 2 anstrebt. Dafür müssen sogenannte „Leistungsgruppen“ beantragt werden. Diese weisen die nötigen Rahmenbedingungen – personell und technisch – für die Behandlung bestimmter Krankheiten nach. Lippmann sieht die Krankenhaus GmbH bestens gerüstet für die Einstufung der Leistungsgruppen: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und erfüllen die Kriterien.“

Derzeit werden in Weilheim 220 Betten betrieben – deutlich mehr, als im Krankenhaus-Plan stehen. Ein erheblicher Teil dieser Betten findet sich in dem Containerkomplex auf dem Innenhof, den der Landkreis komplett aus eigener Tasche finanziert hat. Lippmann strebt nun eine dauerhafte Lösung an.

„Wir sind gemeinsam mit einer Fachfirma in die Planung eingestiegen“, kündigte er an. Es werde angesichts der räumlichen Enge am Weilheimer Krankenhaus „nicht einfach“, aber er sei zuversichtlich. Gibt der Kreistag seine Zustimmung und laufe alles optimal, könnte in fünf bis sechs Jahren das Container-Provisorium verschwunden und der Umbau abgeschlossen sein.

Bei der Finanzierung des Vorhabens kommt dann die Bettenzahl im Krankenhausplan ins Spiel. Im normalen Betrieb sei die Zahl der Planbetten relativ irrelevant, so Lippmann. Es gebe zwar eine kleine Pauschale pro Bett, die wirke sich aber kaum auf das Betriebsergebnis aus. Wichtig seien die Planbetten bei Investitionen. Denn nur Betten, die im Krankenhausplan stehen, können vom Freistaat gefördert werden. Und Lippmann möchte den Bärenanteil der für den Umbau nötigen Investitionen über die „Krankenhaus-Milliarde“ des Freistaats und nicht aus dem Kreishaushalt finanzieren.

Bundesregierung bricht Zusagen

Das wird auch nötig sein, denn schon die laufenden Zuschüsse für die Krankenhaus GmbH überlasten die Finanzen des Landkreises deutlich. Im kommenden Jahr sollen erstmals Kredite aufgenommen werden, um die Zuschüsse für die GmbH zu finanzieren, die eigentlich beschlossenen Zuschuss-Obergrenzen können bei weitem nicht eingehalten werden.

Die Schuld daran liegt laut Lippmann insbesondere bei der Bundesregierung. Denn die breche ihre in der erst im vergangenen Jahr beschlossenen Krankenhausreform getroffenen Versprechen. Gerade erst sei bekannt geworden, dass der „Inflationsausgleich“, den der Bund den Krankenhäusern zur Verfügung stellt, um die Hälfte gekürzt werden soll. Für die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH bedeutet das zusätzliche Einnahmeverluste in Höhe von 1,5 bis 2 Millionen Euro.

„Ich bin fassungslos und stocksauer“, sagt Lippmann zu diesem Thema. Das sei nichts anderes als Wortbruch. Das würden auch die Deutsche und die Bayerische Krankenhausgesellschaft so sehen. Die Kosten in den Krankenhäusern seien in den vergangenen Jahren genauso gestiegen wie überall sonst. Doch er könne seine „Preise nun mal nicht selbst machen wie jedes andere Unternehmen“, sondern sei auf das angewiesen, was die Krankenkassen für die Behandlung bezahlen. Und in deren Fallpauschalen seien die Inflationskosten nicht berücksichtigt.

„Am Ende trifft es wieder vor allem die Kommunen“, so Lippmann. Denn die müssten die höheren Defizite ihrer Krankenhäuser ausgleichen, was „ihre Haushalte komplett zerreißt“. Wenn gespart werden müsse, um die Krankenkassenbeiträge stabil zu halten, dann „bitte an die versicherungsfremden Leistungen gehen und nicht an die Krankenhäuser. Die, die selbst vor der Insolvenz stehen – die Krankenhäuser – sollen andernorts die Löcher stopfen. Das ist absurd.“ Ganz im Gegenteil: Lippmann fordert eine Sonderförderung für Investitionen, die durch die Krankenhausreform notwendig werden. Wie die Umwandlung des Schongauer Krankenhauses ins „SOGesund“.

Der Geschäftsführer ist weiterhin überzeugt, dass die richtige Entscheidung getroffen wurde. „Wir haben tagsüber in Schongau jetzt deutlich mehr Fachärzte unterschiedlichster Fachrichtungen vor Ort als zuvor“, sagt er. Das Interesse an dem Projekt sei groß, viele würden nach Schongau kommen, um sich anzuschauen, wie der Wandel gestaltet werden könne. Im Oktober findet im „SOGesund“ ein Landrätetreffen statt, im Januar hat sich Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach zur Stippvisite im Schongauer Gesundheitszentrum angesagt.

Keine Pauschalen für das „SOGesund“

Finanziell schlägt sich die durchaus erfolgreiche Transformation gleichwohl nach wie vor nicht nieder. Von den in der Krankenhausreform versprochenen Tagespauschalen für Betten bei „Sektorenübergreifenden Versorgern“ fehlt nach wie vor jede Spur. Damit schreibt das „SOGesund“, das von der Bevölkerung mittlerweile sehr gut angenommen wird, weiterhin tiefrote Zahlen.

Und deswegen steht die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH auch nach wie vor unter insolvenzrechtlicher Beratung. In regelmäßigen Abständen wird überprüft, ob die Gesellschaft weiter ihre Rechnungen bezahlen kann und das auch auf absehbare Zeit können wird. Das wiederum lässt den Kreisräten kaum eine Chance, die Zuschüsse zu begrenzen. Denn wenn der Landkreis nicht die Verluste ausgleicht, würde Krankenhauschef Lippmann umgehend den Gang zum Insolvenzgericht antreten müssen.

Derartige Insolvenzen bei deutschen Krankenhäusern würden sich in letzter Zeit häufen, so Lippmann. Mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheitsversorgung vor Ort: „Wenn Krankenhäuser unkontrolliert vom Netz gehen, weil ihre Landkreise die Zuschüsse nicht mehr zahlen können oder wollen, drohen Versorgungslücken“, so Lippmann.